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Van Dijk: Der Vater des Erfolgs muss weiter vorangehen

Klopps "fantastischer Leader"

Van Dijk: Der Vater des Erfolgs muss weiter vorangehen

Virgil van Dijk sahnte am Sonntag gleich zwei Trophäen ab - den League Cup und die Auszeichnung als Spieler des Spiels.

Virgil van Dijk sahnte am Sonntag gleich zwei Trophäen ab - den League Cup und die Auszeichnung als Spieler des Spiels. IMAGO/Shutterstock

Die Begeisterung über Liverpools Youngster, ohne die der 1:0-Sieg in der Verlängerung des Ligapokal-Endspiels gegen den FC Chelsea nicht möglich gewesen wäre, schlug auch in den Tagen danach noch hohe Wellen. Eine Leistung, die dabei völlig zu Recht nicht unterging, war die formidable Führungsrolle des Torschützen Virgil van Dijk. Egal, ob Trainer Jürgen Klopp, Ex-Profis und Experten wie Jamie Redknapp oder die Medien - von allen Seiten hagelt es Lob für den Kapitän. Doch es gibt kein Ausruhen darauf. Der Niederländer muss im Saison-Endspurt weiter vorangehen, schon im FA-Cup-Duell mit seinem Ex-Klub FC Southampton an diesem Mittwoch (21 Uhr, LIVE! bei kicker).

Als "Leader of the pack" im Wembley-Programmheft bereits angekündigt, wurde van Dijk auf eine Art und Weise zum Vater des Sieges, wie es zuvor keiner hatte erahnen können. Der 32-Jährige musste alle Register ziehen, doch solche Herausforderungen wie die 120 Endspielminuten gegen die Blues plus insgesamt 15 Minuten Nachspielzeit reizen den Abwehrhünen. "Ich verspüre keine Nervosität, nur Aufregung. Ich liebe die großen Spiele. Es ist ein Privileg, darin mitwirken zu dürfen." Und weiter: "Wir spielen für Liverpool, auf höchstem Niveau. Da stellt sich die Frage nach der Qualität nicht, die ist vorhanden. Es geht vielmehr um das richtige Mindset, immer bereit zu sein."

Van Dijks erster Titel als Liverpool-Kapitän

In sechs Jahren bei den Reds war van Dijk an allen Titelgewinnen der Ära Klopp beteiligt. Der am Sonntag war sein erster als Liverpools Kapitän, was "VVD" naturgemäß besonders freute. Aber er beeilte sich, auf "die Jungs" zu verweisen: "Ich bin so stolz auf sie." Wie seine Teamkameraden Andy Robertson (Schottland) und Wataru Endo (Japan) ist der Oranje-Verteidiger auch Spielführer seiner Nationalmannschaft. Als Liverpool-Kapitän, so van Dijk, vertrete er den Klub nicht nur im Spiel und auf dem Trainingsplatz, sondern "auf der ganzen Welt". Diese große Verantwortung nehme er gerne an, "sie erfüllt mich mit Stolz".

Im Spiel füllt Klopps Captain seine Aufgabe und Position mit lautstarken Kommandos aus, nach innen gilt er als hilfsbereiter Ansprechpartner, gerade auch für die zu integrierenden "Kids" aus der Akademie in Kirkby, wie Quansah, Bradley, Danns, McConnell oder Clark, die ihre gemeinsame Feuertaufe im League Cup Final mit Bravour bestanden.

Van Dijks Botschaft an "Klopps Kindergarten" lautete schon vor dem Endspiel: "Wir haben eine Kultur, die die Jungen ermutigt und ihr Selbstvertrauen stärkt. Aber die Jungs müssen das als Start einer Entwicklung begreifen und nicht das Gefühl bekommen, sie hätten es schon geschafft. Es ist harte Arbeit, und wir, die erfahrenen Spieler, müssen sie dabei begleiten, sie fördern, aber auch fordern."

Klopp: "Gerede" um van Dijk "war völlig daneben"

Worte, die wie die Jubelgesänge vom Sonntagabend in Wembley in Klopps Ohren klingen müssen. Der "Boss" nutzte die Stunde des Erfolgs mit Blick auf seinen vorbildlichen Leader auch mit etwas Genugtuung. "Vom ersten Tag an gibt er alles. Insofern war das Gerede darüber, er sei mit seiner Karriere am Ende, als wir insgesamt in einer Krise steckten in der vergangenen Saison, völlig daneben." Dieser Profi sei "immer voll bei der Sache" und in "Top-Verfassung".

Ex-Nationalspieler Jamie Redknapp (früher im Mittelfeld von Liverpool und Tottenham, auch Southampton) erachtet van Dijk als "einen der Größten der Premier League" überhaupt. Er sei "ein fantastischer Leader". Was auch die Schlagzeilen und Wortspiele der britischen Presse ausdrückten: "Van among boys" hieß es, oder auch "Vantasy football" und "On the Virgil of Greatness".

Klopp vor FA-Cup-Duell: "Wir brauchen Wunder"

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Wird noch Größeres folgen? Maximal 23 Spiele kann Liverpool in dieser Saison noch absolvieren, vorausgesetzt, das Europa-League-Finale in Dublin am 22. Mai und das FA-Cup-Finale in Wembley am 25. Mai gehören tatsächlich noch zur Abschiedstour mit Klopp.

Die nächste Station ist erst einmal das Heimspiel in der fünften Verbandspokalrunde gegen Southampton. Von den Saints stieß van Dijk im Januar 2018 zu den Reds. Wegen Unregelmäßigkeiten bei der Anbahnung des Transfers musste Klopp ein halbes Jahr auf seinen Wunschspieler warten. Der sollte es sein, kein anderer. Was umgehend folgte, ist bereits Anfield-Folklore: Der Niederländer führte sich mit einem Kopfballtreffer ausgerechnet zu einem 2:1-Sieg im Derby gegen Everton ein, im FA Cup.

Sieht van Dijk ohne Klopp seine Zukunft noch in Liverpool?

Nach dem Champions-League-Triumph 2019 wurde van Dijk zu Europas Fußballer des Jahres gewählt. Auf dem Weg zu 99 Premier-League-Punkten und dem Titelgewinn 2020 verpasste die "Nr. 4" keine einzige Spielminute. Gleich zu Beginn der anschließenden Saison erlitt "der Turm" den bislang größten Rückschlag seiner Karriere, einen Kreuzbandriss nach einem Foul von Everton-Keeper Jordan Pickford, der ihn fast ein komplettes Spieljahr kostete. Die Rückkehr zur hundertprozentigen Leistungsfähigkeit dauerte entsprechend lang, doch die Ernennung zum "Skipper" nach dem Abschied von Jordan Henderson vor Beginn der laufenden Saison lag auf der Hand.

Van Dijk hat einen Vertrag bei den Reds bis 2025. Klopp, so sagte er, sei ein bedeutender Grund gewesen, sich dem FC Liverpool anzuschließen. Nachdem der beliebte Teammanager seinen Abschied in diesem Sommer angekündigt hatte, ließ der Niederländer die Frage unbeantwortet, ob er seine Zukunft in Liverpool auch nach der Ära des Deutschen sehe. Erst einmal seien die Prioritäten andere: "Wir können um insgesamt vier Titel spielen. Es könnte eine magische Farewell-Tournee werden." Einen riesigen Beitrag dazu will er leisten.

Jörg Jakob