Im Vergleich zum 1:1-Remis im Hinspiel musste Pilsens Trainer Pavel Vrba auf eine absolute Führungskraft verzichten. Horvarth, etatmäßiger Kapitän und Regisseur bei Viktoria, fehlte gelbgesperrt. Er wurde im defensiven Mittelfeld von Sevinsky ersetzt. S04-Coach Huub Stevens hatte indes einige Verletzte zu beklagen. Unnerstall (Schultereckgelenksprengung) und der in der Europa-League spielberechtigte Jones (Muskelverhärtung in der Wade) standen nicht zur Verfügung. Sie wurden zwischen den Pfosten von Hildebrand und im Defensivverbund durch Metzelder vertreten. Zudem erhielt Farfan auf der rechten Außenbahn den Vorzug vor Obasi. Im Gegensatz zum 4:0-Bundesliga-Triumph über Wolfsburg kam Höwedes, der gegen den VfL gelbgesperrt gefehlt hatte, anstelle von Uchida rechts in der Viererkette zum Zug.
Schalke startete mit forschem Offensivdrang in die Partie, setzte die Gästeabwehr ein ums andere Mal unter Druck, ohne aber zunächst den finalen Pass anbringen zu können. Mehr Struktur in die anfangs zu ungenauen Angriffsbemühungen der Hausherren brachte in der 8. Minute Matip, der Draxler in Szene setzte. Dieser trieb den Ball energisch nach vorne und zog saftig, eigentlich aber unplatziert ab. Viktoria-Keeper Cech ließ die Kugel nach vorne abprallen, Huntelaar war zur Stelle und staubte zur frühen Führung ab.
Im Anschluss mühten sich die "Knappen" um Spielkontrolle, agierten allerdings dabei zusehends pomadiger, sodass die zu Beginn zaghaften Pilsener mutiger wurden. Nachdem Fuchs einen Freistoß aus zentraler Position links am Gästekasten vorbeigehämmert hatte, meldeten sich bis zum Kabinengang eigentlich nur noch die Tschechen in der Offensive gefährlich zu Wort: In der 24. Minute zappelte der Ball in den Maschen des S04-Gehäuses: Doch der irische Unparteiische Alan Kelly erkannte Bakos` Treffer aufgrund dessen zuvoriger Abseitsstellung zu Recht nicht an.
Die Gelsenkirchener hatten nach schwungvollem Beginn und der Führung den Zugriff auf die Partie verloren. Während es Schalke an Präzision und Tempo mangelte, wurde Viktoria immer frecher: Nach einer Petrzela-Flanke von rechts war Kolar ungedeckt. Sein Kopfball sauste an den Außenpfosten (28.). S04 investierte indes wenig ins Spiel nach vorne, lauerte in einer Konterstellung, agierte aber bei Ballbesitz zu verhalten.
Europa League
Auch nach Wiederanpfiff gestaltete sich die Partie äußerst höhepunktarm. Die “Königsblauen“ starteten zwar engagiert in den zweiten Durchgang, gingen jedoch nach flotten Auftaktbemühungen wieder schnell vom Gaspedal. Chancen blieben in der Schalker Arena aus, der Spielfluss war hüben wie drüben verebbt.
Nach exakt einer Stunde erwies Bakos Pilsen dann einen Bärendienst: Der Viktoria-Angreifer knallte Papadopoulos, von diesem zuvor im Mittelfeld attackiert, genervt seinen Ellbogen ins Gesicht und musste vorzeitig zum Duschen. Auch in Unterzahl agierten die Tschechen ein ums andere Mal ruppig, ohne mit dieser Gangart zu verhindern, dass sich die "Königsblauen" nun Möglichkeiten erspielten, den Sack zuzumachen. Die beste hatte Huntelaar in der 85. Minute: Von Obasi in Szene gesetzt, jagte der Niederländer den Ball über den Querbalken und verpasste damit seinen zweiten Treffer ebenso wie die Entscheidung. Dies rächte sich kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit in Person von Rajtoral. Der aufgerückte Rechtsverteidiger knallte die Kugel nach Höwedes' verunglücktem Klärungsversuch resolut ins Netz (88.).
In der ersten Hälfte der Verlängerung gewannen die Schalker Offensivbemühungen rasch an Qualität. Chancen nahezu im Minutentakt waren die Folge: Obasis Hereingabe sorgte für enorme Unordnung im Abwehrzentrum der Tschechen (92.). Ein Raul-Kopfball verfehlte sein Ziel, ehe Cech Huntelaars strammen Schuss per Fußabwehr parierte und Baumjohann das Leder drüber ballerte ( 94., 95., 97.). Wenig später war Pilsen sogar nur noch zu neunt auf dem Platz: Prochazka musste draußen behandelt werden. Schalke nutzte dies für weitere Hochkaräter: Rauls Kopfball rauschte ebenso knapp am Kasten vorbei, wie Obasis strammer Schuss (105., 105 +2).
Ein Tanzschritt reicht zum dritten Treffer
Teil zwei der Extra-Schicht war keine 60 Sekunden alt, da zielte Huntelaar besser und stieß das Tor zum Achtelfinale für Schalke weit auf: Nach Maßflanke von Obasi köpfte der Goalgetter platziert ins rechte Eck. Der Bann war gebrochen: Die "Knappen" hatten weitere Großchancen zum dritten Treffer, der Dreierpacker Huntelaar, nachdem er zuvor Viktoria-Keeper Cech ausgetanzt hatte, vorbehalten blieb.
Für Schalke steht in der Bundesliga am Sonntag das Topduell beim FC Bayern München auf dem Programm. Pilsen erwartet in der tschechischen Gambrinus Liga ebenfalls am Sonntag Dukla Prag.