Bundesliga

Zukunft der 50+1-Regel offen

DFL: Erstes Treffen ohne Ergebnis

Zukunft der 50+1-Regel offen

Flavio Briatore und Bernie Ecclestone

Englische Verhältnisse: Renault-Teamchef Flavio Briatore (li.) und F1-Boss Bernie Ecclestone sind Miteigentümer der Queens Park Rangers. imago

"Wir wollten bei so einer strategisch wichtigen Entscheidung zunächst zu einer Meinungsbildung in der Bundesliga beitragen. Es ist ein Thema, das zur Chefsache gemacht werden muss und nicht im Alltagsgeschäft verschwinden darf. Eine mögliche Abschaffung der 50+1-Regel würde das Bild der Bundesliga nachhaltig und unumkehrbar verändern. Unser Ziel war es, den Bauch in den Hintergrund und den Kopf, die rationalen Aspekte, in den Vordergrund zu drängen", sagte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert, der bei der ersten Informationsveranstaltung absichtlich noch keine Abstimmung durchführen ließ: "Es geht erst mal um eine Versachlichung der Diskussion. Das Ergebnis ist weiter offen."

Bei dem Meeting in Frankfurt/Main wurden den Vertretern der 36 Bundesliga-Klubs von vier Referenten die Vor- und Nachteile einer möglichen Öffnung für Investoren dargestellt.

Die bisherige 50+1-Regelung besagt, dass der Verein in einer Aktien- oder Kapitalgesellschaft immer 50 Prozent plus eine Stimme halten muss, um Herr im eigenen Hause zu bleiben. Durch diese Regelung wurden im deutschen Profi-Fußball Übernahmen von Klubs durch ausländische Investoren bisher verhindert. In den anderen Top-Ligen ist dies dagegen längst an der Tagesordnung. Allein in der englischen Premier League übernahmen in den vergangenen zwei Jahren acht neue Mehrheitseigner einen Verein. Der Bekannteste ist der russische Öl-Milliardär Roman Abramovich, dank dessen Finanzspritzen der FC Chelsea an die europäische Spitze vordrang.

"Wenn es nur darum ginge, schnelles Kapital in die Liga zu pumpen, würden wir die Regel sofort aufheben. Aber die monetären Interessen stehen nicht immer im Vordergrund. Ich hoffe, alle bringen Weisheit mit und gehen in die kontrollierte Offensive. Es sollte keine emotionale Entscheidung getroffen werden", sagte Seifert.

Erschwerend kommt hinzu, dass der Rechtsanwalt Andres Schollmeier in seinem Vortrag ausführte, dass die Beibehaltung der 50+1-Regel vor dem europäischen Recht aller Voraussicht nach keinen Bestand haben würde. Eine Neuregelung würde dann sogar notwendig werden. Allerdings müssen Satzungsänderungen von einer Zwei-Drittel-Mehrheit der Mitgliederversammlung des Ligaverbandes und des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) abgesegnet werden.

"Wir haben die feste Absicht, bis Ende 2008 eine endgültige Entscheidung zu treffen. Wir haben aber erkennen müssen, dass es nicht einfach ist, eine Lösung zu stricken, die rechtlich einwandfrei ist", umschrieb DFL-Präsident Dr. Reinhard Rauball das Problem.

Derzeit spricht allerdings einiges dagegen, dass die erforderlichen 25 der 36 Profiklubs für eine Abschaffung der 50+1-Regel stimmen würden. Zu unterschiedlich ist noch die Haltung der Verantwortlichen.

So hat sich neben Kind auch noch Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser als Befürworter der Abschaffung der 50+1-Regel etabliert. Dagegen positionierten sich Bayern-Manager Uli Hoeneß und Frankfurts Vorstandsboss Heribert Bruchhagen als Gegner eines "Oligarchentums“ in der Bundesliga. Auch Gerhard Mayer-Vorfelder sprach sich zuletzt als Vize-Präsident der Europäischen Fußball-Union (UEFA) gegen den Einstieg von ausländischen Investoren in der Bundesliga aus. "In Deutschland darf kein Geldgeber die Mehrheit eines Klubs übernehmen. Das verhindert, dass Einzelpersonen den Fußball wie ein Spielzeug behandeln und wegwerfen, wenn sie ihren Spaß verloren haben. Ich möchte mal sehen, was mit Chelsea passiert, wenn Abramovich den Hahn zudreht", sagte der ehemalige DFB-Präsident.