Bundesliga

"Comeback ohne Risiko"

Karlsruhe: Interview mit Markus Miller

"Comeback ohne Risiko"

Markus Miller

Sieht die Gefahr eines Ausverkaufs: KSC-Keeper Markus Miller. imago

Herr Miller, Sie fehlten verletzungsbedingt beim Test in Reutlingen. Ein Rückschlag?

Markus Miller: Nein. Das Knie ist top! Die Entzündung in der Ferse ist eine Lappalie, aber sehr schmerzhaft.

Ist die Blessur die Folge einer Fehlbelastung des rechten Beins?

Miller: Überhaupt nicht. Neue Schuhe, harte Böden, hohe Belastung im Trainingslager, alles zusammen führte zu einer Reizung.

Am 2.Februar gegen Nürnberg feiern Sie Ihr Comeback?

Miller: Davon gehe ich aus.

98 Tage nach einem Riss des hinteren Kreuzbandes im rechten Knie. Eine Wunderheilung?

Miller: Das ist kein Wunder, eher ein Paradebeispiel für positives Denken. Ich wusste im Hinterkopf immer, wenn alles gut läuft, ist meine Rückkehr in diesem Zeitrahmen möglich.

Ihr kleiner Sohn Lenn oder der ägyptische Arzt Muhammed Khalifa - welches Handauflegen war entscheidend für den sensationellen Genesungsprozess?

Miller: Jeder trug seinen Teil dazu bei. Meine Familie, Khalifa und unser Physioteam mit Steffen Wiemann, Jean-Marc Gabin oder Anja Sabban; sie waren jederzeit, sogar im Urlaub, für mich da.

Sie waren zweimal bei Khalifa, der auch Boris Becker und Franziska van Almsick erfolgreich behandelte. Wie half er konkret?

Miller: Mit seinen Fingern. Seiner manuellen Therapie, einer Art Akupressur. Muhammed hat die Gabe, mit seinen Fingern Selbstheilungskräfte zu aktivieren.

Sie sagten: "Ich bin in Khalifas Praxis gehumpelt, nach der Behandlung rausgejoggt." Wirklich?

Miller: Das war definitiv so.

Teamarzt Dr.Marcus Schweizer zweifelt Khalifas Behandlungsmethoden an, ist skeptisch, dass Ihr Knie mit dem gerissenen Kreuzband dauerhaft der Belastung standhält. Ist die Gefahr gegeben?

Miller: Die Therapie verlief, wie mit Doc Schweizer abgesprochen. Es gibt keine Probleme oder gegenseitige Vorwürfe. Es war letztlich meine Entscheidung, gab nichts, was grob fahrlässig gewesen wäre.

Auf eine OP zu verzichten bedeutet, das gerissene Kreuzband wächst nicht mehr zusammen. Was bewirkt Akupressur?

Miller: Das Kreuzband wächst nicht mehr zusammen. Doch die Behandlung hilft, die Funktion des Knies zu stärken. Es ist so: Ich war dort, es hat mir weitergeholfen, meinem Knie geht es wieder gut!

Ihr Comeback nach nur drei Monaten ist also kein Risiko?

Miller: Nein.

Zeigt das Knie irgendwelche Reaktionen?

Miller: Überhaupt nicht. Die Belastung im Trainingslager war intensiv. Das Knie hat nie auch nur ein Prozent reagiert.

Ist es ein Fehler der Verantwortlichen, keinen Torwart für den Notfall zu holen?

Miller: Zunächst ist es ein Vertrauensbeweis, an mich zu glauben. Es wäre aber völlig legitim gewesen, wenn sie gehandelt hätten, sofern es Komplikationen gegeben hätte.

Alle wichtigen Spieler, auch Sie, haben Ausstiegsklauseln. Hajnals Abschied ist besiegelt. Fürchten Sie, es kommt zum Ausverkauf?

Miller: Die Gefahr besteht. Ich möchte nicht in der Haut von Rolf Dohmen stecken. Alles zu managen ist eine gewaltige Aufgabe. Die Spieler, die hier sind, wissen, was sie am KSC haben. In seiner Art gibt es keinen vergleichbaren Klub in Deutschland. Wenn sie woanders aber viermal mehr verdienen, muss man auch die Spieler verstehen, wenn sie sich anders orientieren sollten. Wir fühlen uns alle wohl hier - den Rest bringt die Zeit.

Kann die Mannschaft den hohen Erwartungen gerecht werden, dem Druck standhalten?

Miller: Es wird jetzt nicht einfacher. Die Gegner wissen nun, mit wem sie es zu tun haben. Aber: Wir sind kein Kanonenfutter, kennen unsere Stärken, wollen weiter unsere Punkte einfahren.

Interview: Uli Gerke