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Kittel "fährt auf einem anderen Planeten"

Sprinter deklassiert die versammelte Weltelite

Kittel "fährt auf einem anderen Planeten"

Außer Reichweite: Marcel Kittel fährt in seiner eigenen Liga.

Außer Reichweite: Marcel Kittel fährt in seiner eigenen Liga. picture alliance

Blumen in der Rechten, den Siegerpokal in der Linken, und obendrein ein charmantes Lächeln: Marcel Kittel hat bei den Siegerehrungen der 104. Tour de France inzwischen große Routine. Im Ziel der 10. Etappe in Bergerac flog der 29 Jahre alte Erfurter zu seinem insgesamt 13. Tour-Etappensieg und übertrumpfte damit Ex-Profi Erik Zabel. "Mir geht es nicht um Legenden oder Rekorde. Ich will das hier genießen, das sind ganz spezielle Momente. So gut habe ich mich noch nie gefühlt", sagte Kittel am Dienstag nach seinem vierten Triumph bei der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt.

Die Konkurrenz hat längst kapituliert und feiert zweite Plätze wie einen Sieg. Nach 178 Kilometern von Périgeux nach Bergerac hatte Kittel vor dem zweitplatzierten John Degenkolb drei Längen Vorsprung. "Marcel ist im Moment auf einem anderen Planeten, was Explosivität und Schnelligkeit angeht. Keiner ist in der Lage, ihn Mann gegen Mann zu schlagen", sagte sein früherer Teamkollege Degenkolb, der mit den Kittel-Konkurrenten ein Parallel-Rennen fuhr. Kittel steht über allen.

"Wenn Kittel vorbeizieht, ist es zu spät"

Auch über André Greipel. Der deutsche Ex-Meister war restlos enttäuscht und verschwand wortlos in dem Teambus. Dafür sprach sein Teamchef Marc Sergeant, der seine Mannschaft "in einer guten Position" gesehen hatte. "Aber wenn Kittel vorbeizieht, ist es zu spät", sagte Sergeant.

104. Tour de France

In der Tat ist Kittel im Sprint derzeit schier unschlagbar. Er beherrscht seine Rivalen mit spielerischer Leichtigkeit. "Ich habe auf den richtigen Moment gewartet. Ich war in einer perfekten Position und konnte 250 Meter vor dem Ziel rausgehen", sagte Kittel, der weiter sein Erfolgsrezept verfolgt: so spät wie möglich in den Wind gehen und dann mit enormer Wucht an allen vorbeirauschen.

Für die Tour-Favoriten war die Sprintetappe wie ein verkappter Ruhetag. "Das war bisher vielleicht die angenehmste Etappe, kein Stress, alles perfekt», erklärte der Träger des Gelben Trikots, Chris Froome. Der Brite führt das Gesamtklassement weiter mit 18 Sekunden vor dem Italiener Fabio Aru an. Dritter ist 51 Sekunden zurück der Franzose Romain Bardet.

Am Mittwoch in Pau bietet sich dem in der Schweiz lebenden Kittel die nächste Chance auf einen Etappensieg. "Ich freue mich auf die nächsten Tage und lebe mit meinen Teamkollegen weiter in unserer kleinen Tour-Glocke", betonte der Sprinter vom Team Quick-Step.

Grünes Trikot wird greifbar - drei weitere Sprintchancen

Auch der Gewinn des Grünen Trikots in Paris wird immer greifbarer. Mit 275 Punkten liegt Kittel deutlich vor dem Australier Michael Matthews (173). Doch in erster Linie geht es Kittel um Etappensiege. Mit vier Erfolgen - zuvor gewann er in Lüttich, Troyes und Nuits-Saint-George - hat er seine persönliche Bestmarke aus den Jahren 2013 und 2014 eingestellt. Da liegt in diesem Jahr eine weitere Bestleistung in der Luft, theoretisch bieten sich ihm laut Streckenplan noch drei Chancen auf einen Sprinterfolg.

tru

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