Bundesliga

Nagelsmann und die Erwartungshaltung

Bittencourt sieht "sehr hohes Niveau"

Nagelsmann und die Erwartungshaltung

Kann mit Druck umgehen: Julian Nagelsmann.

Kann mit Druck umgehen: Julian Nagelsmann. imago

Denn das ist fast schon normal bei einem Klub, der nur auf eine kurze Historie im Profifußball zurückblicken kann. Da hat mancher Anhänger nicht immer ein Gespür für Realismus. Die damalige Mittelklasseplatzierung, im Negativen verstärkt durch den Eindruck des enttäuschenden Europa-League-Aus, beispielsweise quittierten einige Fans mit Pfiffen im Heimspiel gegen Freiburg Ende Februar. Das ärgerte den Trainer, der umgehend mit einem Appell reagierte.

Dass er mit dieser Erwartungshaltung jedoch sportlich umzugehen weiß, demonstrierte der 30-Jährige im weiteren Saisonverlauf. "Druck", sagte der Coach zuletzt, "war letztes Jahr auch da, da sind wir dann Dritter geworden." Gewohnt flapsig führt er weiter aus: "Die logische Reihenfolge wäre, jetzt Zweiter zu werden. Ich glaube, das wird eng. Aber wir probieren's."

Trainersteckbrief Nagelsmann
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Bittencourt: "Wenn du bei einem großen Verein spielen möchtest..."

Keiner erwartet im Kraichgau Rang zwei, das liegt auf der Hand. Nichtsdestotrotz zeugen zum Beispiel die Aussagen Leo Bittencourts von einem gewissen Standing der TSG in der Bundesliga. Der Mittelfeldmann wurde nach der Konkurrenzsituation auf seiner Position, der Acht, gefragt. Dort wollen neben ihm auch noch Vincenzo Grifo, Kerem Demirbay und Nadiem Amiri zum Zug kommen. Auch Steven Zuber, Dennis Geiger, Lukas Rupp und Florian Grillitsch können das spielen. "Wenn du bei einem großen Verein spielen möchtest, gehört sich das so", sagte also Bittencourt.

Großer Verein. Dass einer wie Bittencourt, der trotz seiner erst 24 Jahre schon für Borussia Dortmund, Hannover 96 und den 1. FC Köln in der Beletage spielte, das sagt, verdeutlicht, dass Hoffenheim aus nationalem Blickwinkel mittlerweile ein Verein fürs obere Drittel ist.

Zu dieser Wahrnehmung hat sehr wahrscheinlich die Wiederholung der Qualifikation fürs internationale Geschäft beigetragen. Und solange diese Erwartungshaltung nicht zur negativen Last wird, siehe eben die Pfiffe aus dem Februar gegen Freiburg, kann sie durchaus beflügelnd wirken, weil die Brust eines Favoriten in der Regel breiter ist. Rein sportlich jedenfalls sieht Bittencourt das Team dafür gerüstet. Für konkrete Rückschlüsse sei es noch zu früh, aber, so sagt der Neue zur Leistungsdichte: "Das Niveau ist sehr, sehr hoch."

Benni Hofmann