Bundesliga

Was der Malli-Transfer für Mainz bedeutet

Heißt die Lösung Muto?

Was der Malli-Transfer für Mainz bedeutet

Nicht mehr auf dem Zettel: FSV-Trainer Martin Schmidt und Yunus Malli.

Nicht mehr auf dem Zettel: FSV-Trainer Martin Schmidt und Yunus Malli. imago

Aus Marbella berichtet Benni Hofmann

Vormittagstraining im Estadio San Pedro de Alcantara. Mittagessen. Abfahrt 14.20 Uhr. Eine 481-Kilometer-Fahrt mit dem Auto von Marbella nach La Manga, wo der VfL aktuell Hof hält. Medizincheck. Vertragsunterschrift bis 2021. Das war der Arbeitstag von Yunus Malli. "Es war ein sehr schneller Transfer", erklärt Rouven Schröder. Das übliche, manchmal wochenlange Säbelrasseln fehlte. Seit zwei, drei Tagen, so sagte der Sportdirektor am späten Abend, habe die ganze Geschichte an Dynamik gewonnen.

Spielersteckbrief Malli
Malli

Malli Yunus

Spielersteckbrief Muto
Muto

Muto Yoshinori

Bundesliga - Topspieler (Mittelfeld) 2016/17
RB Leipzig Keita Naby
2,58
Bayern München Ribery Franck
2,61
RB Leipzig Forsberg Emil
2,69

Knackpunkt Frühjahr 2015

Wer diesen Transfer in seiner Gesamtheit beleuchten will, der muss zurück ins Frühjahr 2015. Im Juni 2015 wäre Mallis Vertrag ausgelaufen. Ex-Manager Christian Heidel stand vor der Frage: ablösefrei gehen lassen oder zu einem für Mainzer Verhältnisse maximalen Gehalt verlängern? Heidel entschied sich für die zweite Option, musste aber die Pille Ausstiegsklausel schlucken. Die galt jeweils nur für den Sommer und reduzierte sich jährlich. Von elf (2015) auf zehn (2016) auf neun Millionen Euro, die in diesem Juni bzw. Juli oder August fällig gewesen wären. 2018 hätte es nichts mehr gegeben. Insofern erlöst Schröder nun 3,5 Mio. mehr, als im Sommer drin gewesen wären. Ein nachvollziehbarer Schritt.

Zumal Malli bereits vor Jahresfrist ein konkretes Angebot von Borussia Dortmund vorliegen hatte. Der 24-Jährige wäre gerne zu Thomas Tuchel gewechselt, die Rheinhessen legten ihr Veto ein. Malli ließ sich keinesfalls hängen, traf aber auch nicht mehr so zuverlässig (dreimal) wie während der sensationellen Vorrunde 2015/16 (achtmal). Die anschließende Europa-League-Qualifikation bestätigte die Winter-Entscheidung. Ihm nun den Wechselwunsch ein zweites Mal zu verwehren? Das birgt Risiken, da kann Psychologie eine Rolle spielen - auch wenn mit dem türkischen Internationalen, ganz nüchtern an den Zahlen der bisherigen Runde gemessen, acht Tore und zehn Assists in den Pflichtspieleinsätzen den Klub verlassen.

Er kommt damit sportlich und wirtschaftlich in eine andere Sphäre.

FSV-Sportdirektor Rouven Schröder

"Er kommt damit sportlich und wirtschaftlich in eine andere Sphäre", findet Schröder. Wirtschaftlich definitiv, sportlich allerdings muss sich der VfL nach eineinhalb verkorksten Bundesliga-Jahren erst wieder beweisen. Mit Malli. Der, so der FSV-Sportdirektor, "zu keiner Zeit zu verlängern gewesen wäre". Mit diesem Satz gehen wir wieder zurück ins Jahr 2015. Da ist Heidel an die Gehaltsgrenzen gegangen. Einen neuen Vertrag aufsetzen und damit Malli gewissermaßen seine 2017er Ausstiegsklausel abkaufen? Schröder: "Dafür hätte ich mehr Budget gebraucht, irgendwann müssen wir sagen: Wir können nicht weiter. Wir als Verein müssen auch der Wirtschaftlichkeit Rechnung tragen."

Martin Schmidt wird sich nicht gefreut haben. Auch wenn Schröder betont, dass man die Entscheidung in der Gesamtheit zusammengetroffen habe, "aber wie Martin das im Einzelnen betrachtet, muss er selbst erklären". Keine Frage: Ein Trainer will seine besten Spieler halten. Doch für einen Klub mit einem Etat aus dem unteren Bundesliga-Drittel gibt es Nöte bei gewissen Summen.

Wer schließt die Lücke?

Wie wird Schmidt das Malli-Loch nun füllen? "Es ist viel Offensivpotenzial vorhanden", sagt Schröder. Möglichkeiten gibt es in der Tat. Eine Umstellung des 4-2-3-1 wäre denkbar. Beispielsweise könnte der ballsichere Fabian Frei als gestaltender Achter vor die Doppelsechs rücken, möglicherweise auch José Rodriguez, an dem aber nach kicker-Informationen Chievo Verona Interesse zeigt. Der junge Suat Serdar könnte diese Position dynamischer, aggressiver interpretieren.

Externe Lösungen oder Muto

Auch einen Nachkauf will Schröder nicht ausschließen - der Januar ist noch lang. "Wir bewahren die Ruhe. Es ist keine Situation, in der wir uns plötzlich umschauen müssen." Soll heißen: Es gibt eine Liste mit potenziellen Nachfolgern. Ob die externen Kandidaten finanzierbar sind? Das ist im Wintertransferfenster, in dem die Preise ohnehin höher liegen als im Sommer, eher unwahrscheinlich. Zu den internen Kandidaten zählt auch Yoshinori Muto.

Der spritzige Japaner könnte die Rolle im Prinzip eins-zu-eins ausfüllen - mit etwas weniger Übersicht vielleicht, dafür aber noch mehr Zug zum Tor. Man darf also gespannt sein, wen Trainer Schmidt bei den beiden anstehenden Tests gegen ADO Den Haag (Fr., 15 Uhr) und Feyenoord Rotterdam (Sa., 15 Uhr) auf der Zehn (oder der Acht) ins Rennen schickt.

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