Während Steaua-Trainer und Ex-Bundesliga-Kicker Laurentiu Reghecampf gegenüber dem 2:1 in Molde Pintilii, Latovlevici, Rusescu und Popa für Prepelita, Adi, Parvulescu und Costea (alle Bank) ins Rennen schickte, begnügte sich Bruno Labbadia mit einem Wechsel: Traoré bekam nach dem 2:1-Sieg in Gladbach eine Pause, Okazaki durfte sich versuchen. Kapitän Tasci und Gentner bissen auf die Zähne, Niedermeier (alle grippaler Infekt) musste erneut passen.
Den größten Respekt hatte der VfB im Vorfeld vor der Kulisse im Bukarester Nationalstadion, 55.000 Fans machten die Paarung zu einem wahrhaften Europapokalabend. Wie löscht man einen derartigen Hexenkessel? So: Nach 31 Minuten führten die Stuttgarter mit 4:0!
Zunächst servierte Kuzmanovic Tasci eine Ecke (5.) und Harnik eine (abgefälschte) Freistoßflanke auf den Kopf (18.), beide nickten freistehend ein. Dann waren die VfB-Japaner dran: Rechtsfuß Sakai knallte einen Okazaki-Querpass aus 18 Metern mit links (!) traumhaft in den linken Winkel (23., erstes Tor im VfB-Trikot), und Okazaki köpfte eine mustergültige Sakai-Flanke mühelos ein (31.).
Der VfB nutzt Steauas Fehler
Es war schlichtweg ein perfektes Auswärtsspiel: Auf "schmierigem Rasen" (Zitat Labbadia) agierte der aggressive, zielstrebige und hocheffektive VfB von Beginn an aus einer kompakten Defensive heraus und nutzte jede Gelegenheit zum blitzschnellen Umschalten. Und weil Steaua viele Bälle im Vorwärtsgang verlor, rollte Angriffswelle um Angriffswelle auf das Bukarester Tor. Die heimstarken Rumänen, mit acht Punkten Vorsprung Erster in der heimischen Liga, wussten nicht, wie ihnen geschah.
Reghecampf reagierte mit einem frühen Wechsel (Stürmer Mihai Costea für Verteidiger Gardos, 32.), seine Schützlinge hatten in Durchgang eins trotzdem nur eine Großchance (Pintilii, 27.) zu bieten - und konnten einen Stuttgarter Vereinsrekord nicht verhindern: Eine solch hohe Pausenführung hatte der VfB international noch nie vollbracht!
Statistik
Gentner durfte zum Wiederanpfiff grippegeschwächt draußen bleiben, der eingewechselte Hajnal bereitete prompt das 5:0 mit vor: Harnik zeigte rechts Durchsetzungsvermögen, Okazaki nutzte das Chaos vor Tatarusanu zu seinem zweiten Tor (55.). Der VfB packte in den Zweikämpfen weiterhin zu, Steaua produzierte weiterhin Fehler ohne Ende. Dass die Stuttgarter Torrate trotzdem nachließ, lag vorrangig an der nachlassenden Effektivität. Ibisevic wartete trotz großen Engagements vergeblich auf eine Torbeteiligung.
Selbst in der Schlussphase bearbeiteten die souveränen Gäste die Bukarester noch in deren eigener Hälfte, Labbadia konnte auch Harnik und Sakai einen frühen Feierabend gönnen. Nur die "Null" sollte schließlich doch nicht halten: Popas schönen Steilpass legte Joker Costea an Ulreich vorbei zum 1:5 ins Netz (83.).
Jetzt ist sogar der Gruppensieg noch drin
Ein kleiner Wermutstropfen war auch das Parallelspiel: Weil Kopenhagen in Molde mit 2:1 gewann, haben sowohl Steaua als auch der VfB ihr Ticket fürs Sechzehntelfinale noch nicht sicher. Stuttgart muss am 6. Dezember (19 Uhr) gegen das ausgeschiedene Molde gewinnen, um unabhängig vom anderen Spiel zu sein, in dem Kopenhagen und Steaua ums Weiterkommen kämpfen. Für den VfB ist sogar der Gruppensieg noch drin. Erst einmal steht aber eine englische Woche in der Bundesliga an - los geht's am Sonntag (15.30 Uhr) in Freiburg. Der VfB kommt mit extrem breiter Brust.