Bundesliga

Frankfurt ist der "Kartenmeister" der Liga

Vehs Team zwischen Aggressivität und Übermotivation

Frankfurt ist der "Kartenmeister" der Liga

Kein seltenes Bild: Ein Frankfurter, hier Slobodan Medojevic in Dortmund, sieht eine Karte - in diesem Fall flog er mit Gelb-Rot vom Platz.

Kein seltenes Bild: Ein Frankfurter, hier Slobodan Medojevic in Dortmund, sieht eine Karte - in diesem Fall flog er mit Gelb-Rot vom Platz. imago

Frankfurt ist der aktuelle Kartenmeister der Liga mit 41 Gelben und zwei Gelb-Roten-Karten. In der Fair-Play-Tabelle liegt nur der VfB Stuttgart (38 Gelbe, zwei Gelb-Rote und eine Rote Karte) hinter der Eintracht. Ob das gute Voraussetzungen sind vor dem mit Hochspannung erwarteten Keller-Duell mit Bremen, darf bezweifelt werden.

Die verkorkste Hinrunde mit einem halbwegs versöhnlichen Jahresabschluss hinter sich lassen, so lautet das Ziel beider Klubs. Wenn die Gemüter erhitzt sind in einem solchen Abstiegskrimi, gilt es daher umso mehr, die Nerven zu bewahren, eine besonnene, geschickte Zweikampfführung an den Tag zu legen. In diesem Punkt weist die Eintracht Nachholbedarf auf.

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Gegen Werder fehlt schon der sechste Eintracht-Profi gesperrt - wieder ein Liga-Höchstwert! Slobodan Medojevic sah in Dortmund Gelb-Rot. Ob die zweite Verwarnung diskutabel ist oder nicht - fest steht, dass ein bereits mit Gelb vorbelasteter Bundesliga-Profi kurz vor der Halbzeit nicht so unbeholfen und fahrlässig von hinten in einen Zweikampf im eigenen Strafraum gehen darf, wie Medojevic gegen Gonzalo Castro. Den zudem fälligen Foulelfmeter beim Stand von 1:1 vergab Pierre-Emerick Aubameyang zwar, nur noch zehn Eintracht-Spieler waren gegen die Borussia eine ganze Halbzeit lang jedoch auf noch verlorenerem Posten als ohnehin schon. Das 1:4 war eine logische Konsequenz.

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Kurios: Ansonsten präsentierte sich der Kartenmeister in Dortmund ganz zahm, beging neben Medojevics Vergehen in Dortmund nur ein weiteres Foul im ganzen Spiel.

Ähnlich verantwortungslos wie Medojevic hatte sich Kapitän Alex Meier beim 1:2 im Rhein-Main-Derby in Mainz eine Gelb-Rote-Karte eingehandelt. Im darauffolgenden, brisanten Nachbarschaftsduell mit Darmstadt 98 (0:1) lagen bei einigen Frankfurter Akteuren die Nerven blank. Haris Seferovic, der schon nach dem 12. Spieltag wegen seiner fünften Gelben Karte zwangspausieren musste, riskierte in der 39. Minute durch ein übermotiviertes, rüdes Einsteigen von hinten an der gegnerischen Torauslinie einen Platzverweis, kam mit seiner sechsten Gelben davon.

Gegen Darmstadt waren zwei, drei Spieler übermotiviert. Der Rest ist dem Druck erlegen.

Frankfurts Manager Bruno Hübner

Seine Kollegen Marc Stendera, Carlos Zambrano und Marco Russ handelten sich jeweils ihre fünfte Verwarnung ein. Ob es Kalkül war, lieber in Dortmund als gegen Bremen zu fehlen, wird ihr Geheimnis bleiben. Sportdirektor Bruno Hübner stellte jedenfalls fest: "Gegen Darmstadt waren zwei, drei Spieler übermotiviert. Der Rest ist dem Druck erlegen."

Im Abstiegskrimi gegen Werder hat die Veh-Elf nun die Möglichkeit, ihre Aggressivität in die richtigen Bahnen zu lenken und sich nicht von Übermotivation leiten zu lassen. Fouls und Gelbe Karten gehören zum Spiel, optimalerweise sollten sie jedoch taktisch geschickt eingesetzt werden und dem Erfolg dienen. Insofern muss der Titel des Kartenmeisters nicht nur eine negative Bedeutung für Eintracht Frankfurt haben.

Carsten Schröter