Am Ende standen andere Dinge im Mittelpunkt der Gespräche als das Tor-Debüt von Joao Victor. Es ging vielmehr um die übertrieben lange fünfminütige Nachspielzeit des völlig überforderten Schiedsrichters Sergej Ivanov aus Russland, den arg umstrittenen späten Ausgleich von Gastgeber Gent durch Roman Yaremchuk, dessen hohes und gestrecktes Bein gegen Marcel Tisserand ungeahndet blieb. Was sich der VfL Wolfsburg ankreiden lassen musste, war die schwächere zweite Hälfte nach überragendem ersten Durchgang, die vielen Ballverluste nach der Pause nach zuvor so zielgerichtetem schnörkellosen Spiel nach vorne. Der fehlende Zugriff in der Defensive, der überhaupt dazu führte, dass Gent in der vierten Minute der Nachspielzeit noch einmal eine Chance bekam.
Und so wurde es für Joao Victor eine Tor-Premiere mit Makel. Ein schneller Antritt, ein Dribbling, ein satter Abschluss mit dem starken linken Fuß, ein sehenswerter erster Treffer für den Mann mit der Rückennummer 40. In der 24. Minute markierte der Offensivmann das 2:0 - alles sah nach einem Wolfsburger Sieg aus. Jedoch: Victor hätte seinen bislang besten Auftritt im VfL-Trikot krönen können. In der 37. Minute muss der Brasilianer nach Hereingabe von Renato Steffen für die Entscheidung sorgen, er setzte den Ball jedoch frei vor dem Tor über die Kiste. Statt 3:0 stand es kurze Zeit später 2:1 - weil Victor vor dem Anschluss der Belgier den Ball verlor.
Und doch war der Auftritt des Neuzugangs aus Linz ein Schritt nach vorne. Victor, bislang nur als Vorbereiter in Erscheinung getreten, traf erstmals für den VfL, kommt immer besser an bei dem Bundesligisten. Anpassungsprobleme waren bei dem 25-Jährigen, der 2015 aus Brasilien in die 2. Österreichische Liga nach Kapfenberg gewechselt war und über Linz im Sommer nach Wolfsburg kam, nicht zu übersehen. Joao Victor spielte viel, längst nicht alles gelang ihm in seinen ersten Wochen im VfL-Trikot.
Doch der Neuzugang fasst Fuß, ist extrem lernwillig, als Kenner des Glasner-Fußballs aus Linz enorm wichtig für die Umsetzung der Spielidee des Trainers. Der Linksfuß weiß, was der Coach will, fungiert praktisch als dessen verlängerter Arm in der Offensive. Wer die Philosophie Glasners verinnerliche, ist sich der Offensivmann sicher, "der wird bei ihm erfolgreich sein". Joao Victor ist auf dem richtigen Weg - auch wenn noch nicht alles perfekt läuft.
