Wolfsburgs Trainer Dieter Hecking konnte zur Zufriedenheit aller VfL-Anhänger doch auf seinen zuletzt am Rücken angeschlagenen Star De Bruyne setzen. Der Ex-Münchner Luiz Gustavo stand derweil nicht auf dem Feld (nach Knie-OP noch nicht fit), dafür startete Guilavogui - wie auch Dost, der beim Rückrundenauftakt 2015 beim 4:1 gegen den FCB einen Doppelpack geschnürt hatte. Während somit zehn altbekannte Feldspieler begannen, hütete Casteels anstelle von Kapitän Benaglio (Rückenprobleme) das Wölfe-Tor. Der Keeper war zuletzt an Werder Bremen ausgeliehen.
Vor dem Spiel wurden Hecking und De Bruyne übrigens noch von kicker-Chefredakteur Jörg Jakob und von kicker-Herausgeber Rainer Holzschuh geehrt. Die beiden Protagonisten waren nach der Vize-Meisterschaft und dem DFB-Pokal-Sieg (3:1 gegen Borussia Dortmund) zum Trainer des Jahres respektive Spieler des Jahres gewählt worden.
Trainer Pep Guardiola startete die Aufgabe Supercup-Triumph, den die Bayern zuletzt zweimal nicht mehr gewinnen konnten (0:2 gegen Dortmund 2014, 2:4 gegen den BVB 2013), ohne den 37 Millionen Euro teuren Neuzugang Vidal. Der von Champions-League-Finalist verpflichtete "Krieger" saß auf der Bank. Dafür auf dem Feld: unter anderem Kapitän Lahm, Flügelstürmer Robben, Müller, Lewandowski und mit Douglas Costa einen Neuzugang (kam von Schachtar Donezk).
Kevin De Bruyne (Fußballer des Jahres) und Dieter Hecking (Trainer des Jahres) wurden vor dem Spiel von kicker-Herausgeber Rainer Holzschuh (links) und kicker-Chefredakteur Jörg Jakob geehrt. Getty Images
Boatengs Knaller - Douglas Costas Fehler
Der brasilianische Dribbelkünstler zeigte direkt auch sein Können, ließ in der 2. und 4. Minute seinen Gegenspieler Vieirinha ganz alt aussehen. Doch weder sein Querpass ins Zentrum noch seine Flanke Richtung Robben fanden in diesen Situationen ihr Ziel. In Minute acht dann beinahe das 1:0 für den FCB: Boateng nagelte nach einer Ecke das Leder an die Querlatte. Weiter ging es mit dem auffälligen Douglas Costa, der Teil der besten Bayern-Chance im ersten Durchgang war: Thiago luchste Guilavogui den Ball ab und leitete mit Auge direkt auf Müller weiter. Der Weltmeister drehte sich und bediente Lewandowski mit einem starken Steilpass, der wiederum mit einem Haken Naldo stehen ließ und den freien Douglas Costa bediente. Der Neuzugang schloss aber aus bester Lage nicht ab und vertändelte (26.).
Neuer ist zur Stelle und verschätzt sich
Insgesamt wäre eine Führung des Rekordmeisters, der druckvoll agierte und stets enormen Druck auch über die gut harmonierenden Müller und Robben aufbaute, durchaus verdient gewesen. Doch mit fortschreitender Spieldauer kam auch der VfL Wolfsburg zu seinen Möglichkeiten: Einen schnellen Konter machte zunächst "Ersatz-Libero" Neuer zunichte (9.), während der Nationaltorwart auch bei einem Perisic-Distanzschuss (22.) und bei einer missglückten Abwehr von Benatia mit einem überragenden Reflex zur Stelle war (33.).
Es war aber auch Neuer, der den Wölfen beinahe das 1:0 schenkte: Ein langer Ball aus der Abwehr zog über die Viererkette der Bayern und in den Lauf von De Bruyne. Neuer eilte gewohnt heraus, doch verschätzte sich komplett. Der belgische Spielgestalter konnte so von der Strafraumkante aus aufs komplett verwaiste Tor abschließen - ohne Erfolg.
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Robben staubt genüsslich ab
Der zweite Durchgang startete wie der erste mit einem höchst motivierten Douglas Costa, der glatt die Führung mit einleitete: Zunächst hängte der Brasilianer zum wiederholten Male Vieirinha ab, ballerte das Leder dann in die Mitte. Dort kam Lewandowski minimal heran und ermöglichte somit Robben den einfachen Abstauber aus kurzer Distanz (49.). Die Antwort der Wölfe kam zunächst per Kopf von Klose (54., Neuer-Parade), dann nach einem Traumpass von De Bruyne von Dost, der frei vor der deutschen Nummer eins scheiterte (58.).
Weil in der Folge VfL-Coach Hecking dreimal wechselte und Weltmeister Schürrle, Neuzugang Kruse (ehemals Gladbach) und "Lord" Bendtner brachte, und auch sein Gegenüber Guardiola mit den Hereinnahmen von Rafinha und Debütant Vidal reagierte, ging der Spielfluss etwas verloren.
Bendtner hebt die Wölfe zurück ins Geschäft
Jubelstimmung: Der VfL Wolfsburg gewinnt den Supercup 2015 gegen den FC Bayern München. Getty Images
Auch mit der Hereinnahme von Götze, der wieder in einem Pflichtspiel nur ein paar Minuten Einsatzzeit bekam (84., für Müller), änderte sich wenig: Chancen waren plötzlich Mangelware, das Spiel fand hauptsächlich im Mittelfeld statt. Dort, wo sich Vidal direkt mit einer rüden Grätsche gegen Arnold Gelb einhandelte (82.). Doch nach weniger guten Distanzschüssen von Vieirinha und Schürrle (80. und 89.) hatten die Wölfe noch Kraft für einen überragenden Angriff: Über den Ball erobernden Kruse gelangte das Leder zu De Bruyne, der von rechts per präzisestem Querpass Bendtner fand. Der Angreifer hielt den "Schlappen" rein und vollendete zum nicht unverdienten 1:1 (89.).
Elfmeterschießen: Bendtner wird zum Mann des Abends
Die nervenaufreibende Lotterie begann mit den sicheren Schützen Vidal und Rodriguez, dann scheiterte Xabi Alonso an einer starken Fußparade von Casteels. In der Folge trafen De Bruyne, Robben, Schürrle, Lahm, Kruse und Douglas Costa souverän, sodass die Entscheidung auf dem Fuß von Bendtner lag. Und der dänische Nationalspieler blieb auch hier eiskalt, nagelte den Ball links oben unter die Querlatte. Der Supercup ging damit an den VfL Wolfsburg, während der FC Bayern zum dritten Mal in Folge nach zwei Pleiten zuletzt gegen Borussia Dortmund in diesem Wettbewerb unterlag.
Die Bayern müssen nächste Woche am Sonntag (16 Uhr, LIVE! bei kicker.de) zum DFB-Pokal-Erstrundenspiel beim FC Nöttingen ran; zuvor steigt am Dienstag und Mittwoch der Audi-Cup in der Münchner Allianz-Arena. Die Wolfsburger gastieren in der ersten Pokalrunde am kommenden Samstag (15.30 Uhr) bei Drittligist Stuttgarter Kickers.