Bundesliga

Sperre: Hincapies Rekord bringt Xabi Alonso in Not

Leverkusens Verteidiger für drei Spiele gesperrt

Strafmaß offiziell: Hincapies Rekord bringt Xabi Alonso in Not

Sekundenbruchteile vor dem Foul: Piero Hincapie (2. v. re.) will zum Ball, Julian Weigl (2. v. li.) aber auch.

Sekundenbruchteile vor dem Foul: Piero Hincapie (2. v. re.) will zum Ball, Julian Weigl (2. v. li.) aber auch. IMAGO/Norbert Schmidt

Er war auf dem besten Wege, sich den Titel des Spielers des Spiels abzuholen. Über 90 Minuten lang hatte Piero Hincapie bis auf eine Unaufmerksamkeit in der Nachspielzeit souverän verteidigt. Zudem hatte der linke Innenverteidiger der Leverkusener Dreierkette mit einem feinen Pass auf Torschütze Amine Adli das 1:0 vorbereitet und war selbst in der zweiten Hälfte mit einem Kopfball torgefährlich geworden.

Doch dann leistete sich der ecuadorianische WM-Teilnehmer einen Blackout. Beim Versuch, den Ball nach vorne zu treiben, war Hincapie die Kugel zu weit vom Fuß gesprungen, als der Linksfuß unter Bedrängnis in höchstem Tempo die Kontrolle über seine Aktion verlor, mit offener Sohle in den Gladbacher Julian Weigl sprang und diesen mit voller Wucht am Unterschenkel traf. Ein brutales Foul, das eine längere Sperre nach sich zieht: "Wegen eines rohen Spiels gegen den Gegner" sprach das DFB-Sportgericht am Dienstagmittag eine Drei-Spiele-Sperre aus. Hincapies Saison ist damit beendet, außerdem fehlt er zu Beginn der kommenden.

Die Kritik seines Trainers für diese Aktion fiel eindeutig aus. "Wenn wir um einen Platz in Europa spielen, darf das nicht passieren", urteilte Xabi Alonso, "wir sind eine junge Mannschaft, aber wenn wir auf diesem Niveau wettbewerbsfähig sein wollen, müssen wir schnell lernen."

Hincapie reiht sich bei Bordon, Xhaka und Co. ein

Dies gilt ganz besonders für den so hoch veranlagten Hincapie. War es für den Leistungsträger doch im Alter von 21 Jahren und 131 Tagen bereits der dritte Platzverweis in der Bundesliga. Womit der Abwehrspieler, der zuvor zweimal die Ampelkarte gesehen hatte, trauriger Rekordhalter in dieser Kategorie ist. Zuvor hatte Tin Jedvaj dieses Ranking angeführt, der bei seinem dritten Platzverweis (ebenfalls im Leverkusener Trikot übrigens) eine Woche älter war als der Ecuadorianer bei seinem Tritt gegen Weigl.

Hincapie sammelte seine drei Platzverweise allesamt in dieser Saison. Innerhalb einer Spielzeit hatten es zuvor nur acht Akteure geschafft, dreimal vom Platz zu fliegen: Bernhard Trares (1860 München, 1994/95), Marcelo José Bordon (Stuttgart, 2001/02), Aleksandar Vasoski (Frankfurt, 2006/07) und Josip Simunic (2006/07) in früherer Vergangenheit, ehe in den letzten zehn Jahren noch dieses Quartett nachlegte: Luiz Gustavo (Wolfsburg, 2013/14), Granit Xhaka (Gladbach, 2015/16), Jean-Philippe Gbamin (Mainz, 2016/17) und Maxence Lacroix (Wolfsburg, 2021/22).

Öfter als Hincapie handelte sich also noch kein Bundesligaspieler innerhalb einer Saison einen Platzverweis ein. Die Sperre bringt Xabi Alonso beim Saisonfinale in Bochum, wo Bayer voraussichtlich gewinnen muss, um Platz 6 zu halten, in große Not. Fehlt dem Trainer doch jetzt eine auch nur annähernd gleichwertige Alternative zu dem Leistungsträger. Da auch Odilon Kossounou verletzt ausfällt, bleiben dem Spanier nur vier Optionen, die allesamt für mehr oder weniger Bauchschmerzen sorgen dürften.

Notnagel oder Grünschnabel?

So wird in Bochum wohl Timothy Fosu-Mensah in die Dreierabwehrkette rücken, der allerdings unter Xabi Alonso bestenfalls den Status des Notnagels innehat. Seinen einzigen Startelf-Einsatz absolvierte der Niederländer Ende Oktober beim 0:2 in Leipzig als rechter Schienenspieler. Dort setzte ihn sein Trainer aber äußerst selten ein. Selbst als Stammkraft Jeremie Frimpong in den vergangenen Wochen physisch rapide abbaute, bekam Fosu-Mensah keine Chance.

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In Bochum muss Xabi Alonso sie dem 25-Jährigen geben. Schließlich versprechen die anderen Lösungen kein geringeres Maß an Risiko: Mitchel Bakker, der ohnehin als linker Schienenspieler benötigt wird, gilt grundsätzlich als unsicherer Kantonist und patzte vor dem Gladbacher Anschlusstreffer beim 2:2.

Linksverteidiger Daley Sinkgraven ist eigentlich ein gelernter Mittelfeldspieler und von seinem Typus her alles andere als ein zentraler Abwehrspieler. Und Winter-Zugang Noah Mbamba (18), der noch in der U 19 spielen könnte, bringt als Sechser und Innenverteidiger das Handicap mit, noch keine einzige Pflichtspielminute für Bayer absolviert zu haben.

Stephan von Nocks