Handball

Frankreich ist Rekordweltmeister

Dänemark scheitert in der Verlängerung - Spanien holt Bronze

Frankreich ist Rekordweltmeister

Geschafft: Frankreich ist zum vierten Mal Weltmeister.

Geschafft: Frankreich ist zum vierten Mal Weltmeister. picture alliance

Es war ein "Heimspiel" für Dänemark, das sich in Malmö auf die Unterstützung des Publikums sicher sein konnte. Nach anfänglichen Schwierigkeiten schafften es die Dänen, die Partie gegen den schier übermächtigen Gegner halbwegs offen zu gestalten. Allerdings verstanden es die Franzosen, die gefährlichen Tempogegenstöße der Skandinavier zu unterbinden. Bezeichnend hierfür: Dänemark gelang in den gesamten ersten 30 Minuten kein einziges Tor nach einem Konter.

Der Titelverteidiger präsentierte sich hingegen dynamisch, variabel und vor allem dominant im Überzahlspiel. Nach 20 Minuten zogen die Franzosen auf 13:9 davon, allerdings hielt Mikkel Hansen die Dänen mit zwei schnellen Treffern aus über acht Metern im Spiel. Dennoch ging die "Grande Nation" mit einer 15:12-Führung in die Pause.

Zum Thema

Auch im zweiten Durchgang zeigte sich ein ähnliches Bild. Dänemark war dran, lag aber stets mit zwei bis drei Toren zurück. Gerade die Defensive der "Bleus" um Didier Dinart präsentierte sich lange Zeit in bestechender Form und entlastete somit Keeper Thierry Omeyer, der diesmal unter seinen Möglichkeiten blieb, immens. Vorne übernahm Nikola Karabatic das Zepter, der ehemalige Welthandballer war Dreh- und Angelpunkt der französischen Offensive, die jedoch zusehends Probleme mit dem sich steigernden Niklas Landin bekam.

Die Dänen kämpften sich aber zurück und glichen nach 50 Minuten zum 25:25 aus. Es blieb bis zum Schluss spannend, fünf Minuten vor dem Ende rückten die spanischen Schiedsrichter ins Rampenlicht. Gerome Fernandez wurden nach einem gewöhnlichen Zweikampf zwei Minuten auferlegt, den Dänen war's egal, sie nutzten das und glichen durch Lars Christiansen zum 29:29 aus.

Bo Spellerberg erzwingt die Verlängerung

Bo Spellerberg gegen Luc Abalo (re.)

Nicht zu stoppen: Spellerberg traf fünf Sekunden vor Schluss und erzwang die Verlängerung. imago

Die Spannung stieg ins Unermessliche: 50 Sekunden vor Schluss sorgte Nikola Karabatic für das 31:30, den Dänen lief die Zeit davon. Fünf Sekunden waren noch zu spielen, ein Wurf blieb den Skandinaviern noch: Bo Spellerberg fasste seinen Mut zusammen, nagelte das Leder ins linke untere Eck und erzwang damit die Verlängerung.

Letztmalig hatte es 2001 bei einem WM-Endspiel eine Verlängerung gegeben. Damals zwischen Frankreich und Schweden. Die Franzosen gewannen mit 28:25. Würde es diesmal aus Sicht des Titelverteidigers anders laufen? In dieser Phase kam es nur noch auf die Nerven an, und Frankreich präsentierte sich in diesem Segment stärker. Bezeichnend: Nach 64 Minuten führte die Mannschaft von Trainer Ulrik Wilbek mit 33:32, gab dann den Ball aber gleich zweimal leichtfertig her und Frankreich lag wieder mit 34:33 vorne.

Nach 67 Minuten warf Spellerberg den Ball leichtfertig in Aus. Jerome Fernandez nutzte das und sorgte für die 36:34-Fürhung (68.). Mikkel Hansen nahm einen schnellen Wurf, scheiterte aber an Omeyer, der bis dahin kaum einen Ball gehalten hatte. Unverständlich: Es waren noch 30 Sekunden zu spielen, die Dänen lagen mit einem Tor zurück, machten dann aber keinen Finger krumm, um nochmal in Ballbesitz zu kommen. Letztlich setzte sich das Team von Claude Onesta mit 37:35 (31:31; 15:12) n. V. durch. Damit unterstrichen die Franzosen einmal mehr ihre Ausnahmestellung. Nach dem Olympiasieg 2008, der Weltmeisterschaft 2009 und der EM 2010 folgte nun der vierte große Titel in Folge. Nikola Karabatic sowie Mikkel Hansen waren mit je zehn Treffern die besten Spieler des Finales.

