Geld schießt eben doch Tore, wird es jetzt heißen. Stimmt ja auch, 90-100 Millionen-Mann Gareth Bale traf zum vorentscheidenden 2:1 im Finale von Lissabon. Aber die entscheidende Szene auf dem Weg zu Reals "Décima" trug sich in der Nachspielzeit der 90 Minuten ab, als der Underdog drauf und dran war, den großen Coup zu schaffen.
Doch dann kam Sergio Ramos, Reals mit allen Atletico-Tugenden ausgestatteter Abwehrchef: hart gegen andere, hart aber vor allem auch gegen sich selbst - und ausgestattet mit einem unbändigen Siegeswillen. So hatte der vor neun Jahren aus Sevilla gekommene Verteidiger schon das Halbfinale gegen Bayern München für die Königlichen entschieden. Auch diesmal war Ramos zur Stelle.
Dem 1:1 folgte der Epilog eines monumentalen Endspiels, in dem Atletico über weite Strecken noch einmal gezeigt hat, wie es sich erstmals seit 18 Jahren wieder die spanische Meisterschaft im Wortsinne erkämpfte: mit großer Disziplin, noch größerer Zweikampfstärke und einer exemplarischen mannschaftlichen Geschlossenheit. Am Ende war das Team jedoch stehend k.o. - und geschlagen wie 1974 aufgrund eines Gegentores in den letzten Augenblicken. "Katsche" Schwarzenbeck reloaded.
Ein Endspiel, das letztlich aber auch einen gerechten Sieger hatte, weil Real Madrid am Ende die Entscheidung suchte, Atletico nur noch verteidigte. Und was sich noch zeigte: Cristiano Ronaldo offenbarte ausgerechnet in Portugal wieder einmal, was sie ihm in seiner Heimat oft vorwerfen: dass er große Spiele nicht entscheidet. Sein Jubel à la Balotelli nach dem Elfmetertor ist vor diesem Hintergrund fast als Ablenkung von gezeigter Schwäche zu interpretieren.
Die Nacht von Lissabon wies vermutlich zudem einem den Weg: Die große Karriere des Iker Casillas befindet sich mindestens auf der Zielgeraden. Der Welt- und Doppel-Europameister hätte seinen Königlichen fast die Königskrone gekostet. Nach der WM dürfte zumindest seine Länderspielkarriere zu Ende gehen.