Bundesliga

Keine Schutzsperre gegen Schiedsrichter

Kempter-Amerell-Affäre als Auslöser für Steuerfahndung

Keine Schutzsperre gegen Schiedsrichter

"Die korrekte Versteuerung seiner Einnahmen obliegt jedem Schiedsrichter selbst": Wolfgang Niersbach.

"Die korrekte Versteuerung seiner Einnahmen obliegt jedem Schiedsrichter selbst": Wolfgang Niersbach. imago

"Das ist kein Thema. Eine Schutzsperre kann nur dann zur Anwendung kommen, wenn es sich um mögliche Verfehlungen im Rahmen der konkreten Schiedsrichtertätigkeit handelt, also zum Beispiel ein Manipulationsverdacht im Raum steht. Für ein eventuelles Fehlverhalten im privaten Bereich greift eine solche Maßnahme nicht", erklärte DFB-Mediendirektor Ralf Köttker am Dienstag.

Es liegt offenbar ein Verdacht vor, dass Unparteiische in der Vergangenheit ihre Einnahmen möglicherweise nicht gemäß den Statuten versteuert haben.

DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach sagte: "Es gibt keinerlei Vorwürfe gegen den DFB. Wir werden die Steuerbeamten bei den Ermittlungen selbstverständlich mit all unseren Möglichkeiten unterstützen." Niersbach wies darauf hin, dass "die korrekte Versteuerung seiner Einnahmen" jedem Schiedsrichter selbst obliege. Laut SZ-Angaben soll der DFB zudem bereits seit dem Frühjahr von möglichen Unregelmäßigkeiten gewusst haben.

Völlig überrascht zeigten sich derweil der DFB-Schiedsrichter-Chef Herbert Fandel sowie Lutz Wagner, Mitglied der DFB-Schiedsrichter-Kommission. "Wir warten jetzt erst einmal die Ermittlungen ab", sagte Fandel. Wagner betonte: "Für uns ist es derzeit noch unmöglich, etwas Konkretes zu dieser Thematik zu sagen. Grundsätzlich ist aber jeder Schiedsrichter selbst für die Abgabe seiner Steuern zuständig."

Wohnungsdurchsuchungen in Süddeutschland

Neben der Durchsuchung der DFB-Zentrale wurden nach SID-Informationen vor allem in Süddeutschland mehrere Wohnungen prominenter Bundesliga-Referees unter die Lupe genommen. "Michael Kempter ist einer der Betroffenen des Verfahrens, das kann ich bestätigen", sagte sein Anwalt Christoph Schickhardt am Dienstag der dpa. Berichte über eine angebliche Durchsuchung der Privaträume Kempters am Montag in Sauldorf dementierte Schickhardt aber: "Eine Hausdurchsuchung bei Herrn Kempter gab es nicht." Das deutsche Schiedsrichterwesen war bereits vor zwei Jahren einmal ins Visier der Steuerbehörden geraten: 2009 wurde der frühere FIFA-Referee Michael Kempter wegen Steuerhinterziehung in mehreren Fällen zu einer Geldstrafe in Höhe von 23.750 Euro verurteilt. "Michael Kempter hat das längst transparent dargelegt und den Behörden gegenüber immer mit offenen Karten gespielt. Dem DFB ist dieser Vorgang bekannt", sagte Schickhardt dem SID.

Sex-Skandal Amerell-Kempter als Auslöser der Steuerfahndung

Dass der pikante Sex-Skandal zwischen Kempter und Amerell in Zusammenhang mit der anonymen Anzeige steht, die zu den Hausdurchsuchungen am Montag führte, bestätigte Schickhardt am Dienstag. Amerell soll die Steuerfahndung in Augsburg informiert haben, woraufhin diese ihre Anfangsermittlungen auf knapp zwei Dutzend Personen aus dem Schiedsrichterwesen ausweitete. "Das Verhalten des Herrn Amerell ist einfach nur noch beschämend. Vielleicht versteht er sein Vorgehen selbst noch, sonst aber niemand mehr", sagte Schickhardt dem SID.