Bundesliga

"Funkel? Da brennt nichts an"

Frankfurt: Interview mit Heribert Bruchhagen

"Funkel? Da brennt nichts an"

Eintracht-Chef Heribert Bruchhagen

Sieht kein Stimmungsproblem in Frankfurt: Eintracht-Chef Heribert Bruchhagen. imago

kicker: Herr Bruchhagen, Ihr Trainer Friedhelm Funkel kritisierte unter der Woche heftig die negative Berichterstattung in den Medien über Eintracht Frankfurt. Sehen Sie sich als Opfer einer Medienkampagne?

Heribert Bruchhagen: Quatsch, das ist keine Kampagne. So ist eben ein Teil der Medien. Man will mithalten und sucht nach Stimmen im Umfeld, bei denen man genau weiß, dass die Dinge raushauen, obwohl sie gar nicht am operativen Geschäft beteiligt sind. Die Aussagen von Funkel und von mir lassen eigentlich wenig Raum für negative Interpretationen, deshalb holt man sich die dann eben woanders.

kicker: Aber selbst Präsident Peter Fischer fordert Verstärkungen.

Bruchhagen: Der Präsident ist für ganz andere Dinge verantwortlich, aber dennoch wird er immer wieder zitiert. Ein Interview mit ihm zu führen ist das Bequemste für alle. Er wird zu etwas gefragt, für das er gar nicht zuständig ist und schon ist das eine Nachricht.

kicker: Aber die schlechte Stimmung im Umfeld ist doch greif- und spürbar.

Bruchhagen: Wir haben kein Stimmungsproblem. Das ist ein von außen hereingetragenes Phänomen, für das es keine Erklärung gibt.

kicker: Aber die vielen Verletzungen haben die Stimmung ein wenig getrübt?

Bruchhagen: Das stimmt. Wir sind in einer prekären Situation, gerade was die Innenverteidigung angeht. Aber eine solche Anzahl von Verletzungen von wichtigen Spielern zu diesem Zeitpunkt habe ich noch nie erlebt.

kicker: Planen Sie deshalb Neuverpflichtungen?

Kommentar

Bruchhagen: Es ist nicht geplant, einen Neuen für hinten zu holen. Ob vor der Saison noch ein Stürmer verpflichtet wird, kann ich nicht sagen. Wir schauen uns tatsächlich noch im Offensivbereich um, aber einen Stürmer zu finden, der besser als Amanatidis und Takahara ist und der auch noch bezahlbar ist - das ist mir noch nicht gelungen.

kicker: Reichen dann die Stürmer?

Bruchhagen: Wir haben Thurk, dazu Heller und Köhler, die noch angeschlagen sind. Da kommen wir schon auf fünf und Streit ist auch ein Offensivspezialist.

kicker: Ist der Kader nicht zu klein?

Bruchhagen: Er ist ausreichend mit 24 Spielern. Zuletzt hatten wir 27, da wurde uns wiederholt vorgeworfen, das sei zuviel. Jetzt wird gesagt, das sei zu wenig, so ist das nun mal in dem Geschäft.

kicker: Wie lauten Ihre Ziele?

Bruchhagen: Wir werden versuchen, uns zu verbessern. Ich werde sicherlich keine Ziele ausrufen. Dafür sind andere da. Mit solchen Interviews wollen Sie mich doch auf eine gewisse Schiene schieben. Ich soll etwas vorgeben, das oberhalb dessen liegt, was in den vergangenen Jahren erreicht wurde. Das wird derzeit bei allen 18 Klubs gemacht. Damit haben sie schon die Grundlage gelegt für Trainerentlassungen, genauso wie im Vorjahr, als von 36 Bundesligaklubs 25 ihre Trainer entlassen haben, weil die Erwartungen zu hoch angesetzt wurden.

Ich habe die Verantwortung, Strömungen, die immer wieder unrealistische sportliche Erwartungen nach sich ziehen, zu begegnen.

Heribert Bruchhagen

kicker: Warum ist es in Frankfurt so schwierig zu arbeiten?

Bruchhagen: Ist es eigentlich nicht. Unserer Vereinspolitik schlägt in Frankfurt und Umgebung nur Sympathie entgegen. Aber die veröffentlichte Meinung stellt ein anderes Bild dar. Die ungeheure Nachfrage nach Karten in der Vorsaison, dazu die Tatsache, dass wir jetzt den Dauerkartenverkauf bei über 26000 gestoppt haben, das alles zeigt doch, dass die Menschen anders denken als geschrieben wird.

kicker: Sind Sie sauer, dass das nicht genügend gewürdigt wird?

Bruchhagen: Nein. In Frankfurt ist eine gewisse Sehnsucht da. Doch ich habe die Verantwortung, Strömungen, die immer wieder unrealistische sportliche Erwartungen nach sich ziehen, zu begegnen.

kicker: Wie wichtig wird das erste Spiel gegen Berlin für den Verein und Friedhelm Funkel?

Bruchhagen: Funkel ist einer der erfahrensten Trainer in der Bundesliga. Er wird mit solchen herbeigeredeten Szenarien glänzend fertig. Funkel ist sehr anerkannt. Wir haben geschlossene Reihen einschließlich Vorstand und Aufsichtsrat. Da brennt nichts an.

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