Leverkusens Coach Peter Bosz baute seine Startelf im Vergleich zum knappen, leicht glücklichen 2:1 gegen Zweitligist Stuttgart im Achtelfinale des DFB-Pokals auch gezwungenermaßen auf fünf Stellen um: Dragovic, Weiser (jeweils Bank), Palacios (Rückenprobleme), Demirbay (Gelb-Rot-Sperre) und Alario (Bank) mussten weichen für Lars Bender, den 21-jährigen Neuzugang Tapsoba (Debüt, im Winter von Vitoria Guimaraes gekommen), Tah, Amiri und Volland.
Dortmunds Trainer Lucien Favre war direkt nach dem überraschenden 2:3-Pokal-Aus in Bremen auf seine beiden nicht von Beginn an gebrachten Top-Neuzugänge angesprochen worden - und schickte diese nun ins Rennen. So durften der ehemalige Salzburger sowie Fließbandtorschütze Haaland (sieben Treffer in drei Ligaspielen, ein Treffer im DFB-Pokal), der von Juventus gekommene deutsche Nationalspieler Can und obendrein noch Guerreiro vom Start weg für Kapitän Reus (Muskelverletzung), Hazard und Schulz (jeweils Bank) ran.
Tempo, Tempo, Tempo
Vom Start weg zeigten beide Klubs interessante Ansätze - der BVB spielte aus einer Viererkette heraus, Bayer agierte offensiv. Das führte auch dazu, dass etwa Bellarabi an diesem Abend hin- und hersprinten sowie mächtig Arbeit verrichten musste. Es wurde auf beiden Seiten gepresst, nach Balleroberungen schnell umgeschaltet. Und auch Chancen sprangen direkt heraus: Diaby wurde von Hummels geblockt (3.), auf der anderen Seite verpasst Haaland (5.).
Volland, Hummels, Diaby
In Minute 19 folgte dann die bis dato beste Möglichkeit dieses teils atemberaubenden Duells: Haaland donnerte den Ball aus spitzem Winkel aufs Tor, scheiterte jedoch an einer starken Tat von Schlussmann Hradecky. Der Keeper leitete im Anschluss direkt einen Angriff seiner Farben ein - und damit das 1:0: Hradecky, Havertz, Amiri und Volland, der mit einem sauberen Steilpass geschickt wurde, hießen dabei die Stationen. Der Stürmer kochte dabei auch den etwas ungünstig postierten Akanji ab und traf präzise ins rechte untere Eck. Torwart Bürki war ohne Chance (20.).
Bundesliga, 21. Spieltag
Lange hielten sich die Schwarz-Gelben mit dem 0:1 aber nicht auf: Erst scheiterte Brandt erneut an Hradecky (21.), ehe Hummels nach einer gefährlichen Sancho-Ecke in typischer Manier angeflogen kam und den Ball unhaltbar links unter die Querlatte einköpfte (22.). Damit traf der Weltmeister von 2014 in der zwölften Bundesliga-Saison in Folge mindestens einmal. Drei Minuten später zählte indes ein Volleytor von Diaby aufgrund von Abseits nicht.
Can, Witsel, Volland
Doch damit nicht genug mit den ersten 45 Minuten. Weil ein in dieser Phase verstärkt drückender und sauber kombinierender BVB die Oberhand gewann, sprang mit einem waschechten Traumtor das 2:1 heraus. Neuzugang Can erhielt den Ball etwas mehr als 30 Meter vor dem gegnerischen Kasten, fackelte nicht lang und drehte die Kugel unhaltbar rechts oben in den Winkel (33.). Und kurz vor der Pause vergab erst Witsel aus bester Lage mit seinem Direktversuch das mögliche 3:1, ehe auf der anderen Seite Tah den Ball im Spiel hielt, Volland fand - und dieser mit etwas Glück (Zagadou fälschte ab) noch das 2:2 verbuchte. Was für ein Spiel, was für eine Halbzeit!
Reyna, Havertz, Guerreiro
Zu früh gefreut: Nach Emre Cans Traumtor war noch weit mehr geboten an diesem Abend - inklusive 3:4 für den BVB. imago images
Mit Wiederbeginn kehrte zunächst Ruhe ein, beide Teams stimmten sich besser aufeinander ab. Allerdings hatten die Westfalen weiterhin das Zepter in der Hand - und in der 52. Minute das Tor zum 3:2 erzielt. Sancho und Hakimi kombinierten sich stark nach vorn, ehe der junge Engländer aus nächster Nähe traf (52.). Der Video-Assistent meldete sich aber umgehend, was letztlich ein vorangegangenes Foul von Joker Reyna an Lars Bender entlarvte (54.). Es blieb somit beim 2:2 - auch nachdem jener Reyna nur den linken Pfosten traf (58.).
Wenig später erspielte sich die Werkself dann die erste gute Chance des zweiten Abschnitts - und was für eine: Volland schickte Havertz allein auf Reisen. Doch frei vor Keeper Bürki angekommen, spielte der deutsche Nationalspieler nicht quer auf Diaby, sondern schoss die Kugel rechts an den Pfosten. Das rächte sich: Auf der anderen Seite traf Guerreiro nach sensationeller Vorarbeit von Sancho und Hakimi souverän rechts unten zum 3:2 (65.).
Bailey, Lars Bender, Witsel
Lange Zeit hatte der BVB das Geschehen auch in der Folge im Griff, ehe sich die Favre-Elf überraschend weit zurückzog. Das nutzte Bayer eiskalt, um selbst wieder Druck zu erzeugen und sogar noch zu gewinnen: Denn erst traf Joker Bailey nach unglücklicher Rettungstat von Can zum 3:3 (81.), ehe eine Minute später Lars Bender nach feiner Sinkgraven-Flanke einflog und seinen Kopfball versenkte (82.). Davon konnten sich die Borussen nicht mehr erholen, wenngleich Witsel noch eine große Möglichkeit vergab (90.). Der nächste Rückschlag im Meisterschaftsrennen war somit perfekt für den BVB, während die Werkself wieder mitmischt.
Leverkusen gastiert am Samstag (15.30 Uhr) bei Union Berlin. Für Dortmund geht es bereits am Freitag (20.30 Uhr) gegen Frankfurt weiter.