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Bronze im Blindflug: Worrack überrascht sich selbst

Auch Schachmann holt Bronze im Zeitfahren

Bronze im Blindflug: Worrack überrascht sich selbst

Holte überraschend Bronze in Glasgow: Trixi Worrack überzeugte im Einzelzeitfahren.

Holte überraschend Bronze in Glasgow: Trixi Worrack überzeugte im Einzelzeitfahren. imago

Überwältigt schlug Trixi Worrack die Hände vors Gesicht. Im strömenden Regen von Glasgow sorgte die 36 Jahre alte Cottbuserin mit dem Gewinn der Bronzemedaille im Einzelzeitfahren für eine große Überraschung bei den European Championships.

Es ist eines der schönsten Sport-Comebacks des Jahres: 2016 war Worrack beim Trofeo Alfredo Binda so schwer gestürzt, dass ihr bei einer Notoperation eine Niere entfernt werden musste. Doch ans Aufhören dachte sie nie. Schon ein Vierteljahr später stieg sie wieder auf ein Rad und sorgte nun auch wieder international für Aufsehen.

"Für mich ist das ein richtig schöner Erfolg. Er ist für mich mehr wert, als für manch andere", meinte die routinierte Lausitzerin, die sich für das Rennen einen Rang zwischen fünf und acht vorgenommen hatte. "Schließlich ist es schon ein paar Jahre her, dass ich mal eine Einzelmedaille geholt habe", ergänzte sie.

Brennauer stürzt: Nur Platz 14

Als eine der ersten Starterinnen war sie auf den hügeligen Stadtkurs über 32,7 Kilometer gegangen. "Eigentlich war es ein Blindflug. Denn wir konnten auf den Straßen nie in Wettkampfgeschwindigkeit trainieren. Und es macht schon einen Unterschied, ob man mit 30 oder mit 45 km/h um die Kurve fährt", schilderte sie die schwierigen Bedingungen auf regennasser Straße, denen auch Lisa Brennauer zum Opfer fiel und stürzte. Die zuvor dreimalige Medaillengewinnerin von Glasgow war aber nicht nur deshalb chancenlos und wurde 14.

Trixi Worrack aber musste sich in 42:48 Minuten im Ziel im Green Park nur den beiden Niederländerinen Ellen van Dijk (41:39) und Anna van der Breggen (41:41) geschlagen geben. Ex-Weltmeisterin Van Dijk, machte damit ihren EM-Hattrick nach 2016 und 2017 perfekt.

Kein bisschen müde: 20. Weltmeisterschaft im September

"Das war genau ihr Kurs, die winkligen Kurven liegen ihr", sagte Bundestrainer Andre Korff, für den Worrack bereits seit Jahren zu den Stützen seiner Auswahl gehört. Im September wird die Radsportlerin in Innsbruck ihre 20. Weltmeisterschaft - zwei davon bei den Juniorinnen - erleben, insgesamt viermal nahm sie an Olympischen Spielen teil.

Gleichfalls viermal gehörte sie schon zum deutschen Weltmeisterteam im Mannschafts-Zeitfahren, doch ihr bislang größter Einzel-Erfolg als Vizeweltmeisterin liegt schon zwölf Jahre zurück. "Das vergisst man nie", meinte sie in Erinnerung an das Straßenrennen in Salzburg.

Trotz gesenktem Risiko: Auch Schachmann holt Bronze

Maximilian Schachmann

Die zweite Bronzemedaille an einem Tag: Auch Maximilian Schachmann fuhr auf Platz drei. imago

Auch Maximilian Schachmann überraschte sich mit seiner Bronzemedaille selbst. "Ich bin nach dem Trainingslager gar nicht mit ganz so hohen Erwartungen hier angereist, weil die Höhepunkte ja erst im zweiten Teil der Saison liegen", sagte der 24 Jahre alte Giro-Etappensieger Schachmann und musste vor der Siegerehrung erst einmal die klitschnassen Klamotten wechseln.

Das große deutsche Talent räumte ein, auf der glitschigen Fahrbahn des 45,7 Kilometer langen Stadtkurses das letzte Risiko gescheut zu haben. Vor genau einem Jahr war er bei den Polen-Rundfahrt schwer gestürzt, so dass seine Karriere nach einer Fersen-Operation am seidenen Faden hing. "Mir sind eine Platte und zehn Schrauben eingesetzt worden. Die Prognosen sahen nicht gut aus", erinnerte er sich. Nun strebt er bei der WM in Innsbruck im September sogar einen Doppelstart an.

Er steigerte sich im Rennverlauf und konnte bei der Zieldurchfahrt strahlen. "Diese Medaille bekommt einen Ehrenplatz im Wohnzimmer", verriet er. In 54:06 Minuten musste sich Schachmann nur Titelverteidiger Victor Campenaerts (53:38) aus Belgien und dem Spanier Jonathan Castroviejo geschlagen geben. Die beiden lagen im Ziel ganze 0,63 Sekunden auseinander.

dpa