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Mourinhos indirekte Bayern-Kritik

Manchester-United-Trainer verteidigt die Premier League

Mourinhos indirekte Bayern-Kritik

Steile Thesen: José Mourinho kritisiert die Topklubs aus Bundesliga & Co.

Steile Thesen: José Mourinho kritisiert die Topklubs aus Bundesliga & Co. picture alliance

Am heutigen Sonntag (17 Uhr) wird in England der erste Titel der neuen Saison vergeben. In Wembley streiten Meister Leicester City und FA-Cup-Sieger Manchester United um den Community Shield. Tags zuvor tat United-Trainer José Mourinho das, was ihm besonders leicht fällt: Er stellte gewagte Fußball-Thesen auf und stichelte quer durch Europa.

Angesprochen auf Leicesters Überraschungsmeisterschaft schwang sich "The Special One" zum Marketingchef der Premier League auf. "Das ist das einzige Land, in dem jeder will, dass so was passiert. Das ist das einzige Land, in dem die Struktur des Fußballs so was möglich macht", behauptete er.

"In anderen Ländern", so Mourinhos Argumentation, "wollen die mächtigen Klubs so was nicht. In anderen Ländern wollen sie das Geld nicht teilen, sie wollen die TV-Rechte nicht teilen. In anderen Ländern wollen sie wissen, dass sie immer als Platzhirsch in der Champions League landen. Sie wollen, dass es ein Wettbewerb zwischen nur zwei, drei oder vier Mannschaften wird - wenn möglich sogar ein Wettbewerb zwischen nur einem."

"Sie wollen gar keine Liga - hier wollen wir eine"

Auch wenn er die Bundesliga und den FC Bayern, Robert Lewandowski und Mario Götze, nicht explizit nannte, war eine Stoßrichtung seiner Ausführungen offensichtlich. "Es geht nicht nur darum, dass diese Klubs mächtig sind. Es geht auch darum, dass sie den Vereinen, die ein direkter Konkurrent sein könnten, jede Saison die besten Spieler klauen, sie wollen also gar keine Liga. In diesem Land wollen wir aber eine. Jeder will eine. Die tolle Geschichte von Leicester gibt der Premier League sogar noch mehr Glaubwürdigkeit."

Womit Mourinho Recht hat: In keiner Topliga Europas ist die Meisterfrage so schwer zu beantworten wie in der Premier League, nirgends gibt es so viele Anwärter auf einen Platz in der Champions League. Das Zusammenspiel eines milliardenschweren TV-Vertrags, dessen Einnahmen zur Hälfte auf alle Klubs gleichmäßig verteilt werden ( Bundesliga: 65 Prozent ), und vieler Investoren führt zu dieser teuren Ausgeglichenheit an der Spitze. Transfers zwischen den englischen Spitzenklubs sind da automatisch selten geworden.

Würde Mourinho ein Champions-League-Abo wirklich ablehnen?

Nur würde sich Mourinho wirklich gegen ein Champions-League-Abo wehren, wie es Bayern, Real Madrid oder der FC Barcelona dank ihrer Ausnahmestellung faktisch abgeschlossen haben? Einen Fall Leicester, so viel steht fest, möchte auch Manchester United 2017 nicht noch einmal erleben.

jpe