Bayer-Trainer Heiko Herrlich, der mit seinem Team bis dato eine starke Heimbilanz vorzuweisen hatte (3/2/0), reagierte auf das 1:1 beim FC Augsburg von vor der Länderspielpause mit zwei personellen Wechseln: Mehmedi und Kohr starteten anstelle von Sven Bender (Rippenbrüche) und Baumgartlinger (Bank).
Leipzigs Coach Ralph Hasenhüttl rotierte nach dem knappen 2:1 über Hannover 96 derweil ganze fünfmal: Bernardo, Orban (zurück nach Rotsperre), Keita, Kampl und Forsberg durften anstelle von Klostermann, Upamecano, Laimer, Bruma und Poulsen (jeweils auf der Bank) von Beginn an ran. Die Maßnahmen waren auch darin begründet, dass Hasenhüttl im Vorfeld zugegeben hatte, dass das direkt bevorstehende Champions-League-Gastspiel in Monaco trotz Bundesliga ebenfalls bereits in seinem Gedankengut verankert war ("Dienstag ist nicht komplett uninteressant").
Auf Werner ist Verlass
Das Personal der Sachsen, das aufgeboten wurde, konnte sich natürlich trotzdem absolut sehen lassen - und machte von Anfang an Druck. Leverkusen dagegen, das in einem 3-4-2-1-System agierte, zog sich zurück, überließ den Gästen den Ball und lauerte selbst auf Konterchancen. Weil obendrein beide Teams verbissen in die Zweikämpfe schritten, passierte in den Strafräumen lange Zeit auf beiden Seiten eher wenig - wenngleich das Spiel aufgrund der zahlreichen technisch versierten Spieler ansehnlich war.
Als es dann einmal richtig schnell ging, passierte gleich etwas: Nach einem Steckpass von Werner auf Sabitzer kam der Österreicher im Strafraum mit etwas Glück an Gegenspieler Mehmedi vorbei. Der Schweizer hielt kurz am Trikot - und es gab zu Recht Elfmeter und auch keinen Videobeweis (12.). Nationalspieler Werner, der im Pokal-Achtelfinale gegen den FC Bayern München (4:5 n.E.) noch zum Pechvogel avanciert war , nahm sich der Sache an. Der Stürmer drosch die Kugel kraftvoll links ins Eck, Leno war in die andere Ecke unterwegs und hatte keine Chance (12.). Mit seinem Treffer ist der Nationalspieler nun in 41 Bundesliga-Spielen für die Roten Bullen an 35 Treffern (28 Tore, sieben Torvorlagen) direkt beteiligt.
12. Spieltag
Bailey macht's besser als Brandt
Die Werkself versteckte sich aber keineswegs an diesem Nachmittag vor heimischer Kulisse, die den Leipziger Kampl (53 Bundesliga-Spiele für Bayer) immer wieder mit Pfiffen bedachte: Bailey verzog aus spitzem Winkel (23.), Orban rettete in höchster Not (30.) - und Brandt vergab die Großchance frei vor Schlussmann Gulacsi (38.). Sei's drum, konnten die Rheinländer wenig später sagen - denn der Druck, den die Herrlich-Elf unmittelbar vor der Pause aufbaute, sollte sich bezahlt machen: Kohr steckte die Kugel perfekt in den Lauf von Bailey, der im Strafraum äußerst cool blieb und den Ball mit dem linken Außenrist am herauskommenden Keeper Gulacsi vorbeilegte - 1:1 (44.).
Diskussionen gab es im Leipziger Lager beim Gegentor aber auch, weil dem Treffer ein hartes Duell zwischen Aranguiz und Keita vorausgegangen war - an dessen Ende der Guineer am Boden liegen geblieben war. Leverkusen hatte aber weitergespielt, was durchaus nachvollziehbar war.
Henrichs steht im Mittelpunkt: Flanke, Rettung, Rot, Elfmeter
Leipziger Torgaranten: Timo Werner (links) und Emil Forsberg, die jeweils via Elfmeter trafen. imago
Aus der Pause kam die Werkself mit Henrichs, der anstelle des Elfmeter-Verursachers Mehmedi nun mitwirkte - und direkt gefährlich in Szene trat: Der 20-Jährige fand Volland am Strafraum, der Kopfball des Stürmers zog haarscharf links am Tor vorbei. Keeper Gulacsi hätte keine Chance gehabt (49.). Henrichs rückte wenig später erneut in den Fokus, diesmal auf der anderen Seite: Erst rettete der 20-Jährige kurz vor der Linie sauber, ehe er beim zweiten Abschluss den rechten Arm zu Hilfe nahm, dafür zu Recht Rot sah und RB dementsprechend den zweiten Elfmeter an diesem Nachmittag bekam (52.). Dieses Mal trat Forsberg an - und verwandelte sicher ins Zentrum - 2:1 (54.).
Volland hat die Antwort
Geschockt? Niedergeschlagen? All das war Leverkusen im Anschluss nicht, die Herrlich-Elf ging nun volles Risiko, presste hoch und drückte aufs 2:2. Volland scheiterte in dieser Phase an Keeper Gulacsi, Havertz vergab aus bester Lage (jeweils 57.), während Halstenberg den Ball an die Hand bekam - es aber keinen Elfmeter oder Videobeweis gab (65.). Zwar zeigte sich zwischenzeitlich auch mal Sabitzer mit einem Leipziger Abschluss (71.), doch den Ton gab klar der Gastgeber an - und das sollte sich schließlich auch auszahlen: Nach einer flach in den Strafraum geschlagenen Ecke bekam RB den Ball nicht weg, sodass Lars Bender nachsetzen und die Kugel links an den Fünfmeterraum zu Volland drücken konnte. Der Stürmer schloss sehenswert in Seitenlage ab und knallte den Ball unhaltbar zum 2:2 ins Netz (74.).
In der Schlussphase einigten sich schließlich beide Teams auf das 2:2, da dem Gastgeber ein wenig die Kraft ausging und RB mit dem Remis trotzdem einen wichtigen Punkt im Kampf um Tabellenrang zwei einfuhr.
Leverkusen, das mit dem verdienten Punkt zu Hause ungeschlagen bleibt (3/3/0), ist am nächsten Samstagnachmittag bei Eintracht Frankfurt gefordert, die Leipziger erwarten in der Bundesliga ebenfalls am Samstagnachmittag den SV Werder Bremen. Bereits am Dienstag steht für die Sachsen in der Champions League das "Endspiel" bei der AS Monaco an.