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Winter-WM: Blatter bestätigt den kicker

Nahostreise bringt FIFA-Chef zum Umdenken

Winter-WM: Blatter bestätigt den kicker

Hat seine Meinung in Bezug auf die WM 2022 geändert: FIFA-Präsident Joseph Blatter.

Hat seine Meinung in Bezug auf die WM 2022 geändert: FIFA-Präsident Joseph Blatter. imago

"Wenn die WM 2022 ein Volksfest werden soll, kann sie nicht im Sommer gespielt werden." Also müsse es der Winter werden. "Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg", die Verlegung zu bewerkstelligen, sei nun die Aufgabe der FIFA-Exekutive, sagte Blatter, der zu Begründung der Wende "neue medizinische Gutachten" anführte und damit den Bericht des kicker vom 25. März dieses Jahres bestätigte. Lobbyisten im Umfeld Blatters hatten dem kicker angekündigt, "dass die WM 2022 garantiert im Januar stattfinden wird". Und sie kündigten an: "Das wird über die Schiene der Mediziner gesteuert."

Inhaltlich gab es Lob für Blatter und seine Forderung nach einer Winter-WM, die von zahlreichen Spielern und Funktionären aus aller Welt mit UEFA-Präsident Michel Platini an der Spitze schon länger verlangt wird. "In dieser Deutlichkeit habe ich das noch nicht von ihm gehört. Aber ich finde es absolut richtig", meint DFB-Präsident Wolfgang Niersbach: "Dieses Signal von Blatter war klar und deutlich."

Es ist zwar möglich, ein Stadion abzukühlen, aber nicht ein ganzes Land!

Joseph Blatter

Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff zeigte sich ebenfalls positiv überrascht: "Es ist besser, im Winter zu spielen, das steht außer Frage. Ich war auch überrascht über die Klarheit dieser Aussage. Jetzt müssen wir sehen, wie die Entscheidung ausfällt."

Blatter will Überzeugungsarbeit leisten

Im Golfstaat gibt es Pläne, die Stadien künstlich abzukühlen. Doch das reicht Blatter mittlerweile nicht mehr: Es sei "zwar möglich, ein Stadion abzukühlen, aber nicht ein ganzes Land", so der Eidgenosse: "Deshalb müssen wir im Exekutivkomitee Mut haben und ein Bewusstsein bei den Ligen schaffen, dass wir etwas ändern müssen." Mit anderen Worten verlangt er nun, dass sich die Ligen umstellen müssen. Laut Blatter wäre das "ja nur für ein Jahr, danach würde man wieder zum normalen Rhythmus zurückkehren".

Blatter nimmt Brasiliens Politik in die Pflicht

Heißer Sommerspaziergang: FIFA-Präsident Joseph Blatter (Mi.) in Israel.

Heißer Sommerspaziergang: FIFA-Präsident Joseph Blatter (Mi.) in Israel. imago

Während die Weltmeisterschaft in Katar noch in ferner Zukunft liegt, steht die WM in Brasilien praktisch vor der Tür. Nicht mehr ganz ein Jahr ist es noch bis zum Anpfiff. Bei der FIFA herrscht Angst vor möglichen Massendemonstrationen wie beim Confed-Cup. Blatter nahm deshalb die Politik in die Pflicht: "Die Lehren aus den Unruhen müssen nicht wir ziehen. Das muss die Politik in Brasilien machen", betonte der Chef des Fußball-Weltverbandes, der auch ans Ehrgefühl der Südamerikaner appelliert: "Wenn nächstes Jahr wieder Unruhen sind, müssen wir vielleicht sagen, Brasilien war nicht der richtige Austragungsort."

Im vergangenen Monat war es während des Confed-Cups zu Massenprotesten im ganzen Land gegen Korruption, Misswirtschaft, soziale Ungerechtigkeit und auch die immensen Baukosten für die WM 2014 gekommen. Dass auch die FIFA mit ihrem Gebaren im Gastgeberland Zielscheibe der Proteste war, ließ Blatter allerdings unerwähnt. Derartige Ereignisse möchte die FIFA bei ihrem wichtigsten sportlichen "Event" tunlichst vermeiden. Wie das am besten geschehen soll, wird wohl auch im September bei einem Gespräch mit Brasiliens Staatspräsidentin Dilma Rousseff erörtert werden.

Blatter sucht nach einem geeigneten Nachfolger als FIFA-Präsident

Blatter äußerste sich auch noch zu einem weiteren Punkt, und zwar zu der Frage, ob er wie angekündigt 2015 sein Amt niederlegen wird. "Wenn nichts vorher passiert, habe ich gesagt, dass ich 2015 aufhöre. Aber momentan sieht die Welt so aus und die Reaktionen der Konföderationen sind so, dass ich beim nächsten Kongress in Sao Paulo 2014 sagen werde: Yes or No", sagte der Schweizer in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa. Festlegen will sich Baltter diesbezüglich also nicht, auch weil er seine Entscheidung von einem seiner Meinung nach geeigneten Nachfolger abhängig macht. "Die Aufgaben der FIFA sind noch nicht erfüllt. Die FIFA soll jemand übernehmen, der eine FIFA übernehmen kann, die nicht nur finanziell gut ist, was sie momentan ist, sondern die auch mit Glaubwürdigkeit dasteht", erklärte der 77-Jährige: "Ich bin überzeugt, 2014 ist das so, weil die WM ein Erfolg wird und dann kann ich in Ruhe abtreten."