Regionalliga

Gereifter Sharityar greift noch mal an

Schweinfurt: Kapitän der afghanischen Nationalelf mit bewegter Vita

Gereifter Sharityar greift noch mal an

Zurück in Schweinfurt: "Toto" Sharityar.

Zurück in Schweinfurt: "Toto" Sharityar. Getty Images

Beim VfL Wolfsburg spielte er mit heutigen Profis wie Torwart Patrick Platins, Joshua Kennedy oder Benjamin Siegert im Jugendbereich. "Ich war als Persönlichkeit noch nicht reif genug und hatte zudem Heimweh", erinnert er sich, weshalb er wieder unten begann. Über die SpVgg Weiden kam Sharityar nach Schweinfurt. APEP Kyperounta und Ethnikos Achnas folgten danach als Stationen in Zypern. Nach eineinhalb Jahren beim Al-Hadd Klub in Bahrain löste "Toto" - früher Stürmer, inzwischen Defensivspezialist - dort seinen Vertrag nun auf und kehrte zum FC 05 zurück, vorerst bis Saisonende. "Es fühlt sich gut an, wieder in Schweinfurt zu sein", sagt er heute.

25 Partien absolvierte er inzwischen für Afghanistian, ist nun sogar Kapitän. 2007 in Damaskus gegen Syrien (0:3) bestritt er sein erstes Länderspiel. "Ich habe damals keinen meiner Mitspieler gekannt. Aber als die Nationalhymne gespielt wurde, da hatte ich schon Gänsehaut." Verletzungsbedingt fehlte Sharityar allerdings im August 2013 beim ersten Heimspiel seit vielen Jahren in Kabul gegen Pakistan (3:0). Auch die Südasienmeisterschaft danach verpasste er, als Afghanistan in Nepal mit 2:0 im Finale gegen Indien gewann. "Zu Hause haben 30 000 Leute die Mannschaft erwartet. Präsident Hamid Karzai hat alle Spieler zum Essen eingeladen und jedem ein Zwei-Zimmer-Appartement in Kabul versprochen. Es heißt, das bekomme ich auch noch...", lacht er.

Wie stark die Nationalmannschaft, momentan auf Rang 138 der FIFA-Weltrangliste, ist? "Gegen Deutschland würden wir wohl 0:4 oder 0:5 verlieren. Unsere Truppe ist gut. Das Problem in Afghanistan ist die schlechte Organisation. Der Verband ist noch nicht in der Lage, die besten Spieler zusammenzubekommen. Und eine Art Ligabetrieb mit einer Meisterschaft zwischen Teams aus den einzelnen Regionen gibt es erst seit wenigen Jahren", berichtet Sharityar. Dazu kommen die Gefahren in dem Krisenland. "Vor ein paar Jahren war ich dort, hatte auf der Durchreise zwölf Stunden Aufenthalt, wollte in meinem Heimatland so viel sehen wie möglich. Da kann zu jeder Sekunde etwas passieren, wenn man am falschen Ort ist."

Michael Horling