Champions League

100 Tage Real - Özils Bilanz ist königlich

22-Jähriger glänzt im Schatten von Cristiano Ronaldo

100 Tage Real - Özils Bilanz ist königlich

Mesut Özil holt den Elfmeter zum 4:0-Endstand durch Cristiano Ronaldo heraus.

Mesut Özil holt den Elfmeter zum 4:0-Endstand durch Cristiano Ronaldo heraus. picture-alliance

Der Linksfuß tänzelte von der ersten bis zur letzten Minute durch die Reihen der überforderten Ajax-Spieler. Seine artistische Vorlage zum 1:0 durch Benzema, als er einen weiten Flugball mit der Hacke auf den heranstürzenden Franzosen zurücklegte, war nur eine von vielen Aktionen des deutschen Nationalspielers, die die über 50.000 Zuschauer in der Amsterdam-Arena verzückte.

"Ich bin sehr zufrieden", sagte der 22-Jährige nach dem Spiel gegenüber kicker-tv. Zwar mussten die Madrilenen laut Özil mehr beißen, als es das Ergebnis vermuten lässt, doch konnten sich diesmal auch Spieler aus der zweiten Reihe profilieren. So wie zum Beispiel 35-Millionen-Euro-Stürmer Karim Benzema. Oder Lassana Diarra, der für den angeschlagenen Sami Khedira auf der Doppelsechs neben Xabi Alonso spielte. "Wir haben viele Spieler gehabt, die angeschlagen waren und die, die rein gekommen sind, haben Gas gegeben und verdient das Spiel gewonnen."

Neben Özil strahlte bei Real einmal mehr der Stern von Cristiano Ronaldo am hellsten. Der Portugiese, der ganz anders als Özil auf dem Platz die große Show bevorzugt und auch in Amsterdam wegen diverser Aktionen (Elfmeter geschunden oder nicht?) den Unmut der Zuschauer auf sich zog. Mit zwei Toren - ein knackiger Linksschuss und ein provozierend lässiger Elfmeter - so avancierte der Offensivmann zum Man of the Match.

Er ist wirklich ein feiner Kerl, er hilft jedem und ist nicht arrogant.

Mesut Özil über Cristiano Ronaldo

In der Phase, in der Ronaldo mit einigen Solo-Einlagen energisch auf eigene Torerfolge drängte, hatte es kurzfristig den Anschein, als liefe das Spiel ein wenig an Özil vorbei. Der Deutsch-Türke sah das nicht so problematisch. "Die Mannschaft hat mich gut unterstützt, heute konnten wir wieder sehen, dass wir gut harmonieren und es hat sehr viel Spaß gemacht."

Zwei, die sich verstehen: Cristiano Ronaldo und Mesut Özil.

Zwei, die sich verstehen: Cristiano Ronaldo und Mesut Özil. picture-alliance

Überhaupt kommt der schüchtern wirkende Mann aus Gelsenkirchen bestens mit CR7 zurecht - auch außerhalb des Platzes. "Er ist wirklich ein feiner Kerl, er hilft jedem und ist nicht arrogant und er ist natürlich ein Weltklassespieler. Bis jetzt läuft es sehr gut bei ihm, freut mich für ihn. Man kann in der Liga, in der Champions League sehen, dass er viele Tore, wichtige Tore macht und es macht einfach Spaß mit ihm zusammenzuspielen."

Apropos Spaß - das scheint der Hauptantrieb bei Özil zu sein. "Ich bin froh, wenn ich auf dem Platz bin und spielen kann." So einfach scheint dies zu sein. Hinzu kommt das grenzenlose Vertrauen, das ihm sein Trainer Mourinho schenkt und der seine Wertschätzung für den ehemaligen Bremer gerne auch mitteilt. Im Vorfeld des Ajax-Spiels bezeichnete Mourinho Özil als "galaktisch", ein durchaus vorbelasteter Begriff in Verbindung mit Real.

Denn gerade die "Galaktischen" um Ronaldo, Beckham, Cannavaro, Sneijder, Robben, Kaka & Co gewannen mit Real auf Europas Bühne in den vergangenen acht Jahren keinen Blumentopf. Deshalb kam Meistertrainer Mourinho nach Madrid und ist dabei ein Team zu formen, das das schöne Spiel anbietet, aber mehr noch darauf aus ist, wieder jährlich den Briefkopf zu ändern. "Unser Ziel ist natürlich alle Titel zu gewinnen und dafür werden wir alles geben", gibt Özil unaufgeregt zu Protokoll.

Genauso selbstverständlich spricht er auch über die Tatsache, dass er als vermeintlicher No-Name aus der Provinz Bremen zum größten Klub der Welt wechselte. "Ich bin ja hier hingewechselt, um zu spielen. Ich weiß, was ich kann." Bisher tat er das in jedem Spiel in der Liga und in der Champions League - zum Auftakt der Primera Division wurde er eingewechselt, genauso in Auxerre.

Nur eine Sache trübt derzeit Özils Gefühlslage. Werder Bremen, sein Ex-Klub. Er schaue "auf jeden Fall" mit einem traurigen Auge zurück, "ich habe ja noch mit vielen Spielern Kontakt. Ich wünsche denen alles Gute, dass sie das schaffen." Was er mit dem "das" meinte, erklärte er nicht näher, aber er meinte wohl die Gesamtsituation. Genau die passt bei Özil nach exakt 100 Tagen im Reich der Königlichen.