Tennis

Clijsters erobert erstmals Melbourne

Li schreibt ihr Märchen nicht zu Ende

Clijsters erobert erstmals Melbourne

Emotionen nach dem Matchball: Kim Clijsters.

Emotionen nach dem Matchball: Kim Clijsters. picture-alliance

Drei Grand-Slam-Triumphe hatte Clijsters bereits in ihrer Vita stehen, allesamt eingefahren in New York. 2010, als sie bei den US Open ihr zweites großes Turnier nach ihrer Babypause gewann, hatte die 27-Jährige bereits den nächsten großen Traum angekündigt: endlich einmal in Australien, in dem Land, das sie seit langem in sein Herz geschlossen hat, die Trophäe in den Himmel zu recken. Am Samstag war es soweit. Ein Spaziergang wurde es allerdings nicht.

Dabei hatte Clijsters in ihrem achten Grand-Slam-Finale wie die Feuerwehr begonnen, die ersten acht Punkte gingen allesamt im Eiltempo auf ihr Konto, ruckzuck stand es 2:0. Doch weder im Australian-Open-Halbfinale, als ihre Gegnerin Caroline Wozniacki Matchball hatte, noch im glatt gewonnen Finale von Sydney Anfang Januar, als sie gegen Clijsters zunächst mit 0:5 zurücklag, hatte sich Li aus der Ruhe bringen lassen. Und so auch diesmal: Die anfängliche Nervosität war schnell abgelegt, das Rebreak bald geschafft. Die 28-Jährige hielt bei den laufintensiven Grundlinienduellen gut dagegen und ließ Clijsters' sonst so druckvolles Spiel nur selten zur Entfaltung kommen.

Clijsters steckt ihren ersten Satzverlust im Turnierverlauf weg

Unübersehbar war aber schon jetzt, da die entscheidende Phase des ersten Satzes angebrochen war, dass beide Kontrahentinnen nicht ihren allerbesten Tag erwischt hatten, von der Halbfinalform bekamen die Zuschauer auf der vollgepackten Rod-Laver-Arena kaum etwas zu sehen. Viele leichte Fehler begannen das Bild zu prägen, Verunsicherung war immer wieder spürbar; vor allem bei Clijsters, die zunehmend Rhythmus und Lockerheit verlor, zwei Breakbälle zum möglichern 4:2 liegen ließ und stattdessen selbst zum 3:4 und schließlich 3:6 gebreakt wurde. Nach 38 Minuten brachte Li mit einem starken Passierball den ersten Durchgang nach Hause, für Clijsters war es der erste Satzverlust im Turnierverlauf.

Kim Clijsters und Na Li

Doppeltes Lächeln nach dem Finale: Kim Clijsters und Na Li präsentieren ihre Trophäen. picture-alliance

Den Tiefpunkt erreichte das Match zu Beginn des zweiten Satzes: Mit vier Breaks in Folge, teilweise durch haarsträubende Chancenverwertung und Doppelfehler ermöglicht, legten Li und Clijsters insgesamt los. Letztere brachte es als Erste zustande, die Verkrampfung etwas zu lösen, langsam, aber sicher stabilisierte sie sich, während Lis Fehlerquote hoch blieb. Nach wenig attraktiven 53 Minuten packte Clijsters so per 6:3 den Satzausgleich. Die Spannung stieg - war es die Wende?

Es war die Wende. Wie im ersten Satz schnappte sich Clijsters blitzschnell ein frühes Break, und diesmal schlug Li nur kurzzeitig zurück. Mehr erlaubten ihre zahlreichen Unforced Errors, die die Asiatin gegenüber den ersten beiden Durchgängen noch einmal steigerte (12, 13, 15), nicht. Nach Patzer Nummer 40 und 125 Minuten, die die von beiden Kontrahentinnen im Turnier gezeigte Qualität nur marginal erreicht hatten, riss Clijsters die Arme in die Höhe - es war es vollbracht!

Jetzt dürft ihr mich endlich doch 'Aussie-Kim' nennen.

Kim Clijsters

"Jetzt dürft ihr mich endlich doch 'Aussie-Kim' nennen, weil ich den Titel gewonnen habe", rief Clijsters dem feiernden Anhang in der Rod-Laver-Arena nach dem Match zu: "In all den Jahren, in denen ich hier war, wart ihr unglaublich. Ich weiß das wirklich zu schätzen. Es hilft so sehr, wenn man um den Titel kämpft." Auch für Li hatte die strahlende Siegerin ein paar warme Worte: "Sie ist so eine starke Gegnerin. In den letzten Wochen hat sie Großartiges geleistet. Ich bin mir sicher, dass es zwischen uns noch ein paar enge Duelle geben wird - gerne auch in ein paar weiteren Grand-Slam-Finals!"

Li springt auf Platz sieben der Weltrangliste, Clijsters ist jetzt Zweite

Li, die ihre erste Niederlage 2011 kassierte, verpasste die Krönung zweier Traumwochen in Melbourne, darf sich aber mit 800.000 Euro und dem Sprung zurück in die Top Ten der Welt trösten, ab Montag ist sie erstmals Siebte. Clijsters hatte Weltranglistenplatz zwei bereits mit ihrem Halbfinalsieg über Vera Zvonareva erreicht.

Clijsters begeistert und heißt jetzt "Aussie-Kim"