WM

Kagawa das Sinnbild für Japans Zahnlosigkeit

Asiaten noch ohne WM-Sieg

Kagawa das Sinnbild für Japans Zahnlosigkeit

Sinnbild für das schwache Abschneiden Japans: Hoffnungsträger Shinji Kagawa bleibt hinter den Erwartungen zurück.

Sinnbild für das schwache Abschneiden Japans: Hoffnungsträger Shinji Kagawa bleibt hinter den Erwartungen zurück. Getty Images

Der Asienmeister war mit großen Hoffnungen nach Brasilien gereist, steht aber bereits vor dem Aus. Die mit Bundesliga-Profis gespickten Japaner ließen bisher Kreativität, Spielwitz und Intensität vermissen - ganz anders als bei der Generalprobe Confed-Cup, bei der Japan teilweise stürmischen Angriffsfußball zeigte. "Wir wissen, dass wir in den vergangenen vier Jahren schon sehr viel besser gespielt haben als hier", sagte Trainer Alberto Zaccheroni ehrlich: "Das Team hat in der Vergangenheit schon sehr viel Freude gemacht. Wir sind nicht damit zufrieden, wie wir uns hier präsentierten."

Zaccheroni gab seiner Mannschaft erst einmal einen Tag frei - abschalten war die Devise vor dem wichtigen Spiel gegen das bereits qualifizierte Kolumbien. "Ich sehe keine Fitnessprobleme. Es ist wichtiger, dass sie mental im nächsten Spiel auf der Höhe sind", begründete der italienische Coach die Ruhepause. Gegen die Cafeteros brauchen die Japaner nicht nur einen Sieg, sondern müssen auch auf Schützenhilfe im Spiel Griechenland gegen die Elfenbeinküste hoffen.

Weltmeisterschaft - Vorrunde, 3. Spieltag
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Weltmeisterschaft - Tabelle - Gruppe C
Pl. Verein Punkte
1
Kolumbien Kolumbien
9
2
Griechenland Griechenland
4
3
Elfenbeinküste Elfenbeinküste
3
Japan - Vereinsdaten
Japan

Gründungsdatum

01.01.1921

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Zaccheronis zweifelhafte Taktikwahl

Auffällig: Zu harm- und ideenlos präsentierten sich die Japaner in ihren zwei Spielen bisher. Gegen die lange in Unterzahl spielenden Griechen gelangen ihnen trotz fast 70 Prozent Ballbesitz und 16 Torschüssen kein Treffer. Zu oft ließen sich die Samurai Blue nach außen abdrängen, immer wieder versuchte man es verzweifelt mit Flanken. Gegen die kopfballstarken Griechen nicht der erfolgversprechendste Weg.

Allerdings war die Taktik gewollt. Japan verzichtete zu Beginn auf Shinji Kagawa, der zuvor gegen die Elfenbeinküste (1:2) ein schwaches Spiel gezeigt hatte. "Die Wahl, Kagawa nicht spielen zu lassen, das war eine taktische. Wir wollten über die Seiten kommen", begründete Zaccheroni seine Herangehensweise, die gründlich schief ging. "Kagawa ist ein Außenspieler, aber er zieht immer in die Mitte. Und da können wir körperlich nicht bestehen." Doch auch über außen biss sich Nippon die Zähne an mürrisch verteidigenden Hellenen aus. "Uns fehlen die Ideen", gab Keisuke Honda, der bisher einzige Torschütze gegen die Elfenbeinküste, daher zu: "Wir müssen irgendwie versuchen, Tore zu schießen."

"Natürlich hatte ich mir mehr versprochen", erklärte Kagawa derweil enttäuscht, der durchaus sinnbildlich für die bisherigen Auftritte steht: Die Erwartungen waren groß, die Ernüchterung nach schwacher Darbietungen ist noch größer. Nun steht der Asienmeister vor dem Vorrunden-Aus. "Noch sind wir im Rennen, auch wenn es eng wird", klammert sich Kagawa vor dem Endspiel gegen Kolumbien an den Strohhalm.

Asiatische Sieglosigkeit

Südkoreas Heung-Min Son rauft sich die Haare vor Entsetzen.

Südkoreas Heung-Min Son rauft sich die Haare vor Entsetzen. Getty Images

Doch nicht nur Japan, auch die übrigen asiatischen Teams enttäuschten bisher. Einzig die aufmüpfigen Australier (die bekanntlich ihre WM-Quali im asiatischen Verband austragen) hielten erstaunlich dagegen - aber auch die Socceroos konnten in einer schweren Gruppe keinen Punkt einfahren. Noch ernüchternder ist bisher das Abschneiden von Südkorea und Japan, denen man nicht nur in Asien einiges mehr zugetraut hätte. Der Iran schnupperte zwar gegen Top-Favorit Argentinien an einem Sieg, ging aber letztlich dank Lionel Messis Geniestreich leer aus und hat noch kein einziges Tor erzielt. So gab es bisher in acht Versuchen noch keinen einzigen asiatischen Sieg bei der WM zu bestaunen.

"Ich bin ein bisschen überrascht und habe keine richtige Erklärung dafür. Für mich ist das auch etwas enttäuschend", so der ehemalige Nationalspieler Guido Buchwald gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Der frühere VfB-Profi war als Spieler und Trainer bei den Urawa Red Diamonds in Japan aktiv und gilt als großer Kenner des asiatischen Fußballs. Gerade Japan und Südkorea seien "hochkarätige Mannschaften mit tollen Fußballern", sagte der Weltmeister von 1990. Auf dem Platz zeigen konnten es die hochgehandelten Asiaten bisher freilich nicht.