Bundesliga

"Es geht noch viel besser"

VfL Wolfsburg: Interview mit Andrea Barzagli

"Es geht noch viel besser"

Nationalspieler außer Dienst: Andrea Barzagli konzentriert sich ganz auf den den VfL Wolfsburg.

Nationalspieler außer Dienst: Andrea Barzagli konzentriert sich ganz auf den den VfL Wolfsburg. imago

kicker: Herr Barzagli, Italien spielt in Griechenland und Sie sind in Wolfsburg. Warum gehören Sie nicht zum aktuellen Kader von Marcello Lippi?

Andrea Barzagli: Der Trainer hat eine große Auswahl an starken Spielern. Ich muss es akzeptieren, dass er momentan andere vorzieht. Ich habe mit ihm vor einiger Zeit gesprochen. Über gute Leistungen in Wolfsburg muss ich mich anbieten.

kicker: Ist es ein Nachteil, dass Sie nicht mehr in der Serie A und im direkten Fokus von Lippi spielen?

Barzagli: Nein, das glaube ich nicht. Wir haben viele Spieler, die im Ausland aktiv sind. Wenn ich in Wolfsburg gut bin, wird er das registrieren.

kicker: Wie fällt Ihr persönliches Zwischenfazit beim VfL aus? War der Wechsel der richtige Schritt?

Barzagli: Auf jeden Fall, ich habe das bislang zu keinem Zeitpunkt bereut. Der VfL ist top organisiert. Die Bundesliga-Stadien sind schön, es herrscht eine tolle Atmosphäre. Das kannte ich so nicht.

kicker: Und sportlich?

Barzagli: Da könnten wir natürlich besser dastehen, ganz klar. Wir haben auswärts schon viele Punkte verschenkt, daran müssen wir arbeiten.

kicker: 16 Punkte im eigenen Stadion, nur drei auswärts. Wie ist diese Diskrepanz zu erklären?

Barzagli: Wir spielen zu Hause viel aggressiver, auswärts fehlt uns manchmal die Aufmerksamkeit. Das ist sehr schade, das müssen wir schnell ändern.

kicker: 21 Gegentore, warum ist der VfL hinten so anfällig?

Barzagli: 17 davon haben wir auswärts bekommen. Da liegt das Problem.

kicker: Auch wenn es komisch klingt: Muss der VfL auswärts auch so offensiv agieren wie daheim, seine Stärken ausspielen?

Barzagli: Taktik ist Trainersache.

kicker: Sie haben in allen Spielen mitgewirkt. Sind Sie der Abwehrchef?

Barzagli: Ja, ich organisiere die Abwehr, versuche, unser Spiel von hinten heraus zu lenken. Das erwartet Felix Magath von mir.

kicker: Wie viel Prozent Ihres Leistungsvermögens haben Sie in Wolfsburg schon abgerufen?

Barzagli: Schwer zu sagen. Ich bin zufrieden, weiß aber auch, dass es noch viel besser geht. Wenn wir ein Gegentor kriegen, ist es auch meine Schuld.

kicker: Sie stammen aus dem Land des Catenaccio. Wie gehen Sie mit so vielen Gegentreffern um?

Barzagli: Daran musste ich mich erst mal gewöhnen. In Italien wird mehr Wert auf die Defensive gelegt, in Deutschland auf die Offensivreihen. Hier wird schneller gespielt, es fallen mehr Tore.

kicker: Vor der Saison gaben Sie die Champions League als Ziel aus. Ist das noch realistisch?

Barzagli: Jetzt kenne ich die Liga besser und muss sagen: Es wird nicht leicht. Allein Platz fünf zu erreichen, sich wieder für den UEFA-Cup zu qualifizieren, wird schwer. Aber wir können es schaffen.

kicker: Ihr Landsmann Cristian Zaccardo hat große Probleme, sitzt meist auf der Ersatzbank. Helfen Sie ihm?

Barzagli: Natürlich reden wir viel, aber er ist nicht auf meine Hilfe angewiesen. Er arbeitet hart an sich, ist ganz ruhig und hat viel Erfahrung. Er wird das packen.

Interview: Thomas Hiete