Bundesliga

Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke über die Super-League: "Die Bundesliga darf nie zur Disposition stehen"

Der BVB-Boss über die Super League

Watzke: "Die Bundesliga darf nie zur Disposition stehen"

Will die Bundesliga niemals verlassen: Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.

Will die Bundesliga niemals verlassen: Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Getty Images

Frage: Der Dortmunder Sieg in Wolfsburg, Bayern spielt nur 1:1. Das heißt für die Borussia?

Watzke: Bayern interessiert mich nicht. Wir haben gewonnen, das ist wichtig. Das war natürlich heute gut, da kann ich mir vorstellen, dass das Gefühl aufgekommen ist: Der BVB hat so viele Spiele binnen weniger Tage gemacht, und jetzt wird das Team vielleicht eine schwächere Phase haben. Insofern war das gut, und wir haben es relativ sicher durchgebracht. Wir hätten nur das 2:0 machen müssen. Jetzt brauchen Sie mich trotzdem zum Bayern-Spiel nichts zu fragen, denn wir spielen meines Wissens vorher bei Atletico.

Frage: War das heute eine neue Qualität? Kein Hurra-Stil, sondern eine Führung souverän verwaltet zu haben, ohne dass diese wirklich in Gefahr geraten ist?

Watzke: Wenn du jeden dritten Tag spielst, kannst du nicht immer Hurra spielen, sonst bist du verloren. Man hat das schon das ein oder andere Mal gesehen. Beispielsweise haben wir auch das Spiel gegen Monaco relativ gut verwaltet. Das musst du haben in so einer Phase, wenn du am Dienstag nach Madrid musst. Da wird auch einiges los sein.

Frage: In den letzten Tagen wurden Sie bestimmt schon häufiger auf die Super-League-Pläne angesprochen, die von "Football Leaks" veröffentlicht wurden. Wie stehen Sie diesen gegenüber?

Watzke: Es ist klar, dass wir als Borussia Dortmund, und das gilt auch für den FC Bayern, auch Optionen prüfen müssen. Man muss sich immer Gedanken machen, ob man neue Entwicklungen mitnimmt oder nicht. Das ist normal. Wenn wir das nicht machen würden, würden die Leute sagen: "Entschuldigung, verschlafen die da etwas?"

Wir sind gerne in der Bundesliga, wir leben die Bundesliga, aber wir müssen auch das Gefühl haben, dass man uns respektiert.

Hans-Joachim Watzke

Aber eines ist auch klar, das habe ich auch dem "Spiegel" gesagt: Borussia Dortmund wird für keinen Wettbewerb dieses Planeten die Bundesliga verlassen. Die Bundesliga ist deutsches Kulturgut, da bin ich Traditionalist. Das steht über allem. Auf der anderen Seite sollten die anderen Vereine in der Liga das respektieren, was Bayern München, aber auch der BVB für den deutschen Fußball geleistet haben. Und da nicht permanent mit unsinnigen und überflüssigen Diskussionen um Verteilung von TV-Geldern anfangen. Wir haben in Deutschland eine sehr soziale Verteilung, die sollte man beibehalten und nicht permanent versuchen, querzuschießen. Wir sind gerne in der Bundesliga, wir leben die Bundesliga, aber wir müssen auch das Gefühl haben, dass man uns respektiert.

Frage: Könnte es trotzdem über die Bundesliga hinaus zu so einer Super League kommen?

Watzke: Das weiß ich nicht. Wir sind nicht involviert.

Frage: Aber als Mitspieler?

Watzke: Ja, so doof sind die ja auch nicht, dass sie uns ganz gerne dabei hätten. Aber was die Planungen anbetrifft - so es überhaupt welche gibt - müssen Sie die vom "Spiegel" genannten Klubs fragen. Karl-Heinz Rummenigge als ehemaliger ECA-Chef würde da natürlich eine wichtige Rolle spielen. Aber ich vermute, das Thema war vor zwei Jahren viel heißer als jetzt.

Frage: Halten Sie es grundsätzlich für möglich, dass so etwas passieren könnte?

Watzke: Im Fußball halte ich alles für möglich. Gerade von den großen Klubs im Ausland, die teilweise Investoren aus Amerika oder anderen Staaten haben. Dort ist das ja sowieso eine ganz andere Welt. Ich will das auch nicht zu negativ sehen. Aber noch einmal, das alles entscheidende ist: Egal, ob du letztlich Champions League oder Super League spielst. Die Bundesliga darfst du niemals zur Disposition stellen, das ist unsere Tradition, das ist überhaupt kein Thema.

Michael Richter/kög

Bilder zur Partie VfL Wolfsburg - Borussia Dortmund