Bundesliga

"Das ist die Bilanz eines Absteigers"

Gladbach: Eberl nimmt Routiniers in die Pflicht

"Das ist die Bilanz eines Absteigers"

Die Euphorie aus dem Derbysieg gegen Köln ist in Rekordzeit verflogen: In Gladbach herrscht wieder Tristesse.

Die Euphorie aus dem Derbysieg gegen Köln ist in Rekordzeit verflogen: In Gladbach herrscht wieder Tristesse. imago

"Ich koche innerlich", verriet der kantige Verteidiger wenig später und musste mühsam seine Wut zähmen über schlimme Abwehrpatzer, die den Mainzer Sieg ermöglicht hatten. "Eigentlich läuft alles komplett für uns in diesem Spiel, wir hatten alles in der Hand. Unfassbar, dass wir das mit so billigen Gegentoren noch hergeben."

Das umjubelte 4:0 in Köln vor einer Woche sollte eigentlich der Start in bessere Zeiten sein. Wie instabil das Gladbacher Gebilde aber ist, belegte das Spiel gegen Mainz. Tolle Szenen in der Offensive, zwei herrliche Treffer durch Marco Reus (21), doch die Abwehr genügt in dieser Besetzung nicht den Bundesliga-Ansprüchen. Saisonübergreifend hat Borussia neun Heimspiele nicht gewonnen - das ist die längste Minus-Serie in der Gladbacher Bundesliga-Geschichte. "Das", sagt Levels düster, "ist die Bilanz eines Absteigers."

Gladbachs böse Serie

Die Borussia ist der 15. Klub in der Bundesliga-Geschichte, dem vom Start weg in sieben Heimspielen kein Sieg gelang (saisonübergreifend sind es sogar neun - damit neuer Vereinsrekord). Von den bisherigen 14 Klubs stieg genau die Hälfte auch ab - zuletzt Hansa Rostock in der Saison 2004/05. Dem Hamburger SV dagegen gelang 2006/07 noch der Sprung auf Platz 7 und in den UI-Cup.

In Rekordzeit verflogen ist die Euphorie des Derbysieges. Bis zur Winterpause geht es um Schadensbegrenzung, im neuen Jahr soll es dann mit der ursprünglich geplanten Formation weitergehen, wenn die Stamm-Innenverteidigung mit Dante (27) und Roel Brouwers (28) wieder fit ist. "Momentan fehlt uns auf dem Platz die Führung. Wir wollen ja nicht ständig darauf hinweisen, dass uns schon dauerhaft sechs, sieben Defensivspieler ausfallen", sagte Sportdirektor Max Eberl (37) am Sonntag, "aber so ist es nun mal. Und wir haben keinen Kader von 30 Mann, mit dem wir solch eine Flut von Ausfällen auffangen können."

Leute wie Daems, Levels oder Marx müssen die Situation jetzt annehmen und vorangehen.

Sportdirektor Max Eberl

Borussia steckt im Keller. Bleibt die Frage: Geht bis zur Winterpause der Anschluss schon verloren? "Die Lage ist gefährlich", gibt Eberl zu, "und unsere vordringlichste Aufgabe in den letzten vier Spielen muss es sein, das Loch nicht zu groß werden zu lassen." Dazu nimmt Eberl vor allem die erfahrenen Spieler in die Pflicht. "Leute wie Daems, Levels oder Marx müssen die Situation jetzt annehmen und vorangehen. Wir brauchen Stabilität, das war und ist die Wurzel unseres Spiels. Mir wird auch zu häufig versucht, Situationen spielerisch zu lösen." 36 Gegentore in 13 Spielen, das ist mit Abstand die schwächste Defensive der Liga. Dennoch findet Eberl: "Dem Eindruck, das sei ein Hühnerhaufen, widerspreche ich energisch. Im Gegenteil, die Mannschaft ist griffig, aber sie macht sich durch Einzelfehler alles wieder kaputt, was sie sich vorne aufbaut."

Die nächsten Aufgaben der Gladbacher bis zur Winterpause werden angesichts dieser wackligen Defensive durchaus diffizil, mit den Auftritten gegen Hannover, in Freiburg und gegen Hamburg. Zuvor geht es - ausgerechnet - zum Duell mit dem Spitzenreiter nach Dortmund. "Das wird eine Herkulesaufgabe", vermutet Eberl und verspricht grimmig: "Aber wir werden auch da antreten."