Frauen

"Sie hat anderen den Boden bereitet": Tina Theune wird 70

Ehemalige Bundestrainerin feiert runden Geburtstag

"Sie hat anderen den Boden bereitet": Tina Theune wird 70

DFB-Ehrenpreis "Lebenswerk": Tina Theune Ende Oktober in Sinsheim.

DFB-Ehrenpreis "Lebenswerk": Tina Theune Ende Oktober in Sinsheim. Getty Images

Denn vor dem Länderspiel gegen Wales wurde Theune Ende Oktober in Sinsheim vom DFB mit dem Ehrenpreis "Lebenswerk" ausgezeichnet - als erste Frau überhaupt.

"Mit ihren Erfolgen hat sie Maßstäbe gesetzt"

"Tina Theune hat enorme Verdienste um den Fußball in Deutschland, sie war eine echte Pionierin, sie hat anderen den Boden bereitet. Sie war aber nicht nur die Erste, sie war auch immer besonders gut. Mit ihrer Arbeit und mit ihren Erfolgen hat sie Maßstäbe gesetzt, die positive Entwicklung des Frauenfußballs in Deutschland hat sie nachhaltig beeinflusst", erklärte DFB Präsident Bernd Neuendorf dazu.

Silvia Neid und ich hatten das Glück, mit großartigen Spielerinnen arbeiten zu dürfen. Die Erfolge wären sonst nicht möglich gewesen.

Tina Theune

"Ich blicke voller Respekt und Dankbarkeit zurück auf die Zeit, die ich erlebt habe und auf die Erfahrungen, die ich machen durfte. Silvia Neid und ich hatten das Glück, mit großartigen Spielerinnen arbeiten zu dürfen. Die zahlreichen Erfolge wären sonst nicht möglich gewesen. Wir hatten Fußballerinnen mit großer individueller Klasse, grandiose Anführerinnen, torhungrige Titeljägerinnen, und zugleich überragende Teamplayerinnen. Sie waren fähig, über sich hinauszuwachsen, und haben immer neue Maßstäbe gesetzt. Ich erinnere mich an unendlich viele schöne und intensive Momente, die mir immer wichtig und nah sein werden", sagte Theune unlängst im Interview mit dem DFB über ihr persönliches Lebenswerk, sechs Europameister-Titel, eine Vize-Weltmeisterschaft, der Weltmeister-Titel 2003 und zwei Bronze-Medaille bei den Olympischen Spielen (2000 und 2004).

Das machen die Weltmeisterinnen von 2003 heute

Der Vater legte keine Steine in den Weg

Ende der 1950er Jahre hatte Theune mit dem Fußball begonnen - geprägt von ihrem Vater, der ihrem Wunsch zu spielen auch in dieser schwierigen Zeit keine Steine in den Weg legte. "Wenn ich bei unseren Straßenmeisterschaften etwas gesehen habe, das ein anderer gut konnte, dann wollte ich das lernen. Ich wollte immer weiter, immer besser werden", erinnert sich die im nordrhein-westfälischen Kleve geborene Theune. Sie studierte Sport in Köln, entwickelte sich in ihren 13 Jahren bei Grün-Weiß Brauweiler von der Spielerin zur Trainerin und war schließlich die erste Frau, die eine Trainer-A-Lizenz erwarb. 1986 wurde sie Co-Trainerin der Nationalmannschaft unter Gero Bisanz. "Zu der Zeit war das außergewöhnlich und zugleich bahnbrechend für andere Nationalverbände auf der ganzen Welt." Der Erfolg gab der deutschen Elf jedoch Recht: 1989, 1991 und 1995 wurde Deutschland Europameister, 1995 Vize-Weltmeister.

Mit Streuselkuchen: Höhepunkt WM-Gewinn 2003

1996 übernahm Theune als Nachfolgerin von Bisanz die Frauen-Nationalmannschaft. "Gero Bisanz hat mich intern und öffentlich nie wie eine Assistentin behandelt, sondern gleichberechtigt. Schritt für Schritt und sehr behutsam übergab er mir immer mehr Verantwortung", erklärt Theune, die fortan Silvia Neid als Co-Trainerin an ihrer Seite hatte - und ihre Titelsammlung fortsetzte: Drei Europameister-Titel und der erste Gewinn einer Frauen-Weltmeisterschaft (2003) sollten folgen. "Nach der Pressekonferenz sind Silvia und ich in die Kabine zurück. Es herrschte eine ausgelassene Stimmung. Dann sahen wir auf einem Koffer am Eingang eine große Jägermeisterflasche, die wir unter der Trainingsjacke verschwinden ließen, um von unserer Trainerbank aus zuzusehen, wie die goldenen Schnipsel vom Rasen gesaugt wurden", erinnert sich Theune an das WM-Finale. Aber auch andere Momente haben bei der ehemaligen Nationaltrainerin einen bleibenden Eindruck hinterlassen: "Beim Empfang im Römer in Frankfurt nach dem WM-Titel, als wir uns ins Goldene Buch eingetragen haben, hat eine Band Musik gespielt. Für mich haben sie - in Anlehnung an meinen Namen - Tina Turners "Simply the Best" gespielt. Sehr besonders war für mich auch der Moment, als ich meine Mutter nach dem Golden Goal von Nia Künzer umarmen konnte. Sie war in den USA dabei, hatte einige Tage vorher für die Mannschaft ihren berühmten Streuselkuchen gebacken."

Seit ihrem Ende als Bundestrainerin 2005 verbringt Theune, die nach der Hochzeit mit ihrem ersten Trainer Thomas Meyer bis zu ihrer Scheidung 2008 den Nachnamen "Theune-Meyer" trug, ihre Zeit gerne in den Alpen oder in den Weinbergen, bildet sich im FIFA Mentoring Programm weiter - und hofft ganz nebenbei, dass Belgien, Deutschland und die Niederlande den Zuschlag für die WM 2027 bekommen. Denn ganz ohne Fußball, das ist klar, geht es bei Tina Theune nicht.

Susanne Müller

DFB Pressekonferenz: Vorstellung Horst Hrubesch als Interimsbundestrainer der Frauen-Nationalmannschaft, 20.10.2023, Frankfurt Horst Hrubesch im Interview mit Sky News; Pressekonferenz im DFB-Campus am Freitag, 20. Oktober 2023, um 10 Uhr mit DFB-Präsident Bernd Neuendorf, Andreas Rettig, DFB-Geschäftsführer Sport, und Interimsbundestrainer Horst Hrubesch. *** DFB press conference Presentation of Horst Hrubesch as interim national coach of the womens national team, 20 10 2023, Frankfurt Horst Hrubesch interviewed by Sky Sport News Press conference at the DFB Campus on Friday, 20 October 2023, at 10 a.m. with DFB President Bernd Neuendorf, Andreas Rettig, DFB Managing Director Sport, and interim national coach Horst Hrubesch... Copyright: xBEAUTIFULxSPORTS Hahnex

Hrubesch: "Klar beschlossen, dass ich beim HSV nicht aufhöre"

alle Videos in der Übersicht