U 21

Pollersbeck: "Der Neandertaler hatte auch Druck"

U-21-Nationalkeeper im kicker-Interview

Pollersbeck: "Der Neandertaler hatte auch Druck"

Will seine Chance in Polen ergreifen: Julian Pollersbeck.

Will seine Chance in Polen ergreifen: Julian Pollersbeck. imago

Aufgezeichnet von Michael Pfeifer

Das Rennen um die Nummer 1:

"Das war für mich nur semibeeinflussbar, ich musste mich auf meine Leistung konzentrieren. Jeder hat den Anspruch zu spielen. Mein Gefühl sagte: Ich muss gut sein. Das ist mein Ziel. Wenn der Trainer sagt, der andere spielt, muss man das auch fair und professionell hinnehmen und die anderen unterstützen."

Spielersteckbrief Pollersbeck
Pollersbeck

Pollersbeck Julian

U-21-Europameisterschaft - Vorrunde, 1. Spieltag
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U-21-Europameisterschaft - Tabelle - Gruppe C
Pl. Verein Punkte
1
Deutschland Deutschland
3
Italien Italien
3
3
Dänemark Dänemark
0

Vermeintliche Vorteile wegen Kuntz' Lautern-Vergangenheit:

"Er hat mich wegen meinen Leistungen nominiert. Wir saßen gerade beim Mittagessen mit der Mannschaft, ich kannte die Telefonnummer nicht. Er sprach mir auf die Mailbox, ich solle ihn bitte zurückrufen. Ich dachte, es gibt zwei Optionen: Entweder er gratuliert mir zur Vertragsverlängerung oder er lädt mich zur Nationalmannschaft ein."

Die U-21-EM:

"Das wird ein sehr hartes Turnier gegen sehr gute Mannschaften. Spanien und Italien kommen mit dem ersten Besteck. Dann hast du die Tschechen, die Polen, die sind alle heiß wie Frittenfett und schenken dir keinen Millimeter, das sind richtig harte Gegner. Da ist man schnell draußen. Da darfst du nicht pennen und gleich vom ersten Spiel weg darfst du dir nichts erlauben. Es geht Schlag auf Schlag, fünf Spiele in zwei Wochen, da muss es knallen. Aber mir unserer Mannschaft ist alles möglich."

Den Erfolgsdruck:

"Mit so einer Mannschaft bist du in meinen Augen unter Zugzwang, wir müssen liefern. Das erwartet jeder von uns, wir sind die Weltmeisternation. Das ist schon Druck. Aber man braucht den Druck. Wenn der Neandertaler keinen Hunger gehabt hätte, wäre er nicht auf die Jagd gegangen. Wenn ihm nicht kalt gewesen wäre, hätte er kein Feuer gemacht, der hatte auch Druck. Das braucht man. Auch in unserem Abstiegskampf habe ich das gesagt. Ich will doch eh jedes Spiel gewinnen."

Seine späte Entwicklung:

"Ich war sehr lange unter dem Radar, spielte in meinem Heimatverein Emmerting spielte mal im Feld, mal im Tor oder auf dem Tennisplatz, mein Vater war Tennistrainer. Erst in der U 17 bin ich nach Burghausen. In der U 19 habe ich in der Süddeutschen Auswahl gespielt und die Meisterschaft gewonnen, da wurde Konrad Fünfstück auf mich aufmerksam. Schon als er in Fürth war, rief er mich an, später holte er mich dann nach Kaiserslautern. Dann habe ich den Schritt gewagt nach Kaiserslautern. Gerade die ersten zwei Jahre habe ich brutal gemerkt. Kleine technische Feinheiten, die vielleicht gar nicht so auffallen, konnte ich enorm verbessern, da wurde mir sehr viel beigebracht und du merkst, es wird immer besser."

Seinen Vater:

"Wir haben ein sehr enges Verhältnis. Auch was mein Spiel betrifft, sind wir in sehr engem Austausch. Er sieht sehr viele Details, er ist ein sehr akribischer Mensch. Das hat alles Hand und Fuß und hilft mir sehr."

Lauterns Torwarttrainer Gerry Ehrmann:

"Er hat keine Angst, jungen Torhütern eine Chance zu geben. Er erkennt Talente. Mit seiner Erfahrung kann er einem schon sehr weiterhelfen. Auch nicht so viel zu überlegen im Spiel, aber das brauchte er mir nicht beibringen, das kann ich ganz gut, mich zu fokussieren und nicht ablenken zu lassen. Auch ein bisschen mehr Härte ins Spiel zu nehmen, wer nicht durchzieht, der verliert, das ist die Maxime. Man darf als Torwart keine Angst haben."

Einst ein Idol von Julian Pollersbeck: Richard Golz.

Einst ein Idol von Julian Pollersbeck: Richard Golz. imago

Seine Vorbilder:

"Ganz früher hat mir meine Mutter einen gelben Pulli angemalt. Und das einzige, was sie malen konnte, war das Logo vom SC Freiburg, also war ich damals Richard Golz. Oliver Kahn war auch ein Vorbild für mich. Ich habe sein Trikot zum Geburtstag geschenkt bekommen, als Bayern Champions-League-Sieger wurde. Er ist einfach ein einzigartiger Typ. Ich schaue mir einige Dinge von anderen Torhütern ab, das machen alle. Wenn ich sehe, das macht einer gut, probiere ich, ob mir das auch hilft. Wen ich immer bewundert habe, war Edwin van der Sar. Ein sehr ästhetischer Torwart. Relativ ruhig im Wesen, aber immer voll da. Und natürlich Buffon. Ich hätte ihm den Champions-League-Titel von Herzen gegönnt."

Seinen Glauben:

"Ich kann leider nicht mehr so oft in Gottesdienste gehen. Aber wenn ich zuhause bin, gehe ich hin. Ich müsste eigentlich offiziell noch Ministrant sein. Ich habe mit zehn angefangen und wurde nie offiziell verabschiedet. Meine Oma, die im März leider verstorben ist, war der gläubigste Mensch, den ich kenne. Das prägt sehr."

Seine Ausbildung:

"Ich habe Mittlere Reife gemacht und dann Bankkaufmann angefangen, aber nicht beendet. Mit Horst Hrubesch verbindet mich, dass ich die Chance zum Profi auch gewagt habe, ohne zu wissen, ob es wirklich funktioniert. Manchmal muss man an seinen Träumen festhalten und die Sache einfach durchziehen."

Sein Hobby:

"Ich spiele sehr gerne Tennis, sehr oft mit meinem Vater. Wir hauen uns dann die Bälle um die Ohren."

Seine Körpergröße:

"Ich wollte immer 1,95 m werden. Das habe ich geschafft. Mein Vater ist auch so groß, meine Mutter nur 1,65."

Diese 23 sollen es richten: Der Kader der deutschen U 21