Bundesliga

Labbadia: "Wir wissen nicht, wie stark wir sind"

Wolfsburg: Drei Härtefälle und eine besondere Erinnerung an Schalke

Labbadia: "Wir wissen nicht, wie stark wir sind"

"Wir wollen mehr Spiele gewinnen als verlieren": VfL-Coach Bruno Labbadia.

"Wir wollen mehr Spiele gewinnen als verlieren": VfL-Coach Bruno Labbadia. imago

Konfrontiert mit der Statistik, lacht Labbadia freudig auf. "Wahnsinn", sagt der Fußballlehrer, der am 1. August 1987 sein erstes Erstligaspiel für den Hamburger SV bestritt - gegen Schalke 04. Jenem Gegner, gegen den der Stürmer von einst am Samstag 31 Jahre später als Trainer des VfL Wolfsburg in die neue Spielzeit startet. Von Routine oder gar Langeweile ist bei Labbadia aber keine Spur. Im Gegenteil: "Es macht totale Lust, weil man nie weiß, was auf einen zukommt. Das macht den Job sehr besonders. Die Vorfreude ist da, Routine kommt sehr selten auf."

Für den VfL wiederum soll der nun schon zwei Jahre andauernde Abstiegskampf nicht länger zum lästigen Begleiter werden. Mit Labbadia an der Linie und Geschäftsführer Jörg Schmadtke sowie Sportdirektor Marcel Schäfer auf der Kommandobrücke soll es wieder aufwärtsgehen. Wie weit? "Wir tun gut daran", erklärt Labbadia, "jetzt mehr zu arbeiten als zu sprechen. Es ist schwierig nach zwei Jahren. Wir wissen nicht, wie stark wir sind, wie stark die Gegner sind. Wir sind keine total eingespielte Mannschaft."

Skepsis ist greifbar

Und doch weiß jeder: Das Chaos der Vorjahre, das den VfL beinahe in die 2. Liga gespült hat, sollte der Vergangenheit angehören. Eine gewisse Skepsis ist greifbar, der Funke von der Mannschaft auf das Publikum muss erst einmal wieder überspringen. Mit 18.000 Dauerkarten hat der Klub 2.500 weniger Saisontickets an den Mann gebracht als im Vorjahr. "Wir freuen uns, dass wir uns zu Hause präsentieren können“, sagt Labbadia. Ein klares Saisonziel mag der Coach aber noch nicht formulieren. "Wir wollen mehr Spiele gewinnen als verlieren."

Dabei kommt es auch auf den Trainer an. Labbadias Kader umfasst nach der Ausleihe am Mittwoch von Victor Osimhen an den RSC Charleroi immer noch 33 Spieler, der Großteil ist einsatzbereit, doch nur 18 Mann kann der Coach für sein Spieltagsaufgebot gegen Schalke nominieren. Deswegen sucht der Trainer dieser Tage vielfach das Gespräch mit den Akteuren, die außen vor sind. "Das ist eine der unangenehmsten Entscheidungen", sagt der Coach, "das macht man nicht gerne." Labbadia plädiert dafür, an einem Spieltag, wie in der italienischen Serie A gehandhabt, auf mehr als 18 Spieler zurückgreifen zu können. "Wir sollen schließlich eine Mannschaft sein, und dann muss ich Spieler auf die Tribüne schicken."

Härtefälle sind vorprogrammiert

Am Samstag wird es den einen oder anderen Härtefall geben. Sowohl was die erste Elf als auch den Kader betrifft. Gian-Luca Itter zum Beispiel, hochtalentierter Linksverteidiger, kommt am Wochenende in der Wolfsburger U23 in der Regionalliga zum Einsatz. Für die Startelf zeichnen sich drei Härtefälle ab: Erhält auf der Acht Yannick Gerhardt oder der frischgebackene Vater Yunus Malli den Vorzug? Spielt auf dem rechten Flügel Renato Steffen oder Admir Mehmedi, einer der Gewinner der Vorbereitung? Im Sturm kämpfen wiederum Daniel Ginczek, der aufgrund eines grippalen Infekts ebenso kürzergetreten ist wie Maximilian Arnold, und Wout Weghorst um einen Platz. "Ich bin froh", sagt der Trainer, "dass ich da eine schwere Entscheidung habe." 1987, bei seinem ersten Bundesligaspiel für den HSV, wurde Labbadia übrigens zur 2. Halbzeit eingewechselt. Kurz vor Schluss schoss er gegen Schalke sein erstes von insgesamt 103 Erstligatoren zum 5:2-Endstand.

Thomas Hiete

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