Noch ein Titel! Wir haben nie aufgegeben, und wir haben uns gesteigert, das ist die Stärke dieser Mannschaft. Das Kollektiv hat gewonnen

Frankreichs Kapitän Jerome Fernandez

Frankreichs Kapitän Jerome Fernandez war überglücklich: "Noch ein Titel! Wir haben nie aufgegeben, und wir haben uns gesteigert, das ist die Stärke dieser Mannschaft. Das Kollektiv hat gewonnen." Torhüter Thierry Omeyer fügt hinzu: "Das war heute kein leichtes Spiel. Die Dänen waren ein starker Gegner, sie haben nicht aufgehört, Tore zu werfen. Es war kein leichtes Spiel, aber die Hauptsache ist, das wir Weltmeister sind. Das ist wunderbar."

Spanier beenden die eigene Durststrecke

Die Bronzemedaille sicherte sich Spanien, das sich in einem packenden und von den Torhütern dominiertem Match gegen Gastgeber Schweden mit 24:23 (11:11) durchsetzte. Vor 12.145 Zuschauern in der nicht ganz ausverkauften Arena sorgten die beiden Keeper Arpad Sterbik (Spanien) und Johan Sjöstrand (Schweden) für die Highlights. Am Ende durfte der gebürtige Serbe Sterbik die Arme in die Luft reißen und sich über seine dritte Bronzemedaille - 1999 und 2001 mit Jugoslawien - bei einer WM freuen. Für die Iberer war es das erste Edelmetall bei einer Weltmeisterschaft seit dem Titelgewinn 2005. "Ich bin absolut zufrieden mit dem Resultat. Wir haben zwei Jahre hart gearbeitet, um so weit zu kommen", sagte Trainer Valero Rivera. Gefährlichster Werfer der Partie war jedoch kein Iberer, diese Ehre kam dem sechsfachen Torschützen Jonas Källman zuteil, dessen Schweden seit nunmehr zehn Jahren auf den Gewinn einer WM-Medaille warten.

Spanischer Jubel

Edelmetall: Zur Gold hat's nicht gereicht, über Bronze freuen sich die Spanier auch. picture alliance

Bundesliga dominiert das All-Star-Team

Bereits vor dem letzten Spieltag wurde die Mannschaft des Turniers bekanntgegeben. Diese Auswahl wird von Akteuren aus der Handball-Bundesliga dominiert. Mit dem Kroaten Vedran Zrnic (Gummersbach), den Franzosen Bertrand Gille (Hamburg) und Thierry Omeyer (Kiel) sowie dem Isländer Alexander Petersson (Berlin) und dem Schweden Dalibor Doder vom Zweitligisten TSV GWD Minden stellt die Bundesliga gleich fünf Spieler des All-Star-Teams. Ergänzt wird das Quintett von Mikkel Hansen (Dänemark) und Harvard Tvedten (Norwegen). MVP, also der wertvollste Spieler des Turniers, wurde Nikola Karabatic aus Frankeich, der lange Jahre beim THW Kiel aktiv war.

Statistik zu den Spielen

Finale:
Frankreich – Dänemark 37:35 n.V. (31:31,15:12)

Frankreich: Omeyer, Karaboue – Fernandez 5/1, Dinart, Barachet 3, Gille 4, Joli 1/1, Honrubia, Karabatic 10, Junillon, Accambray 2, Abalo 5, Sorhaindo, Guigou 7/2, Bosquet, Bingo Dänemark: Landin, Rasmussen – Mads Christiansen 1, Boesen 2, Lauge Schmidt, Lars Christiansen 5/2, Eggert 3/1, Spellerberg 4, Knudsen 2, Nøddesbo 3, Svan Hansen, Lindberg 3, Toft Hansen 2, Søndergaard, Mikkel Hansen 10, Nielsen Schiedsrichter: Lopez/Ramirez (Spanien)
Zuschauer: 12 462 (ausverkauft)
Strafminuten: 8 / 10
Disqualifikation: – / -

Schweden: Andersson, Sjöstrand – Gustafsson, Källman 6, Jernemyr, Lennartsson, Ekberg 1, Doder 2, Arrhenius, Larholm 5, Carlen 4, Karlsson 1, Jakobsson 1, Larsson, Petersen, Ekdahl du Rietz 3
Spanien: Hombrados, Sterbik – Alberto Entrerrios 3, Gurbindo 4, Rocas, Maqueda 1, Garabaya, Raul Entrerrios 2, Aguinagalde 4, Roberto Garcia 2, Ugalde 1, Juan Garcia 1/1, Romero 4/1, Rodriguez, Canellas 2, Morros de Argila
Schiedsrichter: Krstic/Ljubic (Slowenien)
Zuschauer: 12 145
Strafminuten: 10 / 8
Disqualifikation: – / -

Frankreich macht's schon wieder