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CHIO: Dressur-Königin Werth vor Olympia unter Druck

CHIO mit beeindruckenden Zahlen

100 Jahre Aachen: Dressur-Königin Werth vor Olympia unter Druck

Dressur-Königin Isabell Werth kann in Aachen nicht auf ihren "Macho" Quantaz setzen.

Dressur-Königin Isabell Werth kann in Aachen nicht auf ihren "Macho" Quantaz setzen. IMAGO/Sven Simon

Zunächst waren es nur Flach- und Hindernisrennen, die der 1898 gegründete Aachen-Laurensberger Rennverein an der Krefelder Straße ausrichtete. Dann kamen auch Reit- und Fahrprüfungen hinzu. 1924 war das. Daher feiert das Turnier in Aachen in diesem Jahr Jubiläum. Es wird 100. Längst hat es den unbestrittenen Ruf, das Weltfest des Pferdesports zu sein. Jetzt entscheidet es erneut auch über die deutsche Equipe für Olympia.

1000 Pferde, 100 Stunden Sport und Rahmenprogramm, 330 Aktive und 350.000 erwartete Besucher - das sind die Zahlen dieser Woche in der Aachener Soers. 550.000 Euro kassiert der Sieger im Springen um den Großen Preis von Aachen. Der Niederländer Willem Greve hat die Chance, zusätzlich eine weitere halbe Million zu gewinnen. Er ist durch seinen Sieg in s’Hertogenbosch Anwärter auf den Grand Slam. Wenn er in Aachen gewinnt, erhält er 500.000 Euro als Bonus für zwei Siege in Folge bei den Major-Turnieren. Gewinnt er in Aachen und danach auch in Calgary, wäre er Grand-Slam-Sieger und würde eine Million Euro Bonus erhalten.

Der CHIO wird in mehr als 140 Länder übertragen

Ende 1924 standen noch ganz andere Summen im Raum: 2030,56 Mark betrug der Gesamtschuldenstand des Vereins. Der Grund dafür war vor allem die von der Gemeinde geforderte "Lustbarkeitssteuer" in Höhe von 1650 Mark. Heute vermarktet die Aachener Reitturnier GmbH mit Geschäftsführer Michael Mronz das Ereignis mit einem Etat in Höhe von 20 Millionen Euro, einem Gesamtpreisgeld von knapp 3,9 Millionen Euro und Übertragungen in mehr als 140 Länder.

Bei der Premiere kamen die Teilnehmer aus Krefeld, Aachen und dem Aachener Umland. Auf annähernd 10.000 belief sich die Zuschauerzahl. Ein Jahr später bereits erhöhte sich diese auf das Doppelte. 1927 wurden in der Soers erstmals internationale Wettbewerbe ausgetragen. Acht Nationen waren vertreten. Heute sind es 32. Als Concours Hippique International Officiel, kurz CHIO, wird dieses Event in drei Jahren das nächste Hundertjährige feiern können.

Olympia-Platz von Werth steht noch auf der Kippe

In diesem Jahr steht Aachen wieder im Zeichen der Olympia-Qualifikation. Bemerkenswert: Die siebenmalige Goldmedaillengewinnerin Isabell Werth, die als beste Dressurreiterin überhaupt gilt und mit 35 Teilnahmen sowie 14 Siegen im Großen Dressurpreis jeweils Rekordhalterin in Aachen ist, muss noch um ihr Ticket für Paris kämpfen. Die 54-Jährige hat "schon alles erlebt", wie sie sagt. Die Sommerspiele zu verpassen, wäre allerdings eine große Enttäuschung.

Werth konkurriert mit ihren Teammitgliedern, dem DM-Zweiten Frederic Wandres und Ingrid Klimke, um die Paris-Tickets. Wandres präsentiert sich seit Monaten konstant gut, auch Klimke sei mit ihrem Franziskus „in bestechender Form" und „so stark wie nie", lobte Bundestrainerin Monica Theodorescu. Zwei der drei Paare dürfen in wenigen Wochen vor der malerischen Kulisse am Schloss Versailles gemeinsam mit Olympiasiegerin Jessica von Bredow-Werndl um die Goldmedaillen tanzen.

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Werth startet anders als geplant mit Neuling Wendy unter dem Sattel. Die recht unerfahrene, gerade einmal zehn Jahre alte Stute soll ihren zuletzt angeschlagenen "Macho" Quantaz als Spitzenpferd ablösen und wäre die erste Wahl für Paris. Ein solches Szenario kennt Werth bereits: 2016 hatte sie kurz vor Olympia in Rio notdürftig Stute Weihegold aus dem Hut gezaubert, die zwei Olympia-Medaillen der beiden waren der Auftakt zu einigen erfolgreichen Jahren. Ein ähnliches Märchen soll nun auch Wendy schreiben.

Bei den Springreitern herrscht Klarheit

Die drei deutschen Springreiter für Paris stehen hingegen schon fest. Bundestrainer Otto Becker wollte schon vor Aachen Klarheit schaffen, damit die Reiter sich entsprechend vorbereiten und ihre Pferde "managen" können. Für Deutschland reiten Christian Kukuk (Riesenbeck) mit Checker, Richard Vogel (Pfungstadt) mit United Touch und Philipp Weishaupt (Riesenbeck) mit Zineday.

Für Vogel und Weishaupt ist es jeweils das Olympia-Debüt. Beim CHIO wird somit nur noch über das Ersatzpaar entschieden. Auf der Longlist des Bundestrainers stehen sieben Paare, darunter der Aachener Vorjahressieger Marcus Ehning (Borken) mit Coolio. Stargold, das Siegerpferd bei Ehnings insgesamt drittem Triumph im abschließenden und bedeutendsten Springen in der Soers, ist nach einer Verletzung noch nicht wieder erste Wahl für die schwierigsten Prüfungen.

jj, DPA

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