Handball

Alleinherrschaft ade: Kiel übt Understatement

Nachwehen der THW-Pleite in Flensburg

Alleinherrschaft ade: Kiel übt Understatement

Wohin geht die Reise in diesem Jahr? Die Trainer Gislason, Vranjes, Sveinsson und Jacobsen (v.l.n.r.).

Wohin geht die Reise in diesem Jahr? Die Trainer Gislason, Vranjes, Sveinsson und Jacobsen (v.l.n.r.). imago

Gislason: "Wenn man hier gewinnen will, muss sehr viel stimmen"

Der Start in die neue Saison verlief beim THW Kiel holprig. Sowohl der Erfolg im Pokal gegen Essen (25:22) als auch die beiden Siege in der Liga gegen Gummersbach (30:26) und Hannover (33:29) bewiesen: Es ist noch mächtig Sand im "Zebra"-Getriebe. Und die Aufgabe am dritten Spieltag hatte es in sich, immerhin stand der schwere Gang zum 84. Derby in Flensburg an. Vor 6.300 Zuschauern waren die Hausherren heiß auf die Revanche für die knappe Pleite im Super-Cup (26:27) vor zweieinhalb Wochen - und die gelang!

Bundesliga - 3. Spieltag
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Bundesliga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Rhein-Neckar Löwen Rhein-Neckar Löwen
8
2
SG Flensburg-Handewitt SG Flensburg-Handewitt
6
3
MT Melsungen MT Melsungen
6
THW Kiel - Die letzten Spiele
SC Magdeburg Magdeburg (A)
28
:
32
FC Barcelona Barcelona (A)
30
:
18
SG Flensburg-Handewitt - Die letzten Spiele
Bergischer HC Bergischer HC (A)
30
:
40
VfL Gummersbach Gummersbach (H)
28
:
34
Rhein-Neckar Löwen - Die letzten Spiele
SC DHfK Leipzig Leipzig (A)
29
:
24
SC Magdeburg Magdeburg (H)
21
:
34
SC Magdeburg - Die letzten Spiele
THW Kiel Kiel (H)
28
:
32
Aalborg AB Handbold Aalborg AB (H)
26
:
28

Zwar führte der THW in der Anfangsphase, das 6:5 von Linksaußen Rune Dahmke sollte aber die letzte Kieler Führung des Spiels bleiben (13.). Denn dann legte der Flensburger Express los, allen voran die dänische Flügelzange um Anders Eggert und Lasse Svan (je neun Treffer) zog dem großen Rivalen den Zahn. "Glückwunsch an Ljubo und Flensburg zum verdienten Sieg. Wenn man hier gewinnen möchte, muss sehr viel stimmen. Das hat es bei uns heute nur phasenweise", gestand THW-Coach Alfred Gislason hinterher ein.

16 Paraden: Andersson lässt Landin alt aussehen

Garant für den Flensburger Erfolg: Keeper Mattias Andersson.

Garant für den Flensburger Erfolg: Keeper Mattias Andersson. imago

Woran es seiner Meinung nach schon im ersten Abschnitt (12:15) gehapert hatte: "Wir standen hinten nicht sicher genug und haben vorn zu viele technische Fehler gemacht, und auch die leichten Rückraumtore haben uns gefehlt." Zum großen Faktor wurde einmal mehr auch SG-Keeper Mattias Andersson, der starke 16 Bälle parierte. Auf Kieler Seite dagegen enttäuschte das Duo Nikolas Katsigiannis (sechs Paraden) und Niklas Landin (kein einziger gehaltener Ball!) auf ganzer Linie.

Kein Wunder, dass auch THW-Manager Thorsten Storm anschließend haderte: "Wenn man in Flensburg gewinnen will, muss man das Torhüter-Duell zumindest einigermaßen ausgeglichen gestalten." Probleme, die Flensburg-Coach Ljubomir Vranjes am Sonntagnachmittag freilich nicht kannte. "Jetzt werde ich das ein paar Stunden genießen, und dann geht es weiter."

Der 30:25-Erfolg unterstrich einmal mehr die Flensburger Ambitionen, Experten räumten der SG bereits vor Saisonbeginn große Meisterschaftschancen ein . Etwas kryptisch und dennoch vielsagend formulierte es Flensburgs Geschäftsführer Dierk Schmäschke: "Unsere Mannschaft hat gezeigt, was sie will und wie sie das will."

Storm: "Der große Favorit auf die Meisterschaft hat gewonnen"

Sieht sich in diesem Jahr großer Konkurrenz ausgesetzt: THW-Manager Thorsten Storm.

Sieht sich in diesem Jahr großer Konkurrenz ausgesetzt: THW-Manager Thorsten Storm. imago

Wenig später wurde der 58-Jährige dann aber doch noch deutlicher. "Wir haben in dieser Saison viel vor und mit diesem Sieg einen guten Start hingelegt. Es ist aber ein ganz langer Weg zur Meisterschaft." Der hochverdiente Fünf-Tore-Sieg "zwang" die Kieler gar zu ungewöhnlichen Mitteln: Allen voran Manager Storm übte sich in Understatement. "Der große Favorit auf die Meisterschaft hat gewonnen", so der 50-Jährige. Das ist dann aber doch zu viel des Guten.

Nicht nur weil die Kieler noch einiges mehr zu bieten haben, sondern weil auch die Konkurrenz nicht schläft. Das stellten der SC Magdeburg und die Rhein-Neckar Löwen ebenfalls am Sonntag eindrucksvoll unter Beweis. Im direkten Duell zogen die Gastgeber aus Sachsen-Anhalt zwar den Kürzeren (23:24), an der im vergangenen Jahr viel gescholtenen Defensive wird sich aber in dieser Saison noch der ein oder andere Gegner die Zähne ausbeißen.

Sind die Löwen endlich reif?

Gleiches galt aber auch auf der Gegenseite für die Nordbaden, die den Magdeburgern mit der Umstellung auf eine extrem offensive wie aggrssive 1:5-Deckung den Wind aus den Segeln nahmen. Als eine von nur drei Mannschaften (Flensburg, Melsungen) sind Kapitän Gensheimer & Co. noch verlustpunktfrei - und endlich reif für den Titel? Apropos Gensheimer: In welchem Trikot der DHB-Kapitän in Zukunft auf die Jagd geht, ist nach der offiziellen Anfrage aus Paris weiter offen . Hält der 28-Jährige den Mannheimern die Treue, hat er in diesem Jahr die seit langem beste Chance auf eine nationale Trophäe.

Doch auch die Magdeburger wirken seit der Übernahme durch Trainer Geir Sveinsson im Sommer 2014 deutlich weiter - und zumindest das Umfeld hegt insgeheim Hoffnungen auf den großen Wurf. Mit dem wurfgewaltigen Neuzugang Michael Daamgard (sechs Treffer) scheint zudem ein neuer Publikumsliebling zu reifen. Egal ob Magdeburg, die Löwen, Kiel oder Flensburg am Ende oben stehen: Die 50. Bundesligasaion verspricht endlich einmal wieder richtig spannend zu werden.

msc

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