Bundesliga

"Wir sind zu ängstlich"

Interview der Woche: Peter Wibran

"Wir sind zu ängstlich"

Herr Wibran, beim FC Hansa sind Sie derzeit Torschütze, Ideenspender und Laufwunder in Personalunion. Erlebt die Bundesliga in diesen Wochen den besten Peter Wibran, den es je gab?

Peter Wibran: Ja, ich bin in der Form meines Lebens. Es passt alles.

Was ist Ihr Geheimnis?

Wibran: Erstens habe ich seit zwei Jahren ohne Verletzung durchtrainiert, meine körperliche Verfassung ist optimal.

Ist der so schlecht, wie ihn die Kritiker machen?

Wibran: Das nicht, aber die Bundesliga ist für mich trotzdem nur noch die Nummer drei in Europa. Hinter Italiens Serie A und der englischen Premier League.

Warum?

Wibran: Weil dort die Leistungsdichte in der Spitze größer ist.

Die Fachwelt lobt Sie, nur die beiden schwedischen Nationaltrainer Tommy Söderberg und Lars Lagerbäck ignorieren Sie. Haben Sie jetzt Urlaub für die Zeit der Europameisterschaft gebucht?

Wibran: Ja, eine Woche Mallorca im Juni. Nachdem ich an diesem Mittwoch in Österreich nicht dabei war, dürfte sich das Thema Nationalmannschaft nach zehn Länderspielen für mich erledigt haben.

Fühlen Sie sich zu Unrecht ausgebootet?

Wibran: Ein bisschen schon. Alexandersson von Sheffield Wednesday ist dabei, Schwarz, der in Sunderland spielt, auch; Daniel Andersson aus Bari ebenfalls. Das sind gute Mittelfeldspieler, aber sie kommen von Klubs, die mit Rostock vergleichbar sind. Das einzig Positive an meiner Situation ist, dass ich mich auf Hansa konzentrieren kann.

Ihr Klub steht drei Punkte vor einem Abstiegsplatz und hat ein schweres Restprogramm. Ist da ein Sieg gegen Werder Bremen am Sonntag Pflicht?

Wibran: Wir müssen gewinnen, unbedingt.

Gegen den HSV, Leverkusen und den FC Bayern dürfen Sie ebenfalls noch ran bis Saisonende. Wird Ihnen da angst und bange?

Wibran: Nein. Ich behaupte, dass wir uns gegen die Großen leichter tun. Da kommt unser Konterspiel besser zum Tragen, und die Konzentration des Gegners liegt vielleicht nicht bei 100 Prozent.

Rostocks Abwehr wirkte zuletzt gefestigt, dafür erspielt sich die Mannschaft nur noch wenig klare Torchancen. Warum?

Wibran: Wenn wir in Führung gehen, stehen wir zu tief. Und nach Balleroberung ist zu wenig Bewegung in unserem Spiel.

Fehlt dem Team der Mut?

Wibran: Ja, wir sind zu ängstlich. Gerade bei eigener Führung.

In sieben von neun Rückrunden-Spielen lag Hansa vorn, ein Sieg sprang heraus. Braucht die Mannschaft einen Psychologen?

Wibran: Vielleicht brauchen wir wirklich einen Psychologen. Wir verkaufen uns eindeutig unter Wert. Wir hätten sechs, sieben Punkte mehr haben müssen.

Wer steigt ab?

Wibran: Rostock nicht.

Ohne Auswärtssieg?

Wibran: Neun Punkte brauchen wir noch, das sind drei Heimsiege. Aber ich bin sicher, dass wir auswärts in dieser Saison doch noch die Negativserie beenden. Wir haben zuletzt mehrfach gepunktet, wir gewinnen bald.

Noch mal - wer steigt ab?

Wibran: Duisburg, Bielefeld, Ulm.

Demnächst wird Ihr Berater Roger Ljung nach Rostock kommen, um mit dem Klub über eine vorzeitige Verlängerung Ihres bis 2001 laufenden Vertrages zu verhandeln. Kann Hansa wie gewünscht bis 2003 mit Ihnen planen?

Wibran: Mal sehen.

Das klingt zögerlich.

Wibran: Ich will erstklassig bleiben, und ich will auch nicht ständig gegen den Abstieg spielen.

Lässt sich das in Rostock verwirklichen?

Wibran: Das hoffe ich. Wenn diese Saison alles gut geht, ist nächstes Jahr ein Mittelfeld-Platz machbar.

Zwischen den beiden Serien wird die Europameisterschaft ausgetragen. Wer holt den Titel?

Wibran: Muss ich jetzt Schweden sagen?

Nein.

Wibran: Dann sage ich Holland.

Interview: Steffen Rohr