Bundesliga

DFL kontra Polizei

Diskussion um Abschaffung der Stehplätze

DFL kontra Polizei

Polizeieinsatz auf St. Pauli

Krawallmacher beschäftigen die DFL: Die Polizei musste zuletzt auf St. Pauli massiv einschreiten. imago

Nach den Krawallen beim Spiel zwischen St. Pauli und Hansa Rostock (3:2) gab es massive Kritik von Seiten der Polizei und aus der Politik. "Diese Krawalle haben in den letzten Jahren enorm zugenommen. Von 127 Länder-Großeinsätzen im vergangenen Jahr entfielen allein 40 Prozent auf den Fußball. Das ist zu viel. Wir haben mittlerweile Engpässe bei den Polizeikräften", sagte etwa Konrad Freiberg, Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Da diese gewalttätigen Auseinandersetzungen regelmäßig außerhalb der Fußballstadien stattfinden, ist es nach Ansicht der GdP selbstverständlich Aufgabe der Polizei, die Sicherheit und Ordnung zu garantieren. Daher fordert die GdP auch keine Bezahlung der Einsätze durch die Vereine. Etwas anders sieht es der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, der Überlegungen angestellt hatte, Vereine zur Bezahlung der Polizeieinsätze heranzuziehen.

DFL-Geschäftsführer Holger Hieronymus widersprach dem am Mittwoch: "Wir zahlen so viele Steuern, dass wir ein Recht auf den Schutz unserer Veranstaltungen haben. Wenn Sicherheit in Deutschland davon abhängt, ob man sie bezahlen kann, dann wäre dies mehr als fatal. Bezahlte Polizei-Einsätze kämen daher einer Doppel- und Dreifach-Besteuerung von Vereinen oder DFB gleich."

Hieronymus unterstrich, dass die Vereine bereits 665 Millionen Euro an Steuern zahlen. Zudem investieren die Klubs 23,4 Millionen Euro für insgesamt 130.000 Ordnungskräfte.

Wir wollen keine Sicherheitskontrollen wie am Flughafen und werden nicht reflexartig alle Besucher mit zusätzlichen Maßnahmen überziehen. Aber wenn es nicht besser wird, müssen wir über unpopuläre Maßnahmen nachdenken.

Wolfgang Niersbach, DFB-Generalsekretär

Der deutsche Profifußball wird ungeachtet des Streits mit der Polizei weitere Maßnahmen ergreifen und sagt damit den Hooligans den Kampf an. So fordern DFB und DFL in der immer wichtiger werdenden Gewaltprävention einen Schulterschluss von Fußball, Politik und Polizei. "Nur durch das weiterhin gemeinsame Engagement der Politik und der Polizei mit unseren Vereinen und Verbänden können wir es erreichen, dass wir die Problematik weder dramatisieren noch bagatellisieren und als faire Partner gemeinsam sachgemäße Lösungen finden", sagte DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach. Zuletzt spielten sich die Auseinandersetzungen deutscher Hooligans vor allem außerhalb der Stadien ab. Der DFB-Sicherheitsbeauftragte Helmut Spahn machte deutlich, dass von 117 sicherheitsrelevanten Vorfällen in der laufenden Spielzeit in den ersten drei Ligen 100 außerhalb der Stadien stattfanden.

Hansa-Fanblock

Zuletzt keine Seltenheit in deutschen Stadien: Fans brennen bengalische Feuer ab. imago

Innerhalb der Stadien wurden zuletzt vor allem Feuerwerkskörper und Pyrotechnik zum Problem. Und so wird die Diskussion um die Stehplätze wieder neu entfacht. "Wenn im Stadion Probleme entstehen, dann in diesem Bereich. Wir werden es jedenfalls nicht länger zulassen, dass eine kleine Minderheit den Großteil der Fans terrorisiert", sagte Niersbach.

Zugleich wehrte sich Niersbach aber auch gegen pauschale Verurteilungen und gab zu bedenken: "Die Krawallmacher sind nicht als Fußballfans zu bezeichnen, sondern als Kriminelle, die den Fußball als Plattform benutzen."