Er übt scharfe Kritik an der FIFA: Matthias Sammer. imago
kicker: Herr Sammer, kann man die U-20-WM unter den gegebenen Umständen noch ernst nehmen?
Matthias Sammer: Für uns ist der Super-GAU eingetreten. Das, was jetzt passiert, ist nur noch peinlich.
kicker: Nennen Sie die Dinge doch beim Namen.
Sammer: Der Hauptschuldige ist die FIFA. Die muss ein Turnier wie die U-20-WM in den offiziellen Spielkalender aufnehmen und eine Abstellungspflicht für die Vereine festschreiben. Außerdem muss der Termin so gewählt sein, dass er nicht in den Spielbetrieb der Ligen fällt. Ich habe keine Lust mehr, mich veralbern zu lassen. Ich glaube, bei der FIFA lachen sie sich kaputt über uns. Da helfen uns Fensterreden und freundliche Briefwechsel nichts. Aber was wäre denn gewesen, wenn kein Verein irgendeinen Spieler abgestellt hätte?
Ich habe keine Lust mehr, mich veralbern zu lassen. Ich glaube, bei der FIFA lachen sie sich kaputt über uns. Da helfen uns Fensterreden und freundliche Briefwechsel nichts.
Matthias Sammer
kicker: Klingt nach Boykott.
Sammer: Das hätte mich auch interessiert, was dann passiert. Natürlich weiß ich, dass wir die FIFA-Regeln einhalten müssen und sie uns bestrafen kann, wenn wir dagegen verstoßen. Aber was sollen wir tun, wenn uns die Vereine die Freigabe für die Spieler nicht erteilen? Kann uns die FIFA wirklich bestrafen, zumal ihre inkonsequenten Vorgaben die Situation erst ermöglicht haben?
kicker: Sind Sie nicht auch über die Vereine verärgert?
Sammer: Nein. Die Vereine haben uns bisher immer vorbildlich unterstützt, und dafür bin ich zutiefst dankbar. Wir müssen Verständnis zeigen, selbst wenn wir gehofft haben, dass sie uns stärker entgegenkommen und bis auf wenige Ausnahmen ihre Spieler abstellen. Es bleibt die Grundsatzfrage für den deutschen Fußball, welche Prioritäten wir setzen wollen. Mittelmaß wie früher oder den eingeschlagenen Weg konsequent weitergehen. Nochmals: Die FIFA ist der Verursacher, sie hat den Schwarzen Peter.
Michael Pfeifer