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Vorschau: Sarkastisches Sorry: Pulis stichelt gegen Klopp

17. Spieltag: Arsenal am Montag im Topspiel gegen ManCity

Vorschau: Sarkastisches Sorry: Pulis stichelt gegen Klopp

Nach dem "Verrat" von Leicester ist José Mourinhos zweite Amtszeit bei Chelsea vorbei.

Nach dem "Verrat" von Leicester ist José Mourinhos zweite Amtszeit bei Chelsea vorbei. imago

Meisterparty samt anschließender Vertragsverlängerung - dass die zweite Ära Mourinho beim FC Chelsea gut ein halbes Jahr später schon beendet sein würde, hätten wohl nur die Wenigsten geglaubt. Doch das 1:2 in Leicester am vergangenen Montag war tatsächlich der vorerst letzte Auftritt des Portugiesen als Chelsea-Coach. Musste er wegen der Niederlage gehen oder vor allem, weil nach seiner ungewohnt harschen Spieler-Schelte ("Verrat") auch dem Letzten klar war, dass er den "dressing room" verloren hatte, wie es in England immer heißt? Es wird das Geheimnis des Roman Abramovich bleiben. Der Klub-Besitzer sah den Moment zum Handeln jedenfalls gekommen . Es sei im Interesse aller Beteiligten, sich zu trennen, hieß es am Donnerstag. Mourinho wurde die Nachricht in einem zehnminütigen Gespräch nach dem gemeinsamen Weihnachtsessen mit dem Team überbracht.

Auf dem Platz war zuletzt allzu deutlich geworden, dass ein Großteil des Teams nicht mehr bereit war, für seinen Trainer zu kämpfen. "Die Spieler haben seine Anweisungen einfach ignoriert, sie sollten sich schämen", sagte die Vorsitzende der Chelsea-Fanvereinigung. Stürmerlegende und TV-Experte Alan Shearer befand: "Eine derartige Kapitulation habe ich von einem Fußballteam noch nie zuvor erlebt, das ist beispiellos. Eden Hazard, der Spieler des Jahres, würde so, wie er spielt, nicht mal bei einem Zweitligisten in der Startelf stehen." In Leicester war der Belgier verletzt ausgewechselt worden, Mourinho hatte danach mehr als nur angedeutet, er bezweifle, dass Hazard wirklich verletzt sei. Chelseas Technischer Direktor Michael Emenalo sprach gegenüber dem vereinseigenen TV-Sender von einem "offensichtlichen Zerwürfnis zwischen Trainer und Spielern". Dass die Profis bei Mourinhos Entlassung eine Rolle gespielt hätten, stritt er aber ab.

Hiddink soll bis Saisonende übernehmen

Mourinho, der laut BBC doch nicht die Mega-Abfindung in Höhe von rund 55 Millionen Euro kassieren wird, sondern "nur" sein Gehalt bis Saisonende, hatte seine Kritik an den Spielern in einem letzten Interview gegenüber "Chelsea TV" noch einmal erneuert: "Einige von ihnen sollten überdenken, wie sie Chelsea leben, wie sie Fußball und ihre Arbeit leben", sagte der Portugiese, der an der Stamford Bridge längst zu "the unhappy one" geworden war. Wer die Blues, die nur noch einen Punkt vor der Abstiegszone stehen, im Heimspiel gegen Mit-Kellerkind Sunderland am Samstagnachmittag betreuen wird, steht noch nicht fest. Als Interimscoach soll bis Saisonende offenbar Guus Hiddink übernehmen. Der Niederländer, der angeblich schon in London weilt, sprang kurzzeitig schon 2009 bei Chelsea ein.

ManUnited auf der Suche nach dem Befreiungsschlag

Bei Chelsea ist der Trainerwechsel vollzogen, auch bei Manchester United wächst die Unzufriedenheit über Louis van Gaal nach nur drei Siegen aus den letzten zwölf Pflichtspielen von Woche zu Woche. Ja, der Niederländer hat aus Uniteds Abwehr die beste der Liga gemacht. Ja, die Tabellenspitze ist für den Tabellenvierten noch in Sichtweite. Doch viel mehr Gutes lässt sich kaum finden. Der Offensiv-Esprit geht der Mannschaft völlig ab. Kein Premier-League-Team hat mehr Ballbesitz, kein Team braucht mehr Pässe, um eine Torchance herauszuspielen. "Die Stimmung im Kader ist großartig, wir halten zusammen", musste Torhüter de Gea angesichts anderslautender Meldungen unlängst schon versichern. Ein klarer Sieg würde aber sicher mal wieder ganz gut tun. Mit dem formschwachen Norwich City könnte da genau der richtige Gegner kommen. Die letzten drei Pflichtspiele im Old Trafford verloren die Canaries jeweils 0:4. Schweinsteiger fehlt ManUnited weiter gesperrt.

Leicester? "Natürlich sind sie ein Titelanwärter" - Huth gesperrt

Einen unterhaltsamen Nachmittag verspricht das Duell zwischen Everton und Leicester City. Der Überraschungs-Tabellenführer versetzt die Liga weiter ins Staunen. Das Duo Vardy/Mahrez hat zusammen schon 26 Tore geschossen (15/11). "Natürlich sind sie ein Titelanwärter, warum sollten sie es nicht sein?", meinte Everton-Coach Roberto Martinez über den kommenden Gegner, den er als "belebend für den modernen Fußball" bezeichnete: "Wir wissen alle, dass die Finanzen viel diktieren und am Ende der Saison stehen immer die üblichen Verdächtigen oben. Leicester dort zu sehen, ist eine Inspiration. Ich bin mir sicher, dass jeder neutrale Fan im ganzen Land sich wünscht, dass sie diese Saison etwas erreichen."

Romelu Lukaku vs. Jamie Vardy

Formstark: Treffen Romelu Lukaku (l.) und Jamie Vardy auch am Samstag? imago

Das wollen allerdings auch die Toffees. Angreifer Lukaku hält das Erreichen der Champions League für "sehr realistisch". Der Belgier befindet sich in starker Form, hat in den letzten sechs Spielen sechsmal getroffen. Robert Huth wird den 22-Jährigen nicht im Weg stehen können. Der Abwehrchef der Foxes, der in dieser Saison bislang noch keine Liga-Minute verpasst hat, fehlt gelbgesperrt.

Pulis und McClean treten gegen Klopp nach

Bei Liverpools Last-Minute-2:2 gegen West Brom kochten die Emotionen bei Jürgen Klopp hoch. Verweigerter Handschlag, gemeinsamer Jubel vor dem Kop - darüber diskutierte Fußball-England. Trainerkollege Tony Pulis, dessen Spielstil Klopp kritisiert hatte, legte am Freitag nach: "Wir entschuldigen uns dafür, dass wir in 99 Minuten (wegen der Verletzung von Lovren gab es neun Minuten Nachspielzeit, d.Red.) drei lange Bälle mehr gespielt haben als Liverpool", sagte er mit einer gehörigen Portion Sarkasmus: "Wenn ich ein Team hätte, das 200 Millionen Pfund wert ist und nicht gegen ein Team gewonnen hätte, das weniger als 20 Millionen wert ist, würde ich auch mein Bestes tun, um davon abzulenken."

Ich respektiere ihn, weil er in Dortmund einen super Job gemacht hat, aber wenn ich ehrlich bin, denke ich, dass er ein bisschen ein Idiot ist.

James McClean, Mittelfeldspieler von West Bromwich Albion über Klopp

Am Sonntag (14.30 Uhr) treten die Reds erneut bei einem Team an, das mit deutlich weniger Geld zusammengestellt wurde. Dennoch: Aufsteiger FC Watford gehört zu den Überraschungen der Saison, das geht im (berechtigten) Hype um Tabellenführer Leicester ein wenig unter. Zu verdanken haben die Hornets Platz sieben (!) auch ihrem Angriffsduo: Sturmtank Odion Ighalo hat schon zehn Treffer erzielt, der flinke Troy Deeney sechs. Auf Liverpool, das auf Milner (Wadenblessur) verzichten muss, kommt keine leichte Aufgabe zu, Watford gewann zuletzt dreimal in Folge.

Topspiel in London - Wengers Loblied auf Özil

Zweiter gegen Dritter - das Topduell des Spieltags steigt am Montagabend (21 Uhr) in London: Der FC Arsenal empfängt Manchester City. Ob die beiden Stürmerstars Sanchez und Aguero nach Verletzungen auflaufen können, ist noch ungewiss. Mit dabei ist auf jeden Fall, und das wird wohl in den nächsten Wochen noch so bleiben, Pep Guardiola oder zumindest sein Geist. ManCity ist auch für die Buchmacher der wahrscheinlichste neue Arbeitgeber für den Noch-Bayern-Trainer. Manuel Pellegrini muss sich damit abfinden, dass er für viele trotz Vertrags bis 2017 vorerst nur noch City-Coach auf Zeit ist. Zu logisch wäre eine neuerliche Zusammenarbeit zwischen Guardiola und seinen alten Barça-Vertrauten Ferran Soriano und Txiki Begiristain, dem Vorstandschef respektive Sportdirektor des Vizemeisters.

Mesut Özil

"Er ist zu einem absolut unglaublichen Spieler geworden": Mesut Özil. imago

"Wenn er jetzt ein blutjunger Anfänger wäre, könnte ihn das destabilisieren", sagt Arsene Wenger über Pellegrini, "aber ich glaube, auf dem Niveau wird es keinen Einfluss auf ihn haben." Trotzdem geht Arsenal mit den etwas besseren Vorzeichen ins Topspiel, die letzten fünf Pflichtspiele brachten trotz ellenlanger Ausfallliste vier Siege und ein Remis hervor. Und das ist auch einem Spieler zu verdanken, dem Wenger eine sensationelle Entwicklung bescheinigt: Mesut Özil.

Der Weltmeister, von einigen in der Vergangenheit als Schönwetterfußballer mit mangelhafter Körpersprache verschrien, hat in 15 Spielen atemberaubende 13 Vorlagen (und zwei Tore) gesammelt, sechs mehr als die zweitplatzierten Deulofeu (Everton) und Mahrez (Leicester). "Aber er ist auch, und das vergessen die Leute oft, ein außergewöhnlicher Kämpfer", sagt Wenger. "Er läuft mehr während eines Spiels, macht nun auch Läufe in den Strafraum. Ich finde, er ist zu einem absolut unglaublichen Spieler geworden."

ski