Bundesliga

Die Patzer-Serie des Per M.

Bremen: Nationalverteidiger im Formtief

Die Patzer-Serie des Per M.

Zum Wegschauen: Per Mertesacker spielt eine schlechte Saison.

Zum Wegschauen: Per Mertesacker spielt eine schlechte Saison. picture-alliance

Schnell noch einen Schluck aus der Pulle, dann stellte er sich an "diesem rabenschwarzen Tag". Per Mertesacker ist niemand, der davonläuft, ganz gleich, wie sein Allgemeinbefinden sich ausnimmt. So lief der Nationalspieler aus Bremen auch nach der desillusionierenden 0:4-Packung beim HSV nicht an den Kameras, Mikrofonen und Notizblöcken vorbei. Mertesacker stellte sich. Wie ein Mann. Wie ein Held, der gescheitert ist.

"Es soll anscheinend solche Tage geben", begann der Werder-Versager, bei allen vier Gegentreffern mit Schuld behaftet, "an denen einem nichts gelingt." Keine Ausflüchte, keine Beschönigungen: "Und bei einer solchen Partie werden dann auch Fehler gnadenlos bestraft."

Bundesliga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Borussia Dortmund Borussia Dortmund
55
2
Bayer 04 Leverkusen Bayer 04 Leverkusen
45
3
Bayern München Bayern München
42
Spielersteckbrief Mertesacker
Mertesacker

Mertesacker Per

Werder Bremen - Vereinsdaten
Werder Bremen

Gründungsdatum

04.02.1899

Vereinsfarben

Grün-Weiß

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Dass sich erfahrene Leute wie Mertesacker, immerhin mit der Routine aus 74 Länderspielen und der Teilnahme an drei großen Turnieren mit der Länderelf, solche Patzer erlauben, erstaunte die Verantwortlichen. Werder-Chef Klaus Allofs bewertete dies als Zeichen der allgemeinen Verunsicherung, die ins Team Einzug gehalten habe.

Eine ellenlange Mängelliste

Mertesackers Mängelliste sieht so aus. Vor dem 0:1: Anstatt den Ball wegzuschlagen, spielt er unnötig Kollege Mikael Silvestre an. Vor dem 0:2: Er lässt sich auf einen Zweikampf mit Petric ein und verliert den Ball. Vor dem 0:3: Nach guter Balleroberung verliert er erneut die Kugel. Vor dem 0:4: Der Steilpass von Zé Roberto passiert die Schnittstelle im Abwehrzentrum.

Vier Patzer, Sinnbild der missratenen Spielzeit des Abwehrmanns, den die Datenbank des kicker in einer unrühmlichen Rubrik an der Spitze führt. Zehn dicke Schnitzer sind aufgelistet, die zu Gegentoren geführt haben - Liga-Spitzenwert. Dahinter folgen mit Nikolov (Frankfurt) und Sippel (Kaiserslautern), die je sechs Schnitzer auf ihrem Konto haben, zwei Torhüter, gefolgt von einem weiteren Bremer, dem Mertesacker-Nebenmann Sebastian Prödl (fünf persönliche Patzer).

Auch der Blick in die Noten-Tabelle beweist, dass der Lulatsch, der Defizite im Spielaufbau verrät, oft hüftsteif wirkt, seine konstant gute Form verloren hat. Seit 2003 (damals für Hannover 96) spielt er in der Liga, fast immer pendelte sein Notenschnitt um befriedigend oder besser. In dieser Saison liegt er bei 3,73, einer Zensur, die Durchschnitt signalisiert. Bei 34 wettbewerbsübergreifenden Pflichtspielen heimste er nur dreimal eine bessere Note als "3" ein.

Naldos Ausfall macht sich bemerkbar

"Es läuft nicht so", gestand Mertesacker bereits im Winter, "wie ich es mir vorgestellt habe." Der Verlust des Partners Naldo (28) macht sich nachteiliger bemerkbar, als viele vermuten haben. Mertesacker nur ein Mitläufer, kritisch beäugt von den professionellen Beobachtern des Nationalteams. Obwohl sein Status bei Jogi Löw unverändert ist. "Gesetzt" sei der Bremer. Der Bundestrainer sagt dies trotz der unverkennbaren Formschwäche des Werder-Profis, hält zu ihm - wie schon in den Fällen Klose oder Podolski.

Wichtig sei, so Mertesacker, die Lehren aus solchen Fehlern zu ziehen. Berater Roman Pletz schildert seinen Zögling als einen "selbstkritischen Spieler, der direkt nach dem Spiel eine nüchterne Fehleranalyse vornehmen kann". So war es in Hamburg. "Merte" sah bei allem Eingeständnis von Fehlverhalten "für die Zukunft keine Problematik". Er bezog dies ausdrücklich auf Werders Gesamtsituation: "Wir haben gezeigt, dass wir wieder aufstehen können." Er zielte aber auch auf seine persönliche Lage: "Ich freue mich auf bessere Tage."

Hans-Günter Klemm