Bundesliga

"Zerstörer" Sunjic: Gute Ansätze beim Hertha-Debüt

Herthas neuer Abräumer mit seiner Premiere gegen Derby County

"Zerstörer" Sunjic: Gute Ansätze beim Debüt

Bekam Lob vom Trainer: Neuzugang Ivan Sunjic.

Bekam Lob vom Trainer: Neuzugang Ivan Sunjic. IMAGO/Matthias Koch

Aus Herthas Trainingslager in Burton upon Trent berichtet Steffen Rohr

So lange die Kraft reichte, war Ivan Sunjic in seinem Hoheitsgebiet, dem zentralen Mittelfeld, nicht zu übersehen. Er forderte jeden Ball, mitunter mit einer Handbewegung an die Adresse seiner Innenverteidiger, er dichtete die Räume ab und ging keinem Zweikampf aus dem Weg. Auch wenn Hertha am Samstagnachmittag beim englischen Drittligisten Derby County mit 0:1 unterlag, zeigte der Neuzugang auf der Sechs, warum er eine Bereicherung für seinen neuen Klub zu werden verspricht. "Ich fand ihn sehr aktiv", lobte Coach Sandro Schwarz den Kroaten nach dessen Premiere im Hertha-Trikot. "Er sucht die Zweikämpfe und ist im Vorwärtsverteidigen immer wieder auf dem Sprung."

Laufstärke, Zweikampfgeschick, Cleverness, Übersicht und eine gute Spielauflösung: Das ist das Paket, das Hertha mit Sunjic an Land gezogen zu haben hofft. "Ein fleißiges Lieschen" nennt ihn Sport-Geschäftsführer Fredi Bobic. "Er erobert viele Bälle, macht viele Wege und ist sehr präsent. Er wird unserem Spiel gut tun." Der in der Jugend von Dinamo Zagreb ausgebildete Sunjic war 2019 für acht Millionen Euro Ablöse zum englischen Zweitligisten Birmingham City gewechselt. Dort war er gesetzt und kam in drei Jahren auf 124 Championship-Einsätze.

"Ich komme aus einer sehr toughen, kompetitiven Liga, die viel Fitness und eine gute Physis erfordert hat", sagt Sunjic. "Die Bundesliga ist jetzt der nächste Schritt für mich, auf den ich mich freue." Mit Hertha holt er sich seit Dienstag im St. George’s Park vor den Toren von Burton upon Trent in der Nähe von Birmingham den Feinschliff für die nahende Saison. Mit der kroatischen U-18-Auswahl war der Mittelfeldspieler vor Jahren bereits auf der Anlage, "hier sind die Bedingungen wirklich exzellent".

Destroyer? "Ich habe nichts dagegen, ich finde den Namen lustig."

Die Eingewöhnung bei Hertha fällt leichter, da kurz vor ihm auch sein Landsmann Filip Uremovic (Rubin Kasan) nach Berlin wechselte. Beide kennen sich aus gemeinsamen Zeiten in der kroatischen U 21, für die Sunjic 18 Partien bestritt, darunter alle drei Vorrunden-Spiele bei der U-21-Europameisterschaft 2019. "Es ist immer gut, wenn du in einem neuen Klub schon ein oder zwei bekannte Gesichter triffst, das hilft enorm", sagt Sunjic. "Filip hilft mir sehr, ich fühle mich wohl hier. Auf dem Rasen wissen wir beide, was der andere für das Team einbringen kann. Das ist gut für uns und gut fürs Team." Ein A-Länderspiel steht bislang in Sunjics Vita (Mai 2017, 2:1 gegen Mexiko in Los Angeles). Damit eine Rückkehr ins Nationalteam ein Thema wird, braucht er stabile Leistungen bei seinem neuen Klub. Hertha hat ihn - ohne Leihgebühr, aber mit einer Kaufoption - für ein Jahr von Birmingham geliehen. Auf der Insel hatte ihm ein Mitspieler den Spitznamen "Destroyer" („Zerstörer“) gegeben. Sunjic lächelt, wenn er darauf angesprochen wird: "Ich habe nichts dagegen, ich finde den Namen lustig."

Sein erster Eindruck vom neuen Klub ist positiv - und Herthas erster Eindruck von ihm auch. In der Schlussphase des Tests in Derby baute Sunjic etwas ab - angesichts der Trainingsbelastung im Camp normal. "Wenn die Frische fehlt, leidet die Passqualität", sagt Trainer Schwarz. "Das ist bei der ganzen Mannschaft so." In den verbleibenden zwei Wochen bis zum Pokalspiel in Braunschweig soll die Frische zurückkehren. Dann will Sunjic, der in der anstehenden Saison den Platz des wechselwilligen Santiago Ascacibar einnehmen soll, 90 Minuten konstant überzeugen - als Abfangjäger und Ankurbler.