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Valeri Shmarov im Interview: "Russland im WM-Achtelfinale? Kein Wunder!"

Ex-Bundesliga-Profi Shmarov im kicker-Interview

"Russland im Achtelfinale? Kein Wunder!"

"Was kann es Schöneres geben?" Valeri Shmarov hat Spaß an der WM in seinem Heimatland.

"Was kann es Schöneres geben?" Valeri Shmarov hat Spaß an der WM in seinem Heimatland. imago

Valeri Shmarov, ehemaliger Spieler des Karlsruher SC und von Arminia Bielefeld, kam für ein Gespräch in ein Café im Moskauer Stadtbezirk Sokolniki. Auch mit seinen inzwischen 53 Jahren ist er noch in guter Form und spielt sogar noch Fußball in einer Liga für Altherrnmannschaften.

Herr Shmarov, welche Gefühle haben Sie hinsichtlich der WM in Ihrem Land?

Weltmeisterschaft - Vorrunde, 2. Spieltag
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Weltmeisterschaft - Tabelle - Gruppe A
Pl. Verein Punkte
1
Russland Russland
6
2
Uruguay Uruguay
6
3
Ägypten Ägypten
0

Ich bin begeistert von der WM. Zum einen waren fast alle Ergebnisse so nicht vorherzusehen. Schauen Sie, Polen verliert gegen den Senegal 0:2. Argentinien war beim 0:3 gegen Kroatien ohne Chance. Und Kolumbien verliert gegen Japan 1:2. Nur Russland gewinnt (lacht). Die großen Mannschaften wie Brasilien oder Deutschland patzen und verlieren wichtige Punkte. Und zum anderen ist unsere Mannschaft im Achtelfinale, was kann es noch Schöneres geben.

Ist es nicht ein echtes Wunder, dass die russische Mannschaft nach dem negativen Rekord mit sieben verlorenen Testspielen erstmals seit der WM 1986 das Achtelfinale erreicht?

Nein, kein Wunder! Unsere Mannschaft ist natürlich nicht so stark wie Deutschland oder Frankreich. Das haben die Testspiele gezeigt. Und man sieht bei der WM, dass die Probleme im Spielaufbau und in anderen Bereichen geblieben sind. Aber die Spieler spüren die Atmosphäre im Stadion und im ganzen Land, haben die Fans hinter sich und spielen mit großem Mut und Begeisterung. Hinzu kamen nicht so starke Gegner in der ersten Phase des Turniers, ein passender Spielplan und auch ein bisschen Glück.

Was sagen Sie über die auffallenden Spieler Aleksandr Golovin, Denis Cheryshev und Artyom Dzyuba?

Die spielen wirklich gut. Besonders gefällt mir Artyom Dzyuba. Er ist groß, stark, macht immer Druck auf die gegnerische Abwehr und sucht die Zweikämpfe. Golovin ist technisch versiert und hilft, das Spiel zu ordnen. Cheryshev ist auch sehr aktiv und er macht die Tore. Da sieht man, dass er den Druck aus der spanischen Liga gewohnt ist. In den wichtigen Momenten vor dem Tor ist er ruhig und sicher.

Was erwarteten Sie für das Spiel gegen Uruguay von der russischen Mannschaft?

Auf jeden Fall müssen sie weiter mit Mut und Begeisterung spielen. Das ist im Moment wirklich das Wichtigste.

Wer gehört für Sie zu den Favoriten des Turniers?

Wie immer Spanien, Brasilien, Frankreich und natürlich Deutschland. Vor dem WM hätte ich Ihnen Argentinien genannt. Aber heute eher nicht mehr...

Valeri Shmarov im Trikot des KSC

81 Bundesliga-Spiele, zehn Tore und acht Assists für den KSC: Valeri Shmarov. imago

Welche Mannschaft hat Sie besonders beindruckt?

Die Mexikaner. Sie waren überragend, schnell im Konter, dynamisch und haben verdient gegen Deutschland mit 1:0 gewonnen.

Sie waren ein berühmter Spieler Ihrer Generation in der Sowjetunion. Sie spielten für Spartak und Karlsruhe sehr oft international, aber kamen nur auf drei Länderspiele.

Was soll ich sagen. Natürlich ist das schade, dass ich so wenig für die Nationalmannschaft gespielt habe. Vor der EM 1988 war ich im Trainingslager bei Trainer Valeri Lobanowski. Leider wurde ich dann nicht nominiert für die EM in Deutschland. Die Sowjetunion wurde damals ja Zweiter.

Ihr Sohn Egor spielt Fußball in der Jugendmannschaft von Lokomotive Moskau. Welche Perspektiven sehen Sie für ihn?

Er spielt sehr gut. Ich hoffe, dass er wie ich in Deutschland spielen wird (lacht). Dazu muss er aber noch viel arbeiten. Im Leben kriegst du eben nichts geschenkt.

Wer gewinnt die WM in Ihrem Land?

Schwer zu sagen. Ich wünsche Deutschland, möglichst weit zu kommen. Auf jeden Fall habe ich schöne Jahre in Deutschland erlebt und habe viele Freunde da. Letztes Jahr habe ich Jens Nowotny in Moskau gesehen. Er spielte für Deutschland beim Cup der Legenden. Ich wünsche ihm und allen meinen alten Kameraden in Karlsruhe und Bielefeld viele schöne Erlebnisse bei der WM und natürlich Gesundheit.

Interview: Alexander Kosyakov