Im Vorfeld der Partie ging es im deutschen Lager nur um eine Frage - kann Marozsan spielen? Die Antwort: Ja, aber nicht von Beginn an. Die deutsche Spielmacherin nahm zunächst auf der Bank Platz. Nationaltrainerin Martina Voss-Tecklenburg tauschte nach dem 3:0-Erfolg über Nigeria im Achtelfinale zweimal: Für Schweers und Leupolz (beide Bank) starteten Simon und Dallmann.
Schwedens Coach Peter Gerhardsson vertraute denselben Spielerinnen, die beim 1:0-Sieg gegen Kanada im Achtelfinale begonnen hatten.
Voss-Tecklenburg ließ ihre Mannschaft erstmals in diesem Turnier in einem 4-2-3-1-System agieren, anstatt auf das gewohnte 4-3-3 zurückzugreifen. Dabei agierte Angreiferin Popp im defensiven Mittelfeld und Schüller als einzige Stürmerin.
Jakobsson antwortet auf Magull
Von der ersten Sekunde an gestaltete sich die Partie offen, fast jeder Angriff fand in der ersten halben Stunde seinen Weg in einen der Strafräume. Die deutschen Spielerinnen überzeugten dabei mit direktem Kombinationsfußball, Schweden mit schnellen Gegenzügen nach Ballgewinnen. Wie in der 12. Minute, als Jakobsson alleine vor Schult auftauchte, diese aber nicht überwinden konnte.
Das Viertelfinale im Überblick
Deutlich besser machte es auf der Gegenseite Magull, die sich die Kugel nach feinem Schnittstellenpass von Däbritz selbst hochlegte und anschließend sehenswert per Seitfallzieher durch die Beine von Torfrau Lindahl vollendete (16.). Wirklich lange währte die Freude allerdings nicht - wegen eines Fehlers von Innenverteidigerin Hegering, die einen schwedischen Befreiungsschlag unterlief und Jakobsson so die Chance ermöglichte, ihren Fehlschuss wieder gut zu machen - 1:1 und das erste deutsche Gegentor im Turnier (22.).
Kalte Dusche nach der Pause
In der Schlussphase der ersten Hälfte ließ die DFB-Elf den Spielfluss aus der Anfangsphase vermissen und kam demnach zu keiner weiteren Torgelgenheit. Stattdessen wurde Schweden stärker: Blackstenius (37., 42.) und Rolfö (43.) verpassten vor dem Halbzeitpfiff die schwedische Führung.
Voss-Tecklenburg reagierte auf die Spielentwicklung und brachte die deutsche Hoffnungsträgerin Marozsan für Dallmann. Doch anstatt einer Verbesserung des Spiels, gab es direkt nach Wiederanpfiff einen Nackenschlag für die deutsche Elf: Bei einer Flanke von Jakobsson passte die defensive Zuteilung nicht, sodass Rolfö freistehend köpfen konnte. Zwar parierte Schult zunächst stark, doch beim Nachschuss von Blackstenius war sie machtlos (48.). Allerdings: Vor dem Tor gab es ein Foulspiel von Glas an Magull, das Schiedsrichterin Stephanie Frappart nicht ahndete.
Obwohl die Schwedinnen weiter hoch anpressten und sich nicht am eigenen Sechzehner verbarrikadierten, ging der deutsche Kombinationsfußball aus großen Teilen der ersten Hälfte verloren. Ohne Ideen kam Deutschland im zweiten Durchgang nur zu einer richtigen Torchance. Die eingewechselte Oberdorf verpasste das leere Tor - Torhüterin Lindahl war am Ball vorbeigeflogen - per Kopfball (88.).
Weil Schweden Chancen auf das 3:1 durch Blackstenius (71., 88.) und Jakobsson (78.) liegen ließ, blieb es beim knappen Sieg für Schweden, das damit den ersten Sieg gegen Deutschland seit 1995 feierten und am Mittwoch (21 Uhr, LIVE! bei kicker.de) im Halbfinale auf die Niederlande trifft.