Übergabe: Jens Lehmann bietet Oliver Kahn seinen Platz im Spiel um Platz drei an. imago
Allerdings räumte er einen Tag nach dem bitteren Aus im Halbfinale ein: "Im Moment ist es einfach noch zu früh als dass wir uns wirklich mit diesem Spiel beschäftigen könnten."
So ging es auch den meisten Spielern nach dem späten Schock des Dienstagabend. Am Mittwoch bestand das ganze Programm deshalb nur aus einer kurzen Fitnesseinheit. "Ansonsten haben wir sie in Ruhe gelassen", berichtete Assistenzcoach Joachim Löw (46) am Abend, "alle waren ziemlich down."
Ab Donnerstag werden die Trainer "versuchen, die Jungs wieder hochzukriegen". - "Es fällt natürlich schwer, sich jetzt für das Spiel um Platz drei zu motivieren", gestand Lukas Podolski (21) gewohnt offenherzig ein. Wer wollte es ihm verdenken im Moment der großen Enttäuschung?
Auch Routinier Bernd Schneider (32) erwartet Probleme beim erneuten Spannungsaufbau, gleichwohl fordert er: "Wir sind es unseren Fans schuldig, die uns fantastisch durchs Turnier getragen haben." Genauso fällt der Tenor im gesamten DFB-Lager aus: Fußball-Deutschlands große Party soll noch nicht vorbei sein, und die Schützlinge von Bundestrainer Jürgen Klinsmann (41) mögen am Samstag sich, dem eigenen Anhang und aller Welt nochmals ein Zeichen der neuen Stärke setzen.
"Die WM ist noch nicht zu Ende", streicht auch der scheidende DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder (73) heraus. "Trainer und Mannschaft werden alles daran setzen, so gut abzuschneiden wie beim letztjährigen Confed Cup: Auf Platz drei."
Könnte zu seinem erste WM-Einsatz kommen: Thomas Hitzlsperger. imago
Als einem der Ersten gelang Christoph Metzelder (25) bereits am späten Dienstag Abend die rechte Einstimmung auf die Partie. Gerade weil es so schwer sei, nun noch einmal die passende Einstellung zu finden, sagt er: "Wie man das jetzt angeht, gibt auch einen Hinweis auf die Entwicklung der Mannschaft."
Welche Formation Klinsmann ins Rennen schickt, blieb am Mittwoch ungewiss. "Wir haben über diese Dinge noch nicht gesprochen", so Löw. Dass eine Abweichung von der bisherigen Startelf zu erwarten sei, deutete Bierhoff an: "Wir wollen zwar unbedingt gewinnen. Aber wir werden schon berücksichtigen, dass man jetzt auch dem einen oder anderen eine Chance geben kann."
Oder eine Geste erweisen, wie im Fall Oliver Kahn. Jenen Mann, der dank vorbildlich ausgefüllten Reservisten-Daseins zum Publikumsliebling avancierte. Kahn sein 86.Länderspiel zu gönnen, wäre auch keine Herabsetzung des Rivalen Jens Lehmann (36), der ein hervorragendes Turnier gespielt hat und dem Münchner bereits angeboten hat, für das "Kleine Finale" seinen Platz zu räumen.
Torwart-Trainer Andreas Köpke signalisierte ebenfalls, dass "die Chance schon groß ist, dass Oliver spielt. Eine endgültige Entscheidung ist aber noch nicht gefallen". Außerdem lobte der Europameister von 1996 seinen ehemaligen Konkurrenten: "Es wäre auch eine supergroße Geste an Kahn für die vergangenen sieben Wochen, in denen er sich vorbildlich verhalten hat."
Stark gefährdet ist der Einsatz von Rechtsverteidiger Arne Friedrich (27, Bänderdehnung im Knie), dessen Posten wohl Schneider übernähme. Zudem böte sich die Gelegenheit, "Musterschüler" Thomas Hitzlsperger (24) mit einem Einsatz im linken Mittelfeld zu belohnen, an Stelle des formschwachen Schweinsteiger.
