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Özil über Ancelotti: "Er hat mir nicht vertraut"

Spielmacher begründet seinen Wechsel zu Arsenal

Özil über Ancelotti: "Er hat mir nicht vertraut"

Kein inniges Verhältnis: Real-Trainer Carlo Ancelotti und Mesut Özil.

Kein inniges Verhältnis: Real-Trainer Carlo Ancelotti und Mesut Özil. imago

Die Neuzugänge Gareth Bale und Isco, dazu Cristiano Ronaldo, Angel di Maria und Luka Modric: Viele werteten Özils Wechsel zu den "Gunners" als Flucht vor der königlichen Konkurrenz. Dass er noch vor wenigen Tagen beteuert hatte, er würde ganz sicher bei Real bleiben, sorgte für Irritationen in der weiten Fußballwelt.

Nun hat sich Özil erklärt: Er sei noch in der vergangenen Woche sicher gewesen, "dass ich bei Real bleibe. Ich habe dann aber doch gemerkt, dass ich nicht das Vertrauen des Trainers und der Verantwortlichen hatte. Aber ich bin ein Spieler, der dieses Vertrauen braucht", erklärte er vor dem WM-Qualifikationsspiel am Freitag (ab 20.45 Uhr LIVE! auf kicker.de) in München gegen Österreich.

Spielersteckbrief Özil
Özil

Özil Mesut

FC Arsenal - Vereinsdaten
FC Arsenal

Gründungsdatum

01.05.1886

Vereinsfarben

Rot-Weiß

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Real Madrid - Vereinsdaten
Real Madrid

Gründungsdatum

06.03.1902

Vereinsfarben

Weiß-Blau

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Was Real-Trainer Carlo Ancelotti ihm nicht geben konnte, das fand er bei Arsene Wenger. Bei den Gunners, die Özil für rund 50 Millionen Euro verpflichteten, habe er nach längeren Telefonaten mit dem Teammanager das Vertrauen sofort gespürt. Zudem freue er sich auf seine neuen Mannschaftskollegen Lukas Podolski und Per Mertesacker.

Ein Jahr als Bankdrücker - für Özil war dies einfach undenkbar. Die WM im kommenden Jahr habe bei seinem Wechsel "auf jeden Fall eine Rolle gespielt". Möglichst viel Spielpraxis sei "wichtig für meine Entwicklung. Ich bin sicher, dass ich mich bei jedem Klub der Welt durchgesetzt hätte, weil ich von mir überzeugt bin. Aber wenn ich das Vertrauen nicht mehr spüre, dann war es eben so, dass ich den Verein verlassen musste", sagte der 47-malige Nationalspieler.

Seine physische Robustheit wird noch mal einen Schub kriegen. Die spanische Liga kam ihm da sehr entgegen.

Oliver Bierhoff zum Wechsel in die englische Premier League.

So kam es schließlich zur Entscheidung pro London. Ein Rückschritt? DFB-Manager Oliver Bierhoff ist nicht dieser Meinung. "Er wird sich in London sportlich und menschlich weiterentwickeln. Ich freue mich für Mesut. Es ist ein weiteres Land, eine andere Spielweise, eine neue Mentalität. Ich glaube, in der sportlichen Entwicklung ist es der richtige Schritt." Dass der Wechsel Auswirkungen auf seine Leistung in den anstehenden Länderspielen haben könnte, glaubt Bierhoff nicht. "Er war äußerlich vollkommen entspannt, wirkte sehr aufgeräumt, entspannt, freudig. Wenn du spürst, ein großer Verein will dich unbedingt, dann fühlt man sich auch geehrt und spürt auch eine große Lust." Auch Özil ist laut eigener Aussage ganz bei der Sache. "Ich freue mich auf das Spiel. Wir werden den Fans etwas bieten und das Spiel auch für uns entscheiden. Davon bin ich überzeugt."

Özil: "Real-Fans haben mich bis zuletzt unterstützt"

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Freude hier, Freude da - nur in Madrid hat der Transfer für viele hängende Köpfe gesorgt. Bei der Vorstellung von Millioneneinkauf Gareth Bale hatten zahlreiche Real-Fans den Verbleib des Technikers gefordert. Präsident Florentino Perez reagierte mit seinem Finger auf den Lippen, um die Schar zur Ruhe zu bringen. "Sie haben mich bis zuletzt unterstützt. Ich habe auch mitgekriegt, dass tausende Fans geschrien haben: 'Verkauft Özil nicht'. Das zeigt, dass die Fans und die Mannschaft hinter mir standen", so Özil. "Natürlich, wenn ich so etwas mitkriege, macht das einen traurig. Aber", erklärte Özil ganz realistisch, "so ist das Fußball-Geschäft."

Mitspieler bedauern Özils Weggang

Auch Real-Teamkollege Sami Khedira muss zukünftig auf seinen Landsmann verzichten - das wusste er allerdings schon ein wenig länger als die meisten anderen. "Natürlich bedauere ich den Wechsel. Ich habe es schon vor zwei, drei Tagen von ihm persönlich mitbekommen. Es ist also nicht so eingeschlagen wie bei euch, es war für mich nicht so überraschend."

Nicht nur Khedira bedauert Özils Abschied. Abwehrspieler Sergio Ramos sagte: "Wenn ich in dieser Angelegenheit etwas zu sagen gehabt hätte, wäre Özil einer der letzten gewesen, die Real verlassen müssten." Der Deutsche sei sein bester Freund im Kader der Madrilenen gewesen, betonte Ramos am Dienstag im Trainingslager des spanischen Nationalteams in Las Rozas bei Madrid. Verteidiger Alvaro Arbeloa ergänzte: "Uns hat der Wechsel völlig überrascht." Als Özil sich am Sonntag von Real quasi verabschiedete, habe er dies für einen Scherz gehalten.

Selbst Konkurrent Isco war nicht glücklich über den Verlust. "Es hat uns verblüfft, dass wir von einem Tag auf den anderen nicht mehr auf die Qualität Özils zurückgreifen können." Der Deutsche sei ein Fußballer, der jederzeit ein Spiel entscheiden könne.

Feuer frei: Arsenal ist Özils nächster Schritt