Bundestrainer Joachim Löw überraschte im Vergleich zum 1:0-Sieg in Belgien mit Riether (Startelfdebüt) für den verletzten Jansen (Kapselreizung im Knie). Dies blieb die einzige Änderung - Kapitän Lahm wechselte auf die von ihm eher ungeliebte linke Abwehrseite.
Bei Aserbaidschans Startelf rekrutierte der deutsche Trainer Berti Vogts allein fünf Akteure von Qarabag Agdam - dem Team, das Dortmund in den Play-offs zur Europa League leicht und locker ausgeschaltet hatte (4:0; 1:0). Mit Levin und Abushev fielen zwei wichtige Spieler in der Innenverteidung verletzt aus.
Mit viel Ballbesitz, aber nur unzureichenden Versuchen, den erwarteten Abwehrriegel des Gegners aufzubrechen, begann die Partie in Köln. Ein Ansatz hüben (Özil, 6.) wie drüben (Dzavadov, 10.) sorgte zunächst nur für geringe Aufregung vor beiden Toren.
Für Mertesacker war das Spiel nach Luftduell mit Dzavadov mit einer Gesichtsverletzung früh beendet - Westermann kam (11.).
Nach zunächst eher mäßigem Tempo zog die Löw-Elf gegen das keineswegs zimperliche Aserbaidschan die Zügel langsam straffer. Khedira war zusammen mit Müller nun Hauptanspielstation im Mittelfeld, Schweinsteiger agierte eher zurückhaltend. Der Underdog konnte sich kaum mehr befreien, ab der 20. Minute ergaben sich Chancen fast im Minutentakt: Der emsige, aber zunächst glücklose Podolski (20., 23., 25.) sowie Westermann per Kopf ebenfalls in der 25. Minute verfehlten knapp das Tor oder scheiterten am glänzend aufgelegten Keeper Agayev.
Bald danach war es aber soweit: Nach Lahms Linksflanke legte Klose in der Mitte am Fünfmeterraum quer nach rechts zu Westermann. Der Hamburger scheiterte im ersten Anlauf an Agayev, packte aber im Nachschuss die Picke aus und schoss den Ball unter die Latte (28.).
![Westermann trifft zum 1:0](https://derivates.kicker.de/image/fetch/w_444%2Cq_auto:best/http://mediadb.kicker.de/news/1000/1020/1100/7000/spielbericht/742105/westermann_1_0-1283888820.jpg)
Der Moment vor dem 1:0: Heiko Westermann trifft aus kurzer Distanz unter die Latte. picture-alliance
Aserbaidschan tauchte nur äußerst selten in der gegnerischen Hälfte auf. Nadyrovs Flatterball aus der Distanz blieb bis zum Kabinengang Neuers einzige ernsthafte Prüfung (36.).
Ansonsten ging es nach wie vor nur in Richtung Gästetor. Özil taute nun etwas auf. Der Neu-Madrilene verfehlte Müllers Querpass nach dessen tollem Kabinettstückchen nur knapp, war dann aber Wegbereiter des 2:0: Nach doppeltem Doppelpass zwischen dem Spielmacher und Podolski netzte der glänzend freigespielte Kölner aus elf Metern halblinker Position mit etwas Glück - der Ball sprang vom Innenpfosten ins Tor - ein (45.+1).
Und dann legte Klose noch eine Schippe drauf: In seinem 103. Länderspieleinsatz, der Münchner zog mit Legende Franz Beckenbauer gleich, drückte der Torjäger den Ball nach toller Vorarbeit von Badstuber und Podolski vor Medvedev ins Netz (45.+2).
Ohne personelle Wechsel ging es nach Wiederanpfiff weiter. Die Löw-Schützlinge kombinierten nach Lust und Laune, die Gäste waren in dieser Phase überfordert. Lahm (46., 49.) sowie Müller (51.) waren dicht dran am vierten Treffer, das schließlich Aserbaidschans Kapitän Sadygov nach Khediras Flanke per Eigentor erzielte (53.).
Nun schien der Außenseiter auseinanderzubrechen, denn der WM-Dritte sprühte weiter vor Spielfreude. Völlig überrraschend fiel deshalb das Tor auf der anderen Seite: Dzavadovs Ecke kam am ersten Pfosten runter, wo Melikov Neuer irritierte, so dass die Kugel von den Händen des Keepers ins kurze Eck flog (57.).
Der Gegentreffer bremste den Spielfluss der Hausherren zunächst etwas aus. Marin kam für Müller (62.), und ab der 70. Minute gab es nach etwas Leerlauf wieder Einbahnstraßenfußball Richtung Gästetor. Marin (72.), Podolski (73.) und der ebenfalls eingewechselte Cacau (84.) verpassten eine höhere Führung, ehe Youngster Badstuber mit seinem ersten Länderspieltor per Kopfballaufsetzer einnetzte (86.).
Der Schlusspunkt blieb einem Routinier vorbehalten: Klose schoss nach unfreiwilliger Vorlage von Cacau aus sechs Metern unter die Latte ein - Tor Nummer 55 im Nationaldress, was den Münchner mit Joachim Streich gleichziehen ließ (92.+2).
Deutschland erwartet im Rahmen der EM-Qualifikation am 8. Oktober in Berlin die Türkei, Aserbaidschan tritt am selben Tag in Österreich an.