WM

Jansens Plädoyer für Badstuber

Sogar der direkte Konkurrent macht sich für den Youngster stark

Jansens Plädoyer für Badstuber

Erhält Rückendeckung, auch vom direkten Konkurrenten: Jung-Nationalspieler Holger Badstuber.

Erhält Rückendeckung, auch vom direkten Konkurrenten: Jung-Nationalspieler Holger Badstuber. imago

Über fünf Minuten lang standen sie am Mittelkreis im Kreis - alle 23 Spieler, alle Mitglieder des Trainerstabes - und lauschten den Ausführungen von Joachim Löw. Der Bundestrainer nutzte am Sonntagmorgen den Trainingsauftakt in Atteridgeville, um seine Belegschaft eindringlich auf das Gruppenfinale einzuschwören. Und die Grundbotschaft, die er seinem Personal mit auf den Weg gab, lautete: "Glaubt an Euch!"

Ein Aufruf, der ganz besonders an Holger Badstuber gerichtet war. Nach der indiskutablen Vorstellung gegen Serbien erhielt der Münchner von allen Seiten demonstrativ Rückendeckung. "Er allein war nicht schuld am Gegentor, da sehe ich eine Kettenreaktion", befand Löw und bat: "Badstuber ist 21. Da bitte ich, damit etwas vorsichtig umzugehen. Allzu viele Talente dieser Art haben wir nicht." Und Kapitän Philipp Lahm pflichtete dem Bundestrainer mit den Worten bei: "Man kann nicht jede Flanke verhindern. Ich sehe das Gegentor nicht als Fehler von Holger."

"Man muss Holger auch einen Fehler zugestehen"

Am bemerkenswertesten indes ist, dass Badstuber selbst von der Konkurrenz im eigenen Lager in Schutz genommen und aufgebaut wird. "Auch wenn es um meine Position geht: Ich finde es nicht gut, wenn ein so junger Spieler an den Pranger gestellt wird. Man muss Holger doch auch einen Fehler zugestehen", sagte Marcell Jansen am Sonntag zum kicker.


Dem Hamburger kommt die Situation des jungen Kollegen ziemlich bekannt vor. Denn bei der EM vor zwei Jahren verlor er nach der 1:2-Niederlage gegen Kroatien seinen Platz als Linksverteidiger. "Im Rückblick habe ich es überhaupt nicht verstanden, dass ich als Jüngster zum Sündenbock gestempelt wurde", so Jansen, der sich deshalb vehement für Badstubers Verbleib in der Startelf ausspricht: "Ich bin fit und bereit und gebe im Training Vollgas. Aber ich sehe das alles auch menschlich: Man darf einen jungen Spieler nicht gleich nach dem ersten Fehler infrage stellen."

Ob Löw dies tun wird, ließ er am Wochenende offen. Mit Prince Tagoe, der bislang in Hoffenheim nicht über die Rolle des Einwechselspielers hinauskam (12 Saisoneinsätze, davon einer in der Startelf), wartet auf der linken Abwehrseite ein Kontrahent, gegen den Badstuber bestehen kann und sollte.

Aogo stellt ein Wagnis dar

Die Alternative zum Münchner ist außer Jansen noch dessen HSV-Kollege Dennis Aogo, der aber bei erst zwei Länderspieleinsätzen ein Wagnis darstellt. Möglich wäre außerdem, Lahm wieder auf die linke Seite zu beordern und dafür Jerome Boateng rechts verteidigen zu lassen. Dagegen aber sprach sich der Kapitän am Wochenende schon mal prophylaktisch aus: "Es gibt keinen Grund, irgendetwas zu ändern."