Bondscoach Louis van Gaal veränderte die Aufstellung der Elftal nach dem 4:3-Sieg im Elfmeterschießen gegen Costa Rica auf einer Position: Im Mittelfeld kehrte de Jong nach Leistenproblemen zurück und verdrängte Depay. Argentiniens Nationaltrainer Alejandro Sabella wechselte im Vergleich zum 1:0-Viertelfinalerfolg gegen Belgien zweimal Personal: Perez kam, wie schon im Spiel gegen die "Roten Teufel", für den verletzten di Maria ins Spiel, Rojo war nach seiner Gelbsperre wieder erste Wahl als Linksverteidiger. Basanta nahm dafür auf der Bank Platz.
Die Partie in Sao Paulo war von Beginn an umkämpft. Beide Teams waren schon früh bemüht, um erste Angriffssequenzen zu generieren. Jedoch fanden weder die "Albiceleste" noch "Oranje" den Weg durch die gegnerischen Abwehrreihen. Auch deshalb wurde häufiger auf das Stilmittel des langen Balls gesetzt - ohne Erfolg. Bis zum ersten gefährlichen Torschuss dauerte es demnach bis in die 15. Minute: Messi prüfte den niederländischen Torwart Cillessen per Freistoß.
De Jongs Begeitservice
Mit zunehmender Spieldauer machten die Argentinier den leicht besseren Eindruck. Die Südamerikaner trugen ihre Vorstöße bevorzugt über die rechte Angriffsseite vor, hatten aber das Problem, dass Messi im Spielaufbau von Bewacher de Jong kaum Freiräume zugestanden bekam. So konnte "La Pulga", der sein 92. Länderspiel absolvierte und damit in dieser Statistik an Diego Maradona vorbeizog, der Partie nicht wie gewohnt seinen Stempel aufdrücken.
Das Halbfinale im Überblick
Die Taktik der Niederländer, nach Ballgewinnen blitzartig umzuschalten und die Doppelspitze van Persie/Robben in Szene zu setzen, war jedoch nicht von Erfolg gekrönt. Dementsprechend verbuchten die Argentinier ein Chancenplus - erneut nach einem Standard: Garays Flugkopfball verfehlte aber sein Ziel (24.).
Wenig Spielfluss, keine Chancen
Auf der anderen Seite war Schlussmann Romero nach einer halben Stunde noch immer nahezu beschäftigungslos. Der 27-Jährige musste dann aber nach einer Ecke sowie einer weiteren Sneijder-Hereingabe erstmals mit den Fäusten dazwischenfunken (32.). Anschließend wurde es hektischer auf dem Rasen. Viele Fouls wirkten sich negativ auf den Spielfluss aus. Die daraus resultierenden Freistoßflanken wurden von den hellwachen Abwehrreihen immer wieder entschärft, sodass beide Mannschaften ohne Torerfolg den Kabinengang antraten.
Bondscoach van Gaal tauschte in der Halbzeit einmal und brachte Janmaat für den Gelb-vorbelasteten Martins Indi, was unter anderem dazu führte, dass Blind in die Abwehr rückte und Kuijt fortan die linke Außenbahn bediente. Bei Argentinien gab es dagegen keine Veränderungen.
Spielerisch veränderte sich dagegen nur wenig. Holprig ging es zu und viele Aktionen blieben im Regen von Sao Paulo Stückwerk. Erst in der 58. Minute ging mal wieder ein Aufschrei durch die Arena de Sao Paulo, als Higuain an der Fünfergrenze noch so eben vom neuen Mann Janmaat am Kopfball gestört wurde.
Nichtangriffspakt, doch dann kommt Robben
Großchance in letzter Minute vereitelt: Javier Mascherano blockt den Schuss von Arjen Robben ab. Getty Images
Wenig später war auch für Messi-Bewacher de Jong der Arbeitstag beendet. Für den ehemaligen Hamburger gab Clasie sein WM-Debüt (62.). Im Spiel nach vorne agierten mittlerweile beide Auswahlen erschreckend schwach. So plätscherte die Partie höhepunktlos - von den Fans mit Pfiffen quittiert - vor sich hin, ehe Higuain nach einer gefährlichen Messi-Hereingabe das Außennetz traf. Der Auftakt in eine turbulente Schlussviertelstunde? Mitnichten!
Denn nach der Großchance des Napoli-Stürmers erholten sich die 22 Akteure erst einmal wieder, nahmen dabei das Tempo komplett aus dem Spiel und schlossen einen Quasi-Nichtangriffspakt für die Verlängerung. Einzig Robben hatte in der Nachspielzeit aus dem Nichts heraus die Riesenchance, doch Mascherano blockte den Schuss des Dribbelkünstlers per eingesprungener Grätsche ab (90.+1).
Van Gaal bringt Huntelaar - kein Krul
In der ersten Hälfte der Verlängerung machten die Niederländer, bei denen van Gaal mit Huntelaar für van Persie seinen letzten Wechsel vollzog (96.), den leicht besseren Eindruck. Robben probierte es wiederum erfolglos aus der Distanz (99.). Von der "Albiceleste" gab es nur noch wenig Entlastung.
Auch in den zweiten 15 Minuten steuerten die Akteure mehr oder weniger partnerschaftlich auf das Elfmeterschießen zu, nur der eingewechselte Palacio hätte freistehend per Kopf das finale Nervenspiel verhindern können (115.). Da van Gaal zu diesem Zeitpunkt schon dreimal gewechselt hatte, konnte "Elfmeter-Killer" Krul diesmal nicht eingreifen.
Romero hält doppelt - Maxi Rodriguez mit voller Kraft
Diesmal gehörte die Show dem argentinischen Keeper Romero, der gleich den ersten Strafstoß von Vlaar hielt. Direkt im Anschluss versenkten Messi, Robben und Garay allesamt sicher. Gegen Sneijder zeigte dann Argentiniens Keeper eine Glanzparade, ehe Aguero mit etwas Glück „Brazuca“ versenkte. Kuijt hielt "Oranje" mit einem platzierten Schuss zwar am Leben, aber dann ballerte Routinier Maxi Rodriguez Argentinien mit voller Wucht ins Endspiel.
Die "Albiceleste" trifft damit am Sonntag um 21 Uhr (MESZ) im WM-Finale in Rio de Janeiro auf Deutschland. Die Niederlande treten schon am Samstag um 22 Uhr (MESZ) in Brasilia im Spiel um Platz 3 gegen Brasilien an.