Champions League

Gegentor aus 55,5 Metern: Ter Stegens "epochale Blamage"

Spanische Presse vernichtend: "Freak, Grünschnabel, Student"

Gegentor aus 55,5 Metern: Ter Stegens "epochale Blamage"

Fassungslos: Der Ball zappelt in Marc-André ter Stegens Netz - Florenzi traf aus 55,5 Metern.

Fassungslos: Der Ball zappelt in Marc-André ter Stegens Netz - Florenzi traf aus 55,5 Metern. picture alliance

Es lief die 31. Minute im Stadio Olimpico. Roma-Mittelfeldspieler Alessandro Florenzi bekam den Ball in der eigenen Hälfte, lief auf der rechten Seite noch ein paar Meter über die Mittellinie und hielt dann drauf. Aus 55,5 Metern, wie später gemessen werden sollte. Der Ball segelte und segelte - über Barca-Schlussmann ter Stegen hinweg und vom Innenpfosten zum 1:1 ins Tor des amtierenden Champions-League-Siegers. Der frühere Gladbacher, der nicht mit letzter Konsequenz zurückzulaufen schien, zuckte kurz erschreckt zusammen, konnte das Unheil aber nicht mehr abwenden.

Enrique nimmt Schuld auf sich

"Ich konnte nicht glauben, dass der reingeht - unglaublich", jubilierte Florenzi, der gesehen hatte, dass der Gäste-Torhüter wieder einmal weit vor seinem Tor stand. Trainer Luis Enrique nahm den 23-Jährigen in Schutz: "Marc trifft keine Schuld, es ist meine. Ich ordne an, wo der Torhüter stehen muss und verlange, dass wir hoch verteidigen. Deshalb kann man ihm nichts vorwerfen." Auch Teamkollege Gerard Piqué schrieb bei Twitter: "Das ist kein Fehler von Marc, sondern zu 100% Florenzis Erfolg. Es war eines der besten Tore, das ich in meiner Karriere kassiert habe."

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Nicht das erste Mal

Dennoch: Dass der Torhüter bei einem Gegentor aus 55 Metern keine gute Figur macht, dürfte außer Frage stehen. Die spanische Presse war sich so auch einig in ihrem Urteil über ter Stegen, der beim 0:4 im Supercup gegen Athletic Bilbao unlängst schon einmal ein Tor aus dem Mittelkreis kassiert hatte - aus 47 Metern -, nachdem er den Ball vor dem Sechzehner per Kopf geklärt hatte.

Ter Stegen gefällt der Rausch des schutzlosen Tores. Für ihn ist das wie Russisches Roulette. Deshalb erlebte er eine epochale Blamage.

La Gazzetta dello Sport

"Ter Stegen ist wie ein Freak im Tor: fähig zum Besten und zum Schlimmsten. Er ist ein Grünschnabel, der ab jetzt weiß, was es heißt, das Tor einer Mannschaft wie Barca zu verteidigen", urteilte "El Mundo". Die "AS" bezeichnete ter Stegen als "Studenten, der seine Fehler wiederholt", "Sport" befand: "Sein gewagter und offensiver Spielstil hat Barça wieder einen üblen Streich gespielt." Auch aus Italien kam kein schmeichelhaftes Urteil: "Ter Stegen gefällt der Rausch des schutzlosen Tores. Für ihn ist das wie Russisches Roulette. Deshalb erlebte er eine epochale Blamage."

Keine Pluspunkte im Wettstreit mit Bravo

Pluspunkte im Kampf um die dauerhafte Nummer eins bei Barça dürfte die Episode ter Stegen jedenfalls nicht beschert haben. Beim 2:1-Auswärtssieg bei Atletico Madrid hatte er zuletzt erstmals auch in der Liga das Tor gehütet, weil Konkurrent Claudio Bravo derzeit verletzt ausfällt. In der vergangenen Saison hatte ter Stegen "nur" in der Champions League zwischen den Pfosten gestanden. Eine Rettungstat des Ex-Gladbachers im Halbfinale beim FC Bayern wurde als "Parade der Champions-League-Saison" ausgezeichnet - daran erinnert sich seit Mittwoch aber kaum noch jemand.

ski