Int. Fußball

Blatter greift Platini scharf an

Klare Absprachen zur WM 2018 und 2022

Blatter greift Platini scharf an

Wird nicht müde, seine Positionen zu verteidigen: Der gesperrte FIFA-Präsident Joseph Blatter.

Wird nicht müde, seine Positionen zu verteidigen: Der gesperrte FIFA-Präsident Joseph Blatter.

"Mindestens 140 Verbände können ohne die FIFA nicht überleben. Und diese Leute wollen jemanden, der mit der gleichen Idee vorangeht, dass der Weltfußball nicht nur die Champions League ist", sagte Blatter mit Blick auf den Wahlkampf um seine Nachfolge in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview der russischen Staatsagentur "Tass". "Ich denke, die meisten Kandidaten wollen das auch so, mit Ausnahme von Platini."

Blatters vielleicht letztes Ziel in seiner am 26. Februar zu Ende gehenden Präsidentschaft ist offensichtlich, Platini als seinen Nachfolger zu verhindern. Das Verhältnis der beiden wichtigsten Fußball-Funktionäre basiert nur noch auf tiefer Abneigung. Der Franzose habe den FIFA-Skandal provoziert, behauptete Blatter gar. "Von Anfang an war ich das Ziel der Attacken. Und arrangiert hat das alles Michel Platini. Es ist etwas Persönliches." Er selbst sei beurlaubt worden, weil die Presse und "diejenigen, die meinen Platz einnehmen wollen", Druck ausgeübt hätten, sagte Blatter mit Blick auf Platini.

Franzosen brachten angeblich WM-Absprachen zum Kippen

Und der Schweizer erhob weitere schwere Anschuldigungen gegen Platini. Innerhalb der FIFA-Exekutive habe vor der Vergabe der umstrittenen WM-Endrunden 2018 und 2022 Einigkeit darüber geherrscht, die Turniere an Russland und die USA zu vergeben. "Alles war gut, bis Nicolas Sarkozy (Frankreichs Ex-Präsident) ein Treffen mit dem heutigen Emir von Katar hatte. Nach dem anschließenden Essen hat Michel Platini gesagt, es wäre gut, nach Katar zu gehen. Dies hat alles geändert. Bei einer geheimen Abstimmung gingen vier Stimmen aus Europa von den USA an Katar. So kam es zum Ergebnis von 14:8 für Katar, sonst wäre die Abstimmung 12:10 für die USA gewesen und wir würden über eine wunderbare WM 2018 in Russland sprechen und nicht über irgendwelche Probleme bei der FIFA", behauptete Blatter.

Englischer Verband FA schaltet sich ein

Das rief am Mittwoch nun den britischen Verband auf den Plan der nun seinerseits die Vergabe genauer untersuchen möchte. "Wir werden das, was Blatter sagt, genau prüfen", sagte FA-Chef Greg Dyke vor dem Sportausschuss des britischen Parlaments. Der gesperrte FIFA-Chef und seine Freunde behandelten Geschichten über Korruption beim Fußball-Weltverband nicht wie etwas, das untersucht werde müsse.

Blatter schießt gegen Infantino

Derweil teilte Blatter nicht nur gegen Platini aus, sondern nahm sich auch gleich noch UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino vor - beide wollen auf Blatters Nachfolge kandidieren. "Speziell in Nordeuropa sagen Leute, dass es das Ende für Europa wäre, wenn er antritt. Die meisten Nationalverbände mögen Infantino nicht, und alles, was ich an ihm mag, ist, dass er aus dem gleichen Dorf kommt wie ich."

tru/dpa/sid