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Prokop im Gespräch: "Habe mich in der Vergangenheit oft sehr streng hinterfragt"

Ehemaliges Austria-Talent nun in Hartberg

Prokop im Gespräch: "Habe mich in der Vergangenheit oft sehr streng hinterfragt"

Dominik Prokop versucht, seine Karriere wieder auf trab zu bringen.

Dominik Prokop versucht, seine Karriere wieder auf trab zu bringen. GEPA Pictures

Als großes Talent gehandelt, geriet die Karriere von Dominik Prokop in den vergangenen Jahren ins Stocken. Die ehemalige Nachwuchshoffnung der Wiener Austria konnte in den letzten Jahren nur wenig auf sich aufmerksam machen und hatte mit persönlich schwierigen Zeiten zu kämpfen. "Ich habe mir da sehr viele Gedanken gemacht und habe mich in der Vergangenheit oft sehr streng hinterfragt. Vielleicht zu oft. Dass ich nicht alles richtig gemacht habe, stimmt zu 100 Prozent, sonst wäre mein Abschied aus Wien damals auch nicht so abgelaufen", gibt sich Prokop im Gespräch mit dem kicker selbstkritisch.

Bundesliga - 20. Spieltag

Nach seinem Abgang aus Wien im Sommer 2020 dauerte die Vereinssuche für den technisch begabten Offensivspieler länger als gewünscht, bis er schließlich mit dem deutschen Drittligisten Wehen Wiesbaden doch noch eine neue Bleibe fand. Dort erlebte er einen guten Start mit zwei Toren und einem Assist in den ersten vier Pflichtspielen, ehe ihn eine Meniskusverletzung stoppte und er anschließend nicht mehr sein Niveau aus früheren Zeiten abrufen konnte. Nach eineinhalb Jahren standen insgesamt nur 35 Einsätze zu Buche. "Ich habe meine Lehren daraus gezogen und mich durch die persönlich schwierige Zeit weiterentwickelt", sagt der 25-Jährige.

Wichtige Erfahrungen in Deutschland und Kroatien

Prokop ist dennoch froh, in jungem Alter den Sprung nach Deutschland gewagt zu haben: "Das war sehr wichtig für meine persönliche Entwicklung. Ich habe dort Freunde fürs Leben gefunden und habe die Zeit im Ausland geschätzt, auch wenn keine sprachliche Barriere da war (lacht). Trotzdem war man weiter weg von Zuhause, ich habe viel mitgenommen und deshalb bereue ich den Schritt überhaupt nicht." Mit dem Drittligisten konnte er auch seinen bislang einzigen Titelerfolg feiern. 2021 krönte man sich zum Landespokal-Hessen-Sieger. "Das stimmt, aber ich hoffe, da kommen noch ein paar dazu", lacht Prokop.

Auch wenn das Kapitel Wiesbaden im vergangenen Sommer zu Ende ging, hätte er sich durchaus einen längeren Verbleib in Hessen vorstellen können: "Absolut, denn wir hatten eine coole Mannschaft. Ich habe mich wohl gefühlt und der Verein hatte Ambitionen nach oben, was man auch dieses Jahr sieht. Im Fußball ist es halt manchmal so, dass sich die Wege trennen, das ist normal. Am Ende war ich mit meiner fußballerischen Situation dort nicht mehr zufrieden, der Trainer hat auch nicht mehr mit mir geplant und deshalb war die Trennung dann eine gemeinsame Entscheidung."

Anschließend nahm die Karriere des ehemaligen U-21-Nationalspielers Österreichs (15 Einsätze) eine weitere besondere Wendung, als er sich nach seinem Aus in Deutschland für einen Wechsel in die erste kroatische Liga entschied. Ob er sich dabei von seinem ehemaligen Teamkollegen Alexander Gorgon, der selbst jahrelang erfolgreich für HNK Rijeka am Ball war, einen Tipp holte? "Nein, das ging alles sehr schnell und ich habe mir da kaum Meinungen von anderen eingeholt", so Prokop.

Prokop sieht noch "viel Raum für Verbesserungen"

Am Ende sollte er aber auch in Gorica nicht wirklich glücklich werden, nach sechs Monaten standen zwei Assists in lediglich sechs Einsätzen am Papier. "Dieser Wechsel war aber wichtig für mich und ich habe mich auch dort in der Mannschaft wohl gefühlt. Leider ist der sportliche Erfolg nicht eingetreten, obwohl wir vor allem am Anfang wirklich gut gespielt haben. Es war dennoch ein cooler Schritt. Mit Dinamo Zagreb, Hajduk Split, Rijeka oder Osijek gibt es sehr viele gute Mannschaften mit technisch starken Spielern und da ist man sehr gefordert worden", bilanziert der Offensivspieler.

Doch nun soll es wieder bergauf gehen und dazu hat er sich mit dem TSV Hartberg eine Mannschaft ausgesucht, die bereits in der Vergangenheit die Karriere einiger Profis wieder auf Vordermann gebracht hat. Positive Beispiele wie Donis Avdijaj oder Dominik Frieser bestärkten Prokop in seiner Entscheidungsfindung: "Hartberg habe ich schon in der ersten Amtszeit unter Markus Schopp sehr gerne zugesehen. Es ist ein familiärer Verein mit einer super Stimmung, wo alles etwas kleiner ist, aber nicht im schlechten Sinne. Die Mannschaft hat mir die Integration auch leicht gemacht und ich will einfach mithelfen, die gemeinsamen Ziele zu erreichen und meinen Anteil beizutragen. Da sehe ich hier den idealen Ort für mich aktuell."

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Für die Oststeirer durfte Prokop im Frühjahr bislang in zwei der drei Spiele ran. Zuletzt beim Duell gegen die Wiener Austria stand er erstmals in der Startelf. "Das hat mich natürlich sehr gefreut. Es hat sich bei meinem ehemaligen Klub einiges getan, aber es gab dennoch noch viele bekannte Gesichter. Es war eines der speziellsten Spiele in meinem Leben, leider mit einem bitteren Beigeschmack, aber trotzdem sehr schön", so Prokop, der bei der Partie gegen seinen Ex-Klub auch die Chance zur Führung auf dem Fuß hatte. "Im Endeffekt muss ich das 1:0 machen, das kreide ich mir natürlich an. Ansonsten war es ein solides Spiel mit noch viel Raum für Verbesserungen."

Von Erfolg mit Hartberg überzeugt

Trotz zweier Niederlagen in den ersten drei Spielen unter Markus Schopp sieht Prokop die Mannschaft auf dem richtigen Weg: "Die Spiele gegen Sturm und die Austria haben gezeigt, dass wir uns nicht verstecken müssen und die Qualität haben, diesen Mannschaften ebenbürtig zu sein. Es fehlt noch an Kleinigkeiten, dass wir noch gefährlicher werden und mehr Chancen herausspielen, die wir auch nutzen. Wir müssen unsere Eigenfehler minimieren, weil wir durch diese viele Gegentore bekommen. Wenn wir das abstellen und vorne noch gieriger werden, bin ich der Meinung, dass wir jede Mannschaft nicht nur ärgern, sondern auch schlagen können."

Wenn man ein halbes Jahr nicht so viel gespielt hat, sollte man sich nicht zu sehr unter Druck setzen. Andererseits bin ich ein Spieler, der sehr viel von sich erwartet und sehr selbstkritisch ist. Da versuche ich die richtige Balance zu finden.

Dominik Prokop

Mit seinem persönlichen Fortschritt zeigt sich der mittlerweile 25-Jährige zufrieden, auch wenn er weiß, dass noch viel Raum nach oben ist: "Wenn man ein halbes Jahr nicht so viel gespielt hat, sollte man sich nicht zu sehr unter Druck setzen. Andererseits bin ich ein Spieler, der sehr viel von sich erwartet und sehr selbstkritisch ist. Da versuche ich die richtige Balance zu finden. Im Training sieht man schon, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Jetzt gilt es, das auch in den Spielen noch mehr zu zeigen."

Je schneller, desto besser. Denn jetzt geht es mit seinem Klub darum, wichtige Zähler zu sammeln. Mit den Duellen gegen den WAC, Klagenfurt und den LASK wartet aber noch ein schwieriges Restprogramm vor der Ligateilung. Prokop weiß, worauf es nun ankommt: "Natürlich müssen wir noch an unserer Spielidee arbeiten und feilen. In der jetzigen Phase zählen aber nur Punkte und Ergebnisse. Lang- und mittelfristig bin ich mir sicher, dass wir mit dem eingeschlagenen Weg auch dorthin kommen. Wichtig ist aber, dass wir jetzt damit anfangen, auch wenn die letzten Spiele nicht einfach werden."

Maximilian Augustin

Fußball: 1. Bundesliga, Saison 2021 2022, Trainingslager von Borussia Dortmund am 29.07.2021 in Bad Ragaz (Schweiz). Emre Can spricht während der Medienrunde zu den Journalisten. *** Football 1 Bundesliga, 2021 2022 season, Borussia Dortmunds training camp on 29 07 2021 in Bad Ragaz Switzerland Emre Can speaks to journalists during the media session Copyright: xKirchner-Mediax

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