Nach über drei Monaten Corona-Zwangspause nahm der italienische Fußball Mitte Juni 2020 wieder Fahrt auf - und ließ vor dem Re-Start der Serie A erst einmal die Coppa Italia fertigspielen. Im zweiten Halbfinalrückspiel zwischen der SSC Neapel und Inter Mailand (1:0 im Hinspiel) wurde im altehrwürdigen San Paolo der Gegner von Juventus (0:0 gegen Milan) gesucht.
Dazu konnten die beiden Trainer Gennaro Gattuso und Antonio Conte auf ihre Aushängeschilder zurückgreifen - und mussten zunächst einmal mitansehen, wie das Spiel äußerst kurios startete. Denn nach nicht einmal zwei kompletten Minuten stand es schon 1:0 für die Mailänder. Standard-Ass Eriksen, im Winter von Tottenham gekommen, drehte einen Eckstoß direkt aufs Tor - und verwandelte so tatsächlich! Das Skurrile dabei: SSC-Abwehrmann di Lorenzo ging zum Kopfball hoch und erwischte den Ball nur leicht mit dem Hinterkopf. Der sichtlich überraschte Torwart Ospina bekam die Kugel am Ende auf der Torlinie sogar durch die Hosenträger.
Mertens liegt vor zwei Vereinslegenden
Obwohl beiden Teams insgesamt anzusehen war, dass sie erst einmal Zeit brauchten, um mit den besonderen Umständen (erstes Geisterspiel, fehlende Wettkampfpraxis) zurechtzukommen. Dennoch hatte Inter klar die Oberhand, die Nerazzurri erspielten sich mit der Führung im Rücken Chance um Chance. Doch weder Candreva (16.), Lukaku (28., 32.) noch erneut Candreva (40.) konnten auch beste Möglichkeiten verwerten.
Was sich rächen sollte: Nach einem gedankenschnellen Abschlag Ospinas rannte Insigne Gegenspieler Eriksen davon und legte im Strafraum angekommen auch noch lässig quer für den freistehenden Mertens. Der Belgier schob lockerleicht zum 1:1 ein - und schrieb damit auch noch SSC-Geschichte: Mit nunmehr 122 Treffern für die Partenopei hat der seit 2013 in Süditalien kickende Nationalspieler nach Legende Diego Maradona (115 Tore) auch Ikone Marek Hamsik (121) abgelöst.
Ospina bläst Inters Schlussoffensive aus
In den zweiten 45 Minuten schalteten die Süditaliener auf Verteidigungsmodus um, stellten sich tief in der eigenen Hälfte auf und ließen den FC Internazionale kontinuierlich anrennen. Chancen waren so absolute Mangelware - bis zur 75. Minute, als die beiden Joker Moses und Alexis Sanchez eine letztlich vergebene Möglichkeit herausarbeiteten. Die Nerazzurri bließen nochmals zur Schlussoffensive und scheiterten nur um Haaresbreite: Erst verzweifelte Eriksen mit einem Flachschuss aus nächster Nähe an einer Weltklasse-Tat von Keeper Ospina (82.), dann vergab Lukaku einen Kopfball (84.). SSC-Abwehrchef Koulibaly & Co. brachten die restlichen Minuten über die Zeit - und freuten sich nach dem Schlusspfiff inniglich über den Einzug ins Finale der Coppa Italia.
Für die bislang fünfmal in der Coppa erfolgreichen Neapolitaner steht am kommenden Mittwoch (21 Uhr, LIVE! bei kicker) im Duell mit Juventus Turin damit das erste Pokalendspiel seit 2014 (3:1 gegen Florenz) an